Schenkst du ein großes Liebesstück,
kommt es vielleicht zu dir zurück.
Nein, total liebenswert wird hier nichts. Die Gedichte des Tages sind übermorgen ein Gemisch aus Sebastian Deyas "Tipanic (2)", dem Gastgedicht, und solchen Weihnachtlichkeiten wie "Sprüche für frölüche Wühnachtstage (5)" oder Romantische HeimsuchungZu den sich trotz langer räumlicher Entfernung sich immer noch den dem Friedrichshainer Autorenkreis zugehörig Fühlenden gehört sicher Reinhard Johannes. Nur des bevorstehenden Festes wegen habe ich folgendes Gedicht ausgewählt:
Weihnachten ཤྭ universal
für meine liebste Doreen (das Schräubchen)
am Heiligabend 2010
Kristalle aus den Himmeln schweben,
als hätten sie es uns versprochen;
bei Null beginnt ihr Erdenleben ཤྭ
das hat nach Weihnachten gerochen.
Wenn wir durch stille Wälder stapfen,
auch froh im Flockenwirbel stehen;
berühren sanft die Tannenzapfen,
dann werden wir ein Glitzern sehen:
in weißen Tagen, heil’gem Sinnen,
im Kinderlachen, in den Lichtern,
von Wünschen, die durch Träume rinnen;
in reifen Liedern, Schmerz von Dichtern.
Als flögen wir durch alle Welten
und spielten mit dem Schnee der Fernen.
Bei der Prosa sind wir bei der inzwischen 41. Fortsetzung des utopischen Romans "Operation Zeitensprung" von Anna Roth ...angekommen:
„Mama, du hast gestern so eine seltsame Bemerkung gemacht. Von wegen, du weißt, dass wir die Wahrheit sagen. Wie war das gemeint?“
„Unser Rettungssystem hat euer Auftauchen, Erscheinen oder wie ihr das nennen wollt, gemeldet. Wie sollten wir darauf reagieren? Es taucht ja nicht alle Tage ein unbekanntes Objekt auf, selbst im Märchenwald nicht. Wir beobachteten euch von weitem. Von euren Absichten wussten wir nichts. Ob ihr uns angreifen wolltet. Bevor wir etwas unternehmen konnten, hattet ihr schon Nuk bei euch. Sie war nicht als erste Gastgeberin vorgesehen, bestimmt nicht. Wir hätten uns schon was für euch einfallen lassen, hätten euch einen feierlichen Empfang bereitet. Mit Musik und großen Reden, Blümchen und so. Wir sahen dann aber, das euch das nicht recht gewesen wäre.“
„Wie wahr“, fuhr es Fritzi heraus.
„Wir als Nuks Familie sollten über euch entscheiden. Versteht ihr?“
Ich nickte. Da hatten Gefahren über uns geschwebt. In der Zeit, aus der wir gekommen waren, wären wir wohl getötet oder eingesperrt worden. Wer hätte im umgekehrten Fall Mama und die Ihrigen in seine Familie aufgenommen? Mir fiel niemand ein. Wahrscheinlich nicht einmal mein Vater. Selbst für mich hätte ich die Frage verneint. Und so rutschte mir das erste Eingeständnis heraus:
„Es stimmt. Einmal war man ja schon über uns her gefallen. Da kam uns das Rotkäppchen als mögliche Geisel gerade recht. Aber wir kamen nicht dazu, es dazu zu benutzen."
„Es ist ja nichts passiert. Aber wir haben euch gar nicht gefragt, ob ihr denn überhaupt bei uns bleiben wollt. Wir kümmern uns dann rund um die Uhr um euch, erklären euch, wie unsere Welt funktioniert. Ihr könnt alles fragen. Dafür erzählt ihr von euch. Uns um euch zu kümmern, das wird dann unsere Arbeitsaufgabe. Ganz offiziell, versteht ihr? Das ist ja ein Sonderfall. Wir werden das schon mit der Kindererziehung in Einklang bringen.“
Nein, so richtig verstand ich das nicht. Ich spürte nur, dass wir keine Versuchskaninchen für die Forschung der von uns nun erreichten Gegenwart sein sollten. Was Arbeit, Kindererziehung und die Betreuung Zeitreisender miteinander zu tun hatten, würde ich sicher herausbekommen.
Ich senkte den Kopf. Eine lange blöde Geschichte hatte mich zum Chef der Crew gemacht. Ich musste die Entscheidungen treffen. Aber vorausgesetzt, es stimmte, was Mama uns erklärt hatte, dann hätten wir endlich Glück gehabt.
„Wir würden gern bei euch bleiben, wenn wir dürfen. Wenigstens vorerst.“
„Klar.“
Ich musste unweigerlich lächeln. Mir war gerade eingefallen, wie oft Nuk „Klar!“ gesagt hatte.
„Wir sind jetzt also im Jahr 2221 angekommen?“
„Wenn ihr länger bleibt, dann feiern wir zusammen den 22.2.2222. Bis dahin habt ihr euch hoffentlich eingelebt. Aber nun erzählt, wie ihr hierher gekommen seid!“
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