Donnerstag, 31. Oktober 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1896

.Noch ein weiteres Stück aus dem neuen Band mit Geschichten und Gedichten "Querfeldein ist nicht immer geradeaus"


Thomas Staufenbiel

Zeter und Mordio
(1)
Es regnet. Das ist nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Wir stehen schon eine Weile in einem Hauseingang, die Tropfen platschen gegen die Tür, jeder Tropfen ein Gedanke. Hans in seinem schicken Anzug, Lisa mit den roten Absatzschuhen. Oliver, der unentwegt auf seine Rolex schaut, und ich, der ich sie alle anschaue, die sich längst verändert haben.
Reif und erwachsen sind sie geworden. Selten treffen wir uns noch. Die Gespräche drehen sich hauptsächlich um die Karriere. Etwas wehmütig betrachte ich sie und weiß doch, auch ich bin nicht mehr der Alte. Die Regentropfen bilden eine kleine Pfütze, die sich langsam zu uns herüberschiebt. Wie eine Zunge sieht sie aus. Sie erreicht den Hauseingang, der ebenerdig zu uns führt, und überschreitet die Grenze, die uns von der Außenwelt trennt. Jetzt, in diesem Moment leckt sie an unseren Schuhen, als wolle sie uns an etwas erinnern. Wir fühlen uns komisch, haben das Gefühl, kleiner zu werden. Immer kleiner, und plötzlich stehen wir in unserem alten Haus.

Draußen scheint die herrlichste Sonne. Wir schauen uns an und lauschen. Erst wollen wir es nicht glauben, so etwas gibt es nicht, lässt sich nicht erklären. Letztlich müssen wir uns aber der Gewissheit geschlagen geben. Ja, wir sind wieder zu Hause. Und was passiert nun, fragen wir uns.
Lärm quält sich durch die Flure unseres Hauses und wir möchten fliehen, denn unsere Ohren – ungewaschen und groß – glühen schon von diesem Geschrei. Die Buschkühl, wie immer, denken wir. Ist es wegen uns? Haben wir ihr etwa wieder einen Streich gespielt? Hat Hans Sturm geklingelt oder Lisa den rechten Strumpf von der Leine stibitzt? Nein, heute hat die Buschkühl ein anderes Opfer gefunden. Wir stehen unten im Hausflur und können nicht sehen, wen sie mit endlosen Wortkolonnen eindeckt.
Unser Haus hat drei Etagen. Oben wohnen meine Eltern mit meinem Bruder und mir. Daneben, gleich Tür an Tür, wohnt die Buschkühl. Für uns ist sie alt. Zugegeben, nicht so alt wie das Haus mit seinen Rissen und Furchen im Putz, doch Falten hat auch sie schon genug. So um die vierzig wird sie sein. Unsere Eltern, wir erschrecken bei dem Gedanken, etwas jünger sind sie ja noch, aber bald .... Werden sie dann auch so viel meckern, über alles und jeden?
Wir haben vorgesorgt. Unten im Keller, im hintersten dunklen Winkel, weit hinter den Wäscheleinen mit ihren Hemdsgespenstern, da wo die Dinge stehen, die keiner mehr braucht, dort ist unser Geheimnis. In den letzten einhundert Jahren hat sich niemand mehr so weit in den Keller gewagt. Na gut, denken wir, wir wissen es zumindest von den letzten zwei Jahren, denn so lange schleichen wir selbst schon dort unten herum. Hans war der Erste. Er ist auch der Älteste von uns, hat den meisten Mut. Er geht in die zweite Klasse und gibt mächtig damit an, dass er alles lesen kann, was dort unten an staubigen Wänden und zerbeulten Rohren geschrieben steht. Wir müssen es ihm glauben, wissen aber, er liest weit mehr vor, als dort Worte stehen. ...

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Aber auch die Lyrik verweist mit einem Beitrag auf eine Buchneuerscheinung:

Ja, ich weiß: Es gibt schon jenen Spruch, dass zahme Vögel von Freiheit singen und wilde fliegen, aber von "Zimmerpflanzen" gibt es noch nichts ...
Eines meiner "besonderen" Gedichte, in denen Vögel vorkommen, aber unsichtbare, ist "Daunenweich". Wir sollten bedenken, wie verletzlich unsere Nächsten doch auch sind ... so wie wir... manchmal: https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjuUNC7PxLfc0GqzKR9kxc-tXsYsWB4V7TsyFMhVmkWLLyEXtfJzev4l02qv3m9wSV8JlHDUe4YNJIvSLS4P8f7sucS9yEimsPgXYI-6KRQoCsbBojLWhB7Wvwx8Qqu1kKoF2vpNU3brlMT/s320/cover+mbh-Liebe+kleiner.jpg





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