Freitag, 9. Dezember 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1232

Ein Höhepunkt des letzten Treffens des Friedrichshainer Autorenkreises war ein Nachruf an eine künstlerische Stimme, die nun fehlen wird. Alois Hallner. Lassen wir diesen gedichteten Nachruf hier folgen:


(Ein Nachruf)

Ach, wie hast du uns begeistert,
wie an Grenzen uns geführt,
weil der Stoff, den du gemeistert,
oft an ein Tabu gerührt.

Großes Thema war die Liebe
zwischen Menschen, nahverwandt,
jene bittersüßen Triebe,
die uns als Inzest bekannt.

Hei, welch knisterndes Sich-Sehnen,
wenn die Mutter mit dem Sohn,
welch ein lustdurchkeuchtes Stöhnen,
g´schwisterlicher Liason.

Immer wieder Neuerfahrung
von varatio delectat,
sexueller Offenbahrung
im Familienpensionat.

Doch was alles du beleuchtet
mit dem Licht der Sinnlichkeit
war stets libidodurchfeuchtet,
ging ästhetisch nie zu weit.

Denn was du an tollen G´schichten
brachtest auf die heiße Spur,
trug den Zauber von Er-Dichten,
wurde stets Literatur.

Leer der Platz, wo du gelesen,
auch kein Manuskript davor;
wer es weiß, wie du gewesen,
hat die Stimme noch im Ohr.


Trotzdem der Blick auf die "Gedichte des Tages" von übermorgen:
Da startet als Gastautor  Thomas Reich mit "Auf dem Rücken der Welt
Als Beitrag zum K-Wort-Programm: "Grammatik mit WIR"

Und in der "Retrospektive" auf den 11.12.2008:

Ursula Gressmann: Eisblumen


Am wenigsten "Neues" bietet der Prosateil. Dort folgt die inzwischen 31. Fortsetzung von  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth.  Es ist eben ein Roman, ein utopischer ...


Da hörten wir einen dumpfen Ton aus dem Nebenzimmer, so als wäre ein Blumentopf auf den Boden gefallen. Rückte jetzt schon der Liebhaber meiner abzurasierenden Schamhaare an?
Aber kein Hütermann sondern Maria und Hannes standen in der Tür. Mit Säcken über den Schultern. Wie die Weihnachtsmänner verteilten sie Strahler an alle. Normalerweise hasste ich Waffen aller Art. In diesem Moment aber fühlte ich mich erst mit dem kalten Leichtmetall in der Hand als richtiger Mensch.
Schnell weg!“
Maria hatte sich in einen schwarzen, eng anliegenden Overall gezwängt. Sie hüpfte vor uns her, deutete kurz lächelnd auf die beiden Männer, die im Vorzimmer lagen, und flüsterte:
Wir werden bestimmt gefilmt. Also verderbt die Szene nicht. Die läuft nur einmal.“
Wir rannten durch den Park. Und richtig: Das Überwachungssystem musste extrem ausgefeilt sein. Es waren sicher kaum zwei Minuten vergangen, da bildeten etwa zwanzig Verfolger hinter uns eine Kette. Sie schossen auf uns, trafen aber nicht. Ob mit oder ohne Absicht war nicht zu erkennen. Wir hatten uns nicht abgestimmt, wie wir gegen einen solchen Gegner kämpfen sollten. Die Strahler waren aufgeladen und auf Töten eingestellt. Der Rest ergab sich fast von selbst. Maria und Hannes jagten Dauerstrahlen durch den Park, während wir anderen in die Luke eintauchten. Ernst blieb draußen stehen, feuerte wie ein Irrer auf alle sich bewegenden Ziele und brüllte:
Nun kommt endlich rein!“
Hannes ließ sich auf seinen Sessel fallen, Maria als letzte gab Ernst von der Luke aus Feuerschutz; der sprang kopfüber ins Schiff, die Luke klappte zu, ich hatte bereits begonnen, Schubenergie zu aktivieren. Nur nicht alles, hatte Dad gesagt. Sonst fliegt das Schiff am Boden auseinander.
Wir waren auf einen Start nicht vorbereitet. In weniger als zwei Stunden würde ich die neue Justierung nicht schaffen. Draußen wüteten unsere Verfolger. Schweißbrenner konnten die Hülle vielleicht durchdringen. Bei den Materialtests war ich noch nicht im Team. Wer hätte mir diese Angst nehmen sollen. Außerdem konnte niemand vorhersagen, über welche Technik unsere Verfolger verfügten. Aber welche Geräte sie auch haben mochten, sie bräuchten Zeit, bis sie auf die richtigen Ideen kämen und alles herangeschafft hätten. Dachten wir. Plötzlich schrien Siegrid und Heinz auf, zuckten und sackten reglos zusammen. Wir hörten nun, wie es in ihrer Ecke fiepte.

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