Die Versuchsreihe mit den "Rede-Wendungen (6)" sollte als Test dieses Jahr abgeschlossen werden. Deshalb heute also Produkte, die wohl etwas weniger geraten scheinen ...
Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (20)
...
Hank
lief vor uns her. Er lief recht schnell, und ich nahm unauffällig
den linken Arm vor, um nicht allzu unsanft gegen die unsichtbare
Mauer zu prallen, wenn dieser merkwürdige Tagtraum zu Ende war. Aber
nichts kam. Wir liefen die wenigen Schritte weiter, und dann haben
wir die nächstbesten Bäume, die, die wir gerade erreichten, umarmt.
Mir kam meiner gar nicht so wie eine Pflanze vor. Eher fast so wie
Onja, als ich sie das erste Mal umarmt hatte, ganz vorsichtig noch.
Wie schön! Wir waren frei! Endlich frei. Und diese Bäume waren
unsere Freunde. Vielleicht empfanden die Koom das sogar noch stärker.
Irgendwie waren sie ja so was wie menschliche Pflanzen. Ach Quatsch.
Ich werde Onja natürlich nicht danach fragen. Sie nimmt mir das noch
krumm. Aber dieser Moment... Nun erst waren wir wirklich richtig hier
angekommen. Siedler. Ansiedler in einer neuen Welt. Voller Hoffnungen
und Chancen.
Wir ließen die
Bäume los, umarmten einander. Tanzten. Zum Tanzen waren die Bäume
nun wirklich nicht geeignet. Tanzten bis zur kurzen, glücklichen
Erschöpfung. Dann, noch immer wie berauscht, schlenderten wir zum
Schiff. Es nahm uns auf wie immer. Wir gingen zuerst in die
Steuerzentrale, um uns mit eigenen Augen von Henks Beschreibung zu
überzeugen.
Es sah wüst aus.
Ziemlich sinnlos war eine Brandschleife wie Graffiti gezogen. Es
stank auch nach verbranntem Plast. „Bloß raus hier! Das ist
bestimmt giftig“, sagte jemand, und wir strömten raus wie wir
reingeströmt waren.
„Frühstück,
Leute!“
Ich weiß nicht
mehr, wer das rief, aber ja, genau das war es, was wir jetzt
brauchten. Ein total ausgeflipptes Frühstück. Wir zogen also alle
zusammen in unsere Mensa, die früher einmal das Offizierskasino des
Traumschiffes gewesen war.
„Wie immer“,
rief Nori in die Luke. Es passierte nichts. Absolut nichts.
Nacheinander
versuchten wir alle unser Glück, wenn auch mit immer weiter
schrumpfender Erwartung; vielleicht nur noch zur Selbstbestätigung,
dass man selbst auch vergessen war.
Sagen wir mal ...
eine eiskalte Dusche war ein guter Vergleich. Wir standen dumm rum.
„Also ausschwärmen“, rief Jenny, „hier waren doch sechs
Replikatoren.“
Das Ergebnis blieb
ernüchternd, wenn auch nicht ganz vernichtend. Fünf der
Replikatoren waren zu keiner Reaktion zu bewegen. Der sechste
entpuppte sich als Witzbold. Man gab ihm einen Auftrag. Meist führte
er ihn aus, er versuchte es zumindest, und immer, wenn er es
versuchte, ging auf der Etage die Hauptbeleuchtung aus, und was er
dann ausgab, war jedes Mal eine Überraschung. Vielleicht wäre
vieles notdürftig instand zu setzen gewesen, aber es gab niemand,
der etwas von der Technik verstand. Dann stellten wir fest, dass wir
keinen Zugang zum Hauptspeicher bekamen, vorausgesetzt, er war nicht
zerstört. Wir verbrachten den ganzen Tag damit, herauszubekommen,
was alles noch funktionierte und was nicht. Sagen wir, wir mussten
uns davon überzeugen, dass der weitaus größere Teil aller Technik
nicht funktionierte. Ausnahmen waren Teilsysteme, die nicht in der
Zentrale gesteuert wurden. Dieses Blog zum Beispiel. Aber das waren
alles keine sonderlich wichtigen Sachen. Der Preis für unsere
Freiheit war hoch. Immerhin: Unser Wasser bekamen wir. Allerdings
brummte der verbliebene Replikator so verdächtig laut, dass ich
sicher war, auch er würde bald den Geist aufgeben.
„Und wo schlafen
wir jetzt?"
...
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