Montag, 16. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1270

Wir beginnen wieder mit den "Gedichten des Tages" von "the day after tomorrow".
1. Gast 1: Ursula Gressmann mit "Ein tiefer Schlaf"

Schmal
der bleiche Sichelmond
zwischen schwarzen Zweigen
Versprechen von Frieden und Trost ...


2. Gast 2: Thomas Reich mit "Christa"
in einer Gesellschaft
die sich jeglicher
ethischer und moralischer Werte
entledigt
wie lästiger Verwandter
die zu lange
über die Feiertage blieben. ...


3. 2009 :

Ursula Gressmann mit "Verschmähte Liebe"


 Gefangen im Zwange
der Konventionen wage
ich nicht, dir zu sagen:
Ich liebe dich. ...



Und wie weiter mit der Prosa? Wir sind wir dabei inzwischen bei der 71. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen  

Alle nahmen ihre Arbeiten wieder auf, als wäre nichts gewesen. Josh erklärte mir, wir hätten nun einmal Schäden aus fremden Zeiten. Das erfordere besonders viel Geduld beim Umgang mit uns. Er schmunzelte.
Deshalb ziehe ich dich auch viel langsamer aus als alle Frauen zuvor. Meine Spezialbehandlung, sozusagen. Wir hoffen immer auf Selbstheilung und Einsicht. Beim ersten Fehlverhalten zumindest.“
Wir sind also Kranke?“
Wenn Josh meinen festen Griff an der entsicherten Waffe zwischen seinen Beinen bedachte, hätte er vorsichtig sein müssen. Aber er antwortete ernsthaft.
So kann man das ungefähr ausdrücken. Wozu sollte bei uns jemand die Ellenbogen gegen andere gebrauchen? Um gelegentlich auf sich aufmerksam zu machen? Na gut, es kommt vor, aber selten. Und dann höchstens, um einem ganz speziellen Partner zu imponieren. Eine vergebliche Hoffnung. Ihr aber habt über Generationen gelernt, alle eure Nachbarn immer und überall als Konkurrenten zu sehen. Das lässt sich nicht in Tagen auslöschen, ist in Fleisch und Blut übergegangen.“
Also wenn du meinst, ich lasse von deiner Stoßwaffe ab, um deinen zurückgebildeten Ellenbogen zu begreifen, dann hast du dich getäuscht. Heute gehört dein Joystick allein mir.“
Es klopfte heftig. Ich glaube nicht, dass Josh oder mir ein „Herein!“ herausgerutscht sein sollte; trotzdem standen Maria und Ernst in der Tür, Ernst verkniff sich seinen Kommentar nicht:
Wir müssen jetzt wieder mit anderen Hebeln hantieren. Hat dich Josh vom Dienstplan abgelenkt? Wir sind zur Nachtwache eingeteilt.“
Zehn Minuten? Du siehst ja, ich muss mich erst fertig machen.“
Ich hab’s geahnt. Weiber! Aber nur, wenn ich dich kalt abdusche.“
Dann krümmte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Maria hatte ihn in die Rippen geboxt. Mit ihm war eigentlich nichts peinlich.
Ich warf für diese Schicht einfach nur das weiße Kleid über die gerötete Haut. Das würde Josh traumhaft aufmuntern, wenn ich ihn in vier Stunden wecken käme. Dachte ich zumindest, denn Josh kuschelte sich in meine Decke und knurrte:
Ich warte auf dich.“

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