Donnerstag, 3. Oktober 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1870

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Fillip, der Erdling (19)


...Nicht, dass jemand behaupte, er verbreitete staatsgefährdende Gerüchte.
„Seht ihr, so ist das, wenn man frisierte Infos bekommt.“ sinnierte Fillip, als der Nachbar weg war. „Wir Kleinen werden immer mit Ersatzdrogen gefüttert, immer so, wie es den jeweiligen Machthabern gefällt und die Leute, die sie gerade verbreiten, sich einen Vorteil davon versprechen. So war das vorher, so ist es jetzt und das wird sich erst ändern, wenn keiner mehr Macht über andere ausüben kann. Mit den Ideen der Fremden könnten wir einmal dahin kommen. Aber auch erst, wenn die weg sind. Ob sie das einsehen?“ Eigentlich erwartete Fillip überhaupt keine Antwort auf seine Frage. Manchmal vergaß er einfach, dass gerade Jule mit ironisch gemeinten oder rhetorischen Fragen wenig anfangen konnte.
„Wir werden es ihnen beweisen müssen.“ Jule sagte das in einem so überzeugten Ton, als wäre sie als erwachsener Politiker im Fokus einer Kamera. „Aber mit solchen Kriechern wird das wohl nie was.“
Alle einigten sich darauf, dass Fillip am Montag nach Berlin mitkommen sollte, um für jeden die komische Identität zu beantragen und, wenn möglich, für die Kinder gleich einen Antrag auf Kompetenzprüfung mitzubringen. Ja ja, die Außerirdischen schienen Deutsche zu sein. Anträge über Anträge …
Beim Einschlafen am Sonntagabend flüsterte Fillip in Gabis Ohr: „Was auch immer vorerst passiert, unsere beiden werden sich wohl nun doch nicht in Gefahr bringen.“ Schon wieder flüsterten sich die Eltern noch einiges Andere. Erst, als sie dann wirklich am Einschlafen waren, sagte Gabi sehr leise, und es war nicht eindeutig klar, ob Fillip das wirklich hören sollte: „Hauptsache, sie sind nicht zu engagiert. Dann bringen sie sich vielleicht erst recht in Gefahr ...“
Fillip aber war schon zu müde zum Widersprechen.

Montag, der 28.Oktober, 9.00 Uhr.
„Lass dich nicht kleinkriegen!“


Gut gesagt. Wieder steht die S-Bahn-Fahrt Friedrichstraße – Alexanderplatz auf dem Programm. Wieder mustert Fillip erhofft unauffällig die anderen Leute auf dem Bahnsteig. Wieder hat er das Gefühl, viele von ihnen beobachten genau ihn. Diesmal jedoch mit kritischer Geringschätzung: Der will sich bei den neuen Herren anbiedern. Der Gewalt unterwerfen, obwohl noch nichts entschieden ist. Solche sind es immer, die Eroberungen erst möglich machen. Du Quissling!  ...
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Un die "Gedichte des Tages" melden einen besonderen Grund zur Freude:

Eine vertraute Stimme meldet sich zurück; Herzlich willkommen "An Bord",Uschi Gressmann mit ".jahreszeiten.".
Als Beigabe diesmal im Test mein ".Wo die Tapete nicht bleicht."



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