Donnerstag, 6. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1597


 Lyrik hat den Vorzug, dass nicht jeder jedes Bild verstehen muss ... oder anders verstehen darf, als es sich der Lyriker gedacht hat. Das ändert nichts an einer gewissen Unsicherheit, die Thomas Reichs "Seemann´s Morgen" hinterlässt - einmal davon abgesehen, dass ich etwas dagegen habe, wenn sich anglizistische Grammatik in die deutsche Sprache einschleicht ...
Also biete ich ein besonders mageres Klick-Türchen:


Adventsfenster7.jpg




Und mit Dezemberschneesturmgeschwindigkeit löst der Romananfang die Gedichte des morgigen Tages ab:



Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (8)


Wir waren inzwischen mehr als eine halbe Stunde gelaufen. Keiner alberte wenigstens ein bisschen herum. Erschöpft konnte noch keiner sein, aber wir trotteten einfach wortlos weiter. Für einen Ausflug auf einem unbekannten neuen Planeten war absolut nichts los. Wozu waren wir dann extra allein los gezogen?
Noch eine Erinnerung beschäftigte mich: „Wisst ihr noch. Das erste, was uns damals auffiel, waren die fehlenden Vögel. Und was ist hier? Keine Vögel.“
Weiter Schweigen. Plötzlich murmelte Sarah: „Ich möcht wieder zurück. Vielleicht schaffen wir es sonst nicht rechtzeitig.“
Mensch, wir haben fast zwei Stunden Reserve. Wir ...
Ich legte Jenny die Hand auf die Schulter. „Lass, morgen ist auch ein Tag. Wir machen kurz Rast und dann tigern wir ganz gemächlich zum Schiff zurück, einverstanden? ... Wir können dabei wenigstens ein paar Pflanzenproben für die Computeranalyse mitnehmen.“
Wie aufregend! Man könnt glatt glauben, wir sind hier im Actionfilm. Also meldet euch, wenns losgeht, ja?“ Jenny ließ sich gelangweilt neben einem dicken Stamm nieder.
Komuno und Komuna, die Koom-Zwillinge, nun wusste ich ihre Namen wieder, waren sofort Feuer und Flamme. Sie hatten ihre Strahler auf Punktstrahl gestellt. Nun warteten sie auf meine Weisungen. So richtig eifrig war ich aber auch nicht gerade. Ich führte Selbstgespräche, ohne darauf zu achten, ob mir jemand zuhörte. „Irgendwie eigenartig. Anfangs hätte ich gedacht, wir sind irgendwie auf der Erde, bloß viel früher. Aber jetzt ...“
In diesem Moment rief Sarah, plötzlich wieder munter und begeistert: „Eine Mistel! Die nehmen wir mit! Bitte!!! Das bringt Glück, haben die Leute früher geglaubt.“
Na gut. Holt das Ding mal vorsichtig runter.“ Komuno zielte sehr sorgfältig auf den Punkt, an dem die Pflanze mit ihrem Wirt verbunden war. Ein kaum vernehmbares Pfeifen und die Kugel fiel, mehrmals fast im Gehölz hängen bleibend, dem Moosgrund entgegen. Komuno sprang los, griff mit beiden Händen nach der Kugel und sah dabei schon zu Sarah, die erwartungsvoll ihrer Beute entgegen strahlte.
Es patschte. Ein Geräusch wie ein lautes Ausspucken. Das schien es auch gewesen zu sein. Auf der Brust des Koomjungen breitete sich ein riesiger graubrauner Fladen aus. „Scheiße aber auch! Was ist denn das?“ Vergeblich versuchte Komuno, den Dreck mit einem aus dem Moos gerissenen Ballen vom Anzug abzuwischen. Obwohl alle mehr oder weniger laut gelacht hatten, hatte plötzlich niemand mehr Lust, weiter Proben zu sammeln. Nachdem Sarah es abgelehnt hatte, das „Spuckding“ zu tragen, nahm ich es. „So eine Trophäe hat nicht jeder!“
Wir waren etwa fünf Minuten gelaufen, da rief Komuno: „Mensch, ist das heiß!“ „Nun tu nicht so! Das Stück hältst du den Anzug noch aus. Sei froh, dass du ihn an hast! Sonst hätte dir Sarahs Mistel auf die Brust gekackt!“ Komuna lachte und wollte dem Bruder einen Stubs geben, da schrie sie auf: “Was ist denn das? Das frisst sich ja durch den Anzug durch! Mach den ab, schnell, runter damit!“ Etwas unbeholfen versuchte sie, dem Bruder aus dem ungewohnten Anzug zu helfen.  ...



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