Montag, 12. Dezember 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1235

Wieder beginnen wir das Literaturjournal mit einem weihnachtlichen Sprüchlein, aus aktuellem Anlass einem politischen:

Für Verfassungsschützer:
Dem V-Mann tut das Rot so weh,
er will nach Haus´ zur NPD. ...

Dabei waren für übermorgen doch erste zum Testen die   "Sprüche für frölüche Wühnachtstage (2)" vorgemerkt ...
Dazu kommt als eher "höhere Lyrik" der Rückblick auf 2008:

Hanna Fleiss: Was noch


Als "Stargast" endlich einmal wieder Gunda Jaron:



Draußen wird es langsam heller.
Ich kann hör'n, wie du dich reckst
und mein Herz schlägt etwas schneller,
bin gespannt, wie du mich weckst.

Augen zu und bloß nicht regen,
denn ich möchte ja so tun,
als würd' ich, des Weckens wegen,
noch in Morpheus' Armen ruh'n.

Wirst du mich ganz leis' berühren
und mit deinem Daumenpaar
meinen Nacken sanft massieren?
Oder streichst du mir durchs Haar?

Wirst du zärtlich an mir nagen
kosend knabbern links am Ohr?
Ach, es kribbelt schon im Magen,
stell' ich mir dein Tun nur vor.

Da, jetzt drehst du dich zur Seite ...
Schwingst die Beine aus dem Bett?
Das ist ja 'ne schöne Pleite!
„Ich muss dringend aufs Klosett“,

murmelst du und suchst die Puschen,
schlurfst zur Tür und sagst: „Ich geh'
mich rasieren und dann duschen.
Stehst du auf und kochst den Tee?“

Bei so viel alter Liebe kann einem glatt das Teewasser anbrennen ...
Also gehen wir lieber ohne viel Zwischenrede zur Prosa über. Da folgt die inzwischen 34. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth ...


 Also musste der Ort hier Zauberwald heißen. Wahrscheinlich lauerte schon ein böser Wolf im Gestrüpp.
„Und kannst du uns aus dem Zauberwald raus führen?“
„Ja, klar. Aber das ist schade. Ich war so auf den Wolf und den Jäger gespannt.“
Sie lächelte uns an.
„Vielleicht später“, versprach ich ihr. „Wir sprechen mit deinen Eltern und dann gehen wir zusammen den Wolf suchen, ein 
verstanden?“
Verwundert betrachtete uns die Kleine wieder. Wir ahnten ihre Verwirrung. Für sie hatten wir ohne Zweifel aus einem Märchen zu kommen. Unseres konnte sie aber wirklich nicht kennen.
„Wie heißt du eigentlich?“
„Ich bin Nuk und was seid ihr nun für welche?“
Wie sollte man das erklären? Schwindeln mochte ich nicht.
„Wir sind durch die Zeit gereist und nun wissen wir nicht, wo wir angekommen sind.“
„Ach so.“
Nuk hatte meine Erklärung befriedigt. Zeitreisende passten offenbar in ihre Vorstellung von einem Märchenwald.
 „Weißt du, was wir heute für ein Datum haben?“
„Klar, den 8. August.“
„Und welches Jahr?“
„2221, schon über sieben Monate lang.“
„Und – führst du uns nun raus zu deinen Eltern?“
„Ja, klar.“
„Aber den Kuchen können wir doch vorher aufessen, oder?“
Typisch Ernst.
Plötzlich lachte Nuk. Sie betrachtete Ernst mit einem Gesicht, mit dem sich Erwachsene über das Wiedererkennen ehemaliger Schulfreunde freuen.
„Klar, jetzt weiß ich: Du bist Pater Tuck! Dann musst du Robin Hood sein.“
Sie musterte uns nochmals abschätzend.
„So hätt ich mir euch nie vorgestellt.“
Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Vor wenigen Minuten hatte ich selbst an die Räuber aus Sherwood gedacht. Nun wurden wir mit denen verwechselt. In Schutzanzügen! Hoffentlich verlangte keiner von mir, dass ich Pfeil und Bogen be
nutzte.
Alle schienen das selbe zu denken. Falls wir wieder in eine Auseinandersetzung verwickelt werden sollten, besaßen wir nun eine Geisel. Das war unser erster Trumpf. In den letzten zehn Minuten waren wir keinem anderen Menschen begegnet. So lange wir uns gut unseren Weg merkten, würden wir ihn als Rückweg nutzen können. Das Risiko war nur, dass Nuk weitab von diesem Zauberwald wohnte. Wie sollten wir dann im Notfall zum Schiff zurück finden? Fragen aber war sinnlos. Wir würden einander nicht verstehen. Es blieb uns nichts übrig. Wir mussten uns dem Kind anvertrauen.
Der Weg war eindeutig von Menschenhand angelegt. Trotzdem war er so verschlängelt, dass ich kaum mehr als fünfzig Meter weit etwas erkennen konnte. Manchmal stolperten wir über dicke Wurzeln oder krochen unter herabhängenden Ästen hindurch, manchmal begegneten wir Leuten. Die waren alle in Begleitung von Kindern. Niemand beachtete uns. Das einzige, womit wir hätten auffallen können, war die Ähnlichkeit unserer Kleidung. Denn wenn die Leute im Wald auf ihre Art modisch gekleidet sein sollten, so war wohl hier die Mode, dass es keine gab. Nuks Rock, Bluse und Kopftuch waren uns am verständlichsten. Sie gehörten zur Verkleidung als Rotkäppchen.
Der Weg mündete in eine Kieselsteinstraße. Die war schnurgerade. Hier begegneten wir auch Prinzessinnen, Prinzen und einem Menschen im Bärenfell als lebenden Märchenfiguren.
Die Straße endete an einem Bauwerk, das ich für ein Tor mit Wartehäuschen hielt. Das konnte zwar auch etwas ganz anderes sein, nur sah es von Weitem so aus, als stünden die Leute an einer Kasse Schlange.
Nuk rannte uns voraus zur Hinterseite des Häuschens. Für einen Moment war sie nicht zu sehen. Dann tauchte ihr rotes 
Käppchen wieder auf.
„Ihr braucht euch nicht auszuchecken, oder?“
Unsere Ahnungslosigkeit stand uns bestimmt in die Gesichter geschrieben, denn auf den nächsten Metern sprudelten Erklärungen aus Nuk heraus: ...




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