Freitag, 27. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1281

Oft kommt es anders als man denkt, doch im Moment sähen die "Gedichte des Tages" vom Sonntag so aus:


Hat Thomas Reich Recht? Sind "wir" schon so weit von der realen Welt entfernt? Wobei ... wer sind eigentlich "wir"? Egal: Der Slogan ist eine richtige Aufforderung: "Touch the world"!
Was aber ist, wenn ein "nebliger morgen" die "wirkliche Welt" ist - so einer, wie ihn Ursula Gressmanns Wortstriche in die virtuelle hinein skizzieren? Vielleicht sollte man einfach auch die Gruselwelt vor dem Fenster genießen ...
Zum Schluss der Blick zurück. Für mein Hinz-Gedicht handelte ich mir seltsame Kritiken ein. Selbstverständlich ist es konkret und "mein" Hinz ist in der DDR geboren. Das Gedicht reflektiert also ein Verhältnis zur NVA. Aber sollte man nicht eher auf die auf Krieg getrimmte Bundeswehr eingehen? Nun, muss man denn immer vor sich hertragen, dass man gegen Krieg ist und die NVA den geschichtlichen Ruhm für sich beanspruchen kann, an überhaupt keinem Krieg beteiligt gewesen zu sein???

(407) Hinz wird Entlassungskandidat...



Bald ist wieder Platz für eine neue Fortsetzungsprosa. Im Moment aber sind wir erst einmal bei der 82. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen  


Die Frau drehte sich ihm zu, nahm die entgegengestreckte Hand, und jetzt standen die beiden richtig feierlich am Pult. Bestimmt hatte Natio für einen derartigen Anlass eine pathetische Rede erarbeitet. Natürlich hatte er dabei nicht geahnt, dass sie wirklich und schon so früh gehalten werden konnte.
Ich wollte Ernst anstoßen. Er hätte bestimmt den richtigen Kommentar, um alles auf den Boden zu holen. Da bemerkte ich, dass er offenbar schon länger nicht nach vorn gesehen hatte. Er beugte sich über Maria. Die hing zusammengekrümmt über ihrer Sessellehne. Ernst redete beruhigend auf sie ein. Ich gab ihm ein Zeichen. Zusammen packten wir Maria, trugen sie ins Foyer. Ich gab die Notnummer der Poliklinik an.
„ ... nein, nicht beamen. Eventuell Schwangerschaftskomplikationen ... siebter Monat ... nein, ist nicht zu erkennen."
Um uns herum hatten sich unzählige Wesen versammelt, die mit der Frau am Rednerpult neben Natio die Turmkopfform und die anderen Merkmale der Alpha-Menschen gemein hatten. So hätte in der Welt, aus der ich einmal gekommen war, ein Film über die Invasion Außerirdischer beginnen können. Irgendwelche Waffen in den Händen der Fremden, mit denen sie gleich die Teilnehmer unserer Konferenz überrumpelten, und schon hätte sich die Erde verteidigen müssen. Da weckte mich eine Bassstimme.
„Kann ich helfen? Wir wollen ..."
Die Hochkopffrau schlitzte einfach Marias Hängekleid seitlich auf. Was sie wollte, blieb unausgesprochen, denn jetzt war auch das menschliche Ärzteteam eingetroffen. Mit einem lauten "Augenblick, bitte!" schafften die Nothelfer sich eine Gasse. Die Hochköpfe hatten wenig Platz zum Ausweichen, so viele waren im Foyer versammelt.
Mit geübten Griffen hoben die Menschen Maria auf die Trage. Die Hochkopffrau wirkte etwas verwirrt.
„Sollten wir nicht ... Ich bin auch Ärztin."
Die menschliche Notärztin warf ihr einen befremdeten Blick zu, dann sah sie zu Ernst und mir herüber. Weil wir nickten, nickte nun auch unsere sie. Wir durften mitkommen. Ich hatte ein fürchterliches Summen in den Ohren.
Die beiden Ärztinnen warfen sich unverständliche Halbsätze zu. Sie schienen sich einig zu sein, denn sie begleiteten die Trage gemeinsam. Für Ernst und mich war im Warteraum vor dem OP-Bereich Schluss. Eine zähflüssig tröpfelnde Wartezeit begann.
Plötzlich ging die Tür wieder auf. Ein Patient in Nachthemd und mit angewinkeltem linken Arm stürmte herein.
„He! Kommt schnell! Das müsst ihr gesehen haben."
Nebenan war ein Salon. Dort lief an der Bildwand Programm 33. Ich zweifelte nicht, dass auch die meisten anderen Programme Sondersendungen brachten. Unser Hörsaal war zu sehen. Dort saßen jetzt Menschen und Alpha-Hochköpfe gemischt. Der Reporter erzählte von Arbeitsgruppen, die sie bereits gebildet hätten. Meine ehemalige Funktion, Teams zur interstellaren Kommunikation zu bilden und zu betreuen, hatte sich mit einem Mal gewaltig gewandelt, war vielleicht zur wichtigsten auf der Erde geworden. Die Stimme des Reporters wiederholte laufend „ ... heute noch kaum begreifbare Möglichkeiten. ... plötzlich ... alles anders ... in kühnsten Träumen nicht ..."
Das da war mir plötzlich fern. Ja, ich war dabei gewesen. Es war passiert.
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