Mittwoch, 25. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1279

Also ran an die Lyrik, die "Gedichte des Tages" von übermorgen nämlich. Da sind im Angebot
"sternenlied" und  Eiseskälte II  von Ursula Gressmann 
sowie " Vermächtnis" von Slov ant Gali.

Zu welchem Titel gehören wohl welche Verse?

schwarze eiszweige
zersplittern



Wenn sich die Anthrazitwolke
über mich legt,

verloren im häuserozean
lasse ich mich treiben



Das ist doch einfach, oder?
Auch einfach geht es bei der Prosa weiter. Wir sind gerade bei der 80. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen  


Ich sprach jetzt ruhiger. Ich wusste um die Blicke der Männer. Sie waren von meinen Waden zum Busen gewandert. Jetzt aber hingen sie an meinen Lippen. Natio nickte. Das war die richtige Spur.
Langsam begriff ich das Denken dieser Menschen. Ich ahnte, warum sie Siegrid eingeladen hatten, die sich eigentlich wie eine Verbrecherin benommen hatte. Sie hatte Überschwang gezeigt in der Absicht, auf ihre ganz persönliche Weise nützlich zu sein. Sie wollte durch die Zeit reisen. Den Menschen hier erschien es deshalb selbstverständlich, dass sie nunmehr durch Zeit und Raum reisen würde. Und dass sie nun sorgfältig darauf achtete, keinen Schaden anzurichten. Ich hätte dieses Vertrauen noch nicht gehabt. Aber wem trotz des allen bekannten Ausbruchs so unbefangen Vertrauen entgegengebracht wurde, der musste schon ein Schwein sein, es bewusst zu verraten.
„... und so glaube ich, in dem Team, das ganz verschiedene menschliche Fähigkeiten vereinen muss, sollte unsere Siegrid eine besonders wichtige Aufgabe erfüllen."
Mit sofortiger Wirkung wurde ich von meiner bisherigen Funktion entbunden. Ich sollte mich ausschließlich auf den Aufbau meiner Mannschaft für die Alphareise konzentrieren. Denn ich hätte Phantasie und Leitungsqualitäten bewiesen. Einer der anwesenden Psychologen ergänzte lächelnd, mir sei zwingend ein gewisser Josh zuzuteilen. Man brauche dann keinen Entfremdungsprozess zu befürchten, wenn ich nach meiner hundertjährigen Reise als eine ganz andere wiederkäme.
„ ... Diesen Vorschlag müssen wir aber jetzt gleich umsetzen. Ich nehme an, dass sich unsere Anna scheuen würde, ihr persönliches Interesse an der Beziehung zu einem Lebensgefährten mit einem Menschheitsproblem zu vermischen, wenn sie selbst ihr Team zusammenstellt."
Die Versammelten klatschten begeistert. Nachher gratulierten sie mir und Josh wie zu einer Hochzeit.
Wir übernachteten daheim. Ich erkannte Josh kaum wieder. Hatte ich ihn bei unserer allerersten Begegnung für eine Beamtenseele gehalten, so fragte er mich jetzt mit Kuhblick:
„Wirst du mich denn noch wollen, wenn ich mich nach hundert Jahren Zusammenleben mit dir nicht genug verjüngt habe?"
„Lass das unsere Enkel entscheiden."
Als sich Josh an mich heran schieben wollte, hielt ich ihn sanft zurück.
„Du, ich muss dir noch etwas sagen."
„Na, sag doch! Ich bin ganz offen für dich."
„Nein, es ist nicht komisch. Also Siegrids Ausbruch, da war ich am Anfang mit dabei. Ich bekam nur keine besondere Rolle beim Einfangen der anderen, weil ich mit Maria und Ernst befreundet war, und das stand ja fest, dass die nicht mitkommen würden und ..."
Ich legte meine Hand auf Joshs Mund, weil er meine Rede offensichtlich unterbrechen wollte.
„... erst als sie bei Peter und Anita richtige Gangstermethoden anwendeten, da hatte ich Skrupel, wollte nicht mehr mitmachen und bekam eine Spritze. Da bin ich zwischen den anderen gelandet, die mich für eine normale Gefesselte hielten und ..."
Irgendwie stockte da mein Redefluss. Meine Hand rutschte ab. Ich überlegte, wie ich mich Josh gegenüber verständlich machen könnte. Da sagte er:
„Ich hatte schon Angst, das Leben mit dir könnte langweilig werden. Aber danke für den Hinweis: Ich werde für dich ab jetzt immer eine Betäubungsspritze bereit halten."
Ich trommelte mit beiden Fäusten auf ihn ein. Dazu musste ich mich auf ihn drehen und den Oberkörper nach oben biegen. Das ließ kein ernsthaftes Gespräch mehr zu, aber eigentlich war jetzt ja alles gesagt.
In dieser Nacht taten wir alles, um vielleicht zu Enkeln zu kommen. Wenn es Maria vergönnt war, warum sollte ich nicht das selbe Glück haben? Obwohl ich fürchtete, auch Josh könnte älter sein als vierzig.
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