Freitag, 2. Dezember 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1225

Eine Legende des Friedrichshainer Autorenkreises ist Henry Martin Klemt, der inzwischen in Frankfurt wohnt:

Das war erst die Hälfte der Reise, was zögerst du schon?
Vom Schmerz und vom Glück und vom Schnaps wartet noch ´ne Ration.
Dein Türmchen war immer erst fertig, wenn krachend es fiel.
Mit 50, mein Freund, wird auch aus dem Ernst wieder Spiel.

Die Wege sind weiter  als früher von Tür heut zu Tür -
von einer, die zuschlägt, zu einer, die öffnet sich dir.
Du schwimmst neben Brücken im Fluß, die du selber verbrannt.
Mit 50, mein Freund, kommt keiner mehr trocken an Land.

Wer trennt, wenn er rennt um sein Leben, die Kür von der Pflicht?
Was uns in der Finsternis rettet, das tötet im Licht.
Der Beifall, mit Hunger verschlungen und ohne Verdacht:
Mit 50, mein Freund, da weiß man, wie grau der  uns macht.

Der Aufstieg beginnt nicht am Gipfel. Der Mensch wird nicht klug,
der nie seinen Feind überrannt hat, den Freund niemals trug.
Verstreut sind, für die du die Windeln gekocht hast, weltweit.
Mit 50, mein Freund, da hat man im Bett wieder Zeit.

Die Wunder sind selten, die Rätsel der Welt nicht gelöst.
Vielleicht bist du zu oft versackt oder hast sie verdöst.
Doch ob du  rasiert bist, geschminkt und toupiert oder nicht:
Mit 50, mein Freund, trägt jeder sein eignes Gesicht.

Die  Strecke scheint länger und schwerer wiegt jetzt das Gepäck.
Das einz´ge, was Sinn hat - die Liebe - erfüllt keinen Zweck.
Kann Streichholz im Dunkel der Seele sein oder im Tank.
Mit 50, mein Freund, da wackeln die Tassen im Schrank.

Kein Jet sucht die Landebahn über den Wolken aus Schnee.
Kein Schiff sucht den Hafen weit draußen auf offener See.
Die Sonne am Mittag: Breit grinsend steht sie im Zenit.
Mit 50, mein Freund, da will man, dass noch was geschieht.

Was bleibt jetzt noch offen?  Bist du mit dem Dasein schon quitt?
Noch wartet der riesigste Fisch, der gewaltigste Ritt
und dann noch die andere Hälfte vom Leben, vom Mond,
mit 50, mein Freund, weil das sich mit 50 erst lohnt.

Mit 50, mein Freund, weil das sich mit 50 erst lohnt.

Henry-Martin Klemt
2008

Neuerscheinung:
WAS ICH WILL – Lieder und andere Begegnungen | Henry-Martin Klemt
Fotos Henry-Martin Klemt

aa
Die Gedichte des Tages vom 4.12.2011? Von 2008  Und schriebe ich Gedichte …
Als "Testgedicht" "gewendet"
und


Krächze, krächze, Rabenschnabel
nimmst du deine Teufelsgabel
komm ich dann bald, mit Anlauf
scheuche euch erst nur auf

Krächze, krächze, Rabenschnabel
nimm doch deine Teufelsgabel
doch fürchtet bitte nicht zu sehr
hoch oben wird Luft schwer

Krächzend, krächzend, Rabenschnabel
aufgespießt auf Teufel´s Gabel
hört er schon, den Wind verheißen
wie über ihm bald Geier kreisen

Relativ gleichförmig geht es mit dem Fortsetzungsroman weiter. Bei  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth  sind wir inzwischen bei der 24. Fortsetzung des Romans angelangt ..


Operation Zeitensprung - ein utopischer Roman (27)



Inzwischen türmte sich eine Mauer aus herrenlosen Pferden und sterbenden Söldnern auf. Die ersten Angreifer bremsten ihre Pferde und suchten einen Fluchtweg aus der unbegreiflichen tödlichen Bedrohung. Aber noch drängten die hinteren Reihen vorwärts, da sie keine Gefahr erkennen konnten.
Maria hatte sich ganz auf das Fußvolk konzentriert, Hannes auf alle Offiziere, die in sein Blickfeld gerieten. Noch immer hatten wir nur Tod und Unruhe, aber noch keine Panik in den gegnerischen Reihen verbreitet. Da brüllte Hannes plötzlich laut auf:
Ja!“
Und plötzlich erschütterten Schreie die gegnerischen Reihen. Die Männer rannten auseinander, warfen teilweise ihre Waffen weg. Schnell erkannte ich den Grund. Der Heldrunger Ritter selbst war getroffen worden. Unser schreckliches Gottesgericht hatte fast unsere gesamten Energiereserven verbraucht. Lange hätten wir nicht mehr stand gehalten.
Aber wir hatten es geschafft. Bevor die Andacht der Bauern zu Ende war und sie bewaffnet zu ihren Kampfpositionen zurückkehren konnten, war das Fürstenheer zerstreut. Die Erzählungen der bäuerlichen Wachen, die ja ihre Posten verlassen hatten, konnte nur eine Nachricht enthalten: Gott war mit ihnen.
Nunmehr gab es nun keinen Grund mehr, an einem erfolgreichen weiteren Verlauf des Bauernkrieges zu zweifeln.
Auf dem Rückweg spielte Dietmar den uns anführenden ehrwürdigen Vater. Er hatte seinen Bartwuchs unerklärlicherweise nicht eingebüßt und konnte so notdürftig als Erwachsener durchgehen, denn die Menschen damals waren ja von Natur aus etwas kleiner als wir. Wir wurden überall freundlich empfangen und es passierte eigentlich nichts Erwähnenswertes. Wir gaben unterwegs die herrschaftlichen Pferde zurück, und zwar dort, wo wir sie uns ausgeliehen hatten, und wanderten in bester Laune weiter. Daran änderte sich nichts, bis wir uns wieder Weingarten näherten.
Aus jenem Dorf, in dem wir uns zum ersten Mal hatten sehen lassen, näherte sich eine Prozession. Bewaffnete Bauern, alle mit Kreuzen, und vorneweg ein Kuttenträger mit einem Riesenkreuz.
aa
a

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower