Es schadet, ganz sich zu verschenken -
man muss auch noch an morgen denken.
Die "Gedichte des Tages" vom 19.12. sind schnell gemixt. Da haben wir
Sebastian Deya mit "Der Narr"
Slov ant Gali: Dezember
... und
Ursula Gressmann: Schlaflos
Eine der persischen Blumen des Friedrichshainer Autorenkreises, nämlich die, die inzwischen in Australien blüht, war Ludmilla Khodai:
Einst glaubte ich
über die Bäume herrschen zu können und
verbot ihnen zu blühen.
Doch sie folgten mir nicht und
ich schnitt ihnen allen
die Zweige ab.
Wie Hände ragten kahle Bäume aus der Erde,
Hände, die nichts mehr tragen können und
nur noch warnen.
Als dann
Vögel keine Nischen fanden,
Käfer keine Blüten fanden,
Würmer keine Früchte fanden,
sammelten sie Gräser, Halme, Moos, Blumen
und schmückten ihre Bäume bis
diese eins wurden und
ihre Scham verloren.
Ich ließ es regnen,
ich ließ es so lange regnen,
bis alle Flügel verklebten
bis alle Vögel verstummten
bis alle Blumen vergingen
und aus den Baumrinden Wasser tropfte.
Ein Moor begrub alles bis
aus verwester, stinkender Erde
Keime sprossen.
Da ließ ich die Sonne brennen,
ich ließ sie so lange brennen,
bis die Erde verdorrte
und alle Farben vergingen.
Als aus trockener, rissiger Erde
Eidechsen krochen und Sträucher wuchsen
ließ ich den Wind über die Erde stürmen
bis nichts mehr dort lag, wo es einst war.
Alle Samen waren verstreut und -
da begriff ich,
wenn es Zeit wird, dass
der Frühling die Kälte vertreibt und
Wiesen ihre Farbenpracht entfalten, damit
Kinder ihre Decken darauf ausbreiten während
Käfer Melodien summen und der Wind blütenbehangene Zweige wiegt
bin ich
ohne Macht
So viel Poesie steckt natürlich nicht in dem Prosatext. Da sind wir "nur" bei der inzwischen 39. Fortsetzung des utopischen Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth ...angekommen:
„Na, hast du behalten, welches unsere Tür ist?“
Nuk schien meinen Gedanken erraten zu haben.
„Die dritte von links?“
„Klar. Du hast geschummelt. Du hast die Wölfe hängen sehen. Aber du bist ja so still. Bist du müde?“
„Nein, nein, schon in Ordnung.“
Das war nun wirklich nicht wahr. Nuk schien das zu merken. Sie führte mich ins Zimmer, und es hätte sie bestimmt beleidigt, wenn ich nicht noch mit ihr zusammen in die große Badewanne gestiegen wäre. Erst saßen wir uns gegenüber. Dann wusch und trocknete sie mir die Haare.
Schließlich schaffte mich ins Bett, setzte sich mir gegenüber und entschied, mir eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen zu müssen. Sie las fließend und gekonnt betont. Das Zuhören machte Spaß. Trotzdem bekam ich das Ende nicht mehr mit. Da war ich längst eingeschlafen. Ich schlief sehr unruhig. Mitten in der Nacht trieb es mich aus dem Bett. Links den Gang lang; das hatte ich mir gemerkt. Ich konnte nur ein kleines Geräusch gemacht haben. Schon ging das Licht an.
„Komm, ich zeig ´s dir!“
„Schlaf nur! Ich komm schon zurecht!“
„Nein, nein, Anna, du bist hier noch fremd. Ich bring dich zum Bad.“
Tatsächlich ließ mich Nuk nicht aus den Augen, bis ich wieder unter meiner Decke lag.
„Brauchst du noch was?“
„Nein, nein, schon gut. Schlaf nur! Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“
Nach Mitternacht lag ich lange wach. Oder hatte ich das alles nur geträumt? Das soll es ja geben, dass man träumt, was man sich wünscht. Es sah alles so aus, als wären wir am Ende unserer Abenteuerreise angekommen.
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