Dienstag, 24. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1278

xxxDie "Gedichte des Tages" vom übernächsten Tag sozusagen "anzutippen" ist eine Möglichkeit, auf sie zu verweisen. Der Leser weiß schon mehr als nur eine Überschrift. Wer
Die Welt schweigt. / Tonlos klagen / Die Toten. / Blutig / Das Wintergewölbe ... " 
gelesen hat, ahnt mehr als wenn er nur wüsste " vom Januar 2009 Hanna Fleiss: danach.

wer "auf einem teich / schwammen drei enten / die eine / hatte ein herz aus gold ..." las, mehr als bei Roger Suffo "Die Pastete fiel aus"
und  "ein-fall" von Ursula Gressmann 
ist weniger als
fall mir
ins wort
zur last
und
du bist
mir schon ...

Oder ist es nicht okay?  Aber die Prosa ...? Wir sind gerade bei der 79. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen  


„Ich wollte dich einfach überraschen. Das ist mir wohl gelungen", erklärte er über das ganze Gesicht schmunzelnd.
„Nein, ich habe nur herausbekommen, dass ich deinetwegen hier bin. Mehr nicht."
Ich musste ihm notgedrungen glauben.
Der Beratungsraum war nicht sehr luxuriös ausgestattet. Es gab einen Platz für den jeweiligen Vortragenden zentral vorn. In Halbkreisen aufsteigend reihten sich die Sesselfronten der Zuhörer aneinander. Das erinnerte an Hörsäle in alten Universitäten. Na gut, die Sessel wären für Studenten zu bequem gewesen, und vor ihnen waren Arbeitsmaterialien, je ein kleiner Monitor und ein Replikator aufgebaut. Wir konnten uns also während der Diskussion unseren Kaffee oder was wir sonst so brauchten selbst zubereiten.
Aber was sollten wir hier? Verlegen reichte mir Siegrid die Hand. Wir setzten uns den Platznummern entsprechend nebeneinander in die zweite Reihe. Ich hätte ihr gern ein paar nette Worte gesagt, sie wenigstens freundlich angesehen, aber bis zur offiziellen Begrüßung wurde ich laufend von allen Seiten angeredet. Die Tierparkszene blieb unerwähnt.
Professor Natio, der ZAT-Leiter, fasste zur Einleitung die bisherigen Ereignisse und Erkenntnisse um Alpha 01 zusammen. Es war für mich nichts Neues und damit ermüdend. Hellwach wurde ich erst wieder, als er im folgenden Abschnitt unser Erscheinen beschrieb - bis hin zu dem missglückten Fluchtversuch „eines besonders ergebnisorientierten Teils der Gruppe". Ich musste an Ernsts Scherz denken. Das klang hier, als wären wir die Außerirdischen, und Siegrid war für einen Moment eine Heldin. Was sollte das?
„Das Kollektiv 15 im ZAT hat diese Ereignisse analysiert. Es ist zu einem außergewöhnlich positiven Schluss gekommen. Die Kollegen brennen darauf, euch den zu erläutern. Ich habe sie zu diesem Zweck auch eingeladen, ihnen aber vorübergehend Sprachverbot erteilt, Entschuldigung, Markus, denn ich hoffe, unter unseren Gästen findet sich noch ein Verrückter, der aus den dargelegten Fakten das selbe kombiniert. Für eine kurze Verschnaufpause sind die Replikatoren auf Eistee mit Maxin zu eurer besonderen Anregung vorprogrammiert."
Ich nippte wie geistesabwesend. Dabei wanderte mein Blick zwischen Ernst und Siegrid hin und her. Man behandelte uns wie Kriminalistikschüler, lauter Doktor Watsons, denen verschiedene Indizien vorgelegt wurden, die zur Lösung des Falles beitragen sollten. Und unser Sherlock Holmes hatte offenbar den Zusammenhang schon gefunden.
Plötzlich ahnte ich die Lösung. Das Klingelzeichen unterbrach meine sich erst langsam ordnenden Gedanken. Die anderen Teilnehmer versuchten, die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken. Ein peinlicher Moment allgemeinen Schweigens begann. Da hob ich schüchtern wie zu meiner Schulmädchenzeit einen Finger, Natio winkte mir, ich stolperte die paar Schritte nach vorn. Ein Glück, dass ich so jugendlich wirkte, und damit meine Verlegenheit zur Schau stellen konnte. Glücklicherweise wusste ich um die Wirkung meines Kleides. Sollte ich jetzt Unsinn reden, dann würden mir das wenigstens die etwa 50 Männer unter den 80 Teilnehmern nicht verübeln.
„Wenn zwischen den von Professor Natio vorgetragenen Sachverhalten ein Zusammenhang bestehen soll und der zu einem Kontakt mit diesen, sagen wir mal, Alphamenschen führen müsste, dann kann er offenbar nur in unserem Zeitschiff liegen. Mit seiner Hilfe könnte der Start einer Allreise in die Vergangenheit verlegt werden. Flugetappe eins wäre die Zeitbewegung, Flugetappe zwei die im Raum. Vielleicht lassen sich beide sogar koppeln. Seht mich an oder ein beliebiges Mitglied unseres alten Teams. Durch einen noch nicht erklärbaren Transformationsnebeneffekt sind wir körperlich gegenüber unserer Startzeit verjüngt. Ihr könntet also jetzt zum Beispiel als reife Herren diesen Raum verlassen und um die Erfahrung einer hundertjährigen Reise reichere Besucher des Alphasystems körperlich verjüngt in den Saal zurück kommen. Wenigstens theoretisch. Stellt euch einmal vor ..."
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