Als ich Petra Namyslos Gedicht "Klassenunterschied" las, fragte ich mich, wie viel Augenzwinkern verbirgt sich dahinter oder wie viel Vergnügen an den Paarreim-Paaren. Vielleicht aber erreicht sie schon mit diesem Hinterfragen das, was sie wollte ...
Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (21)
...
Sarah hatte Recht.
Niemand wollte in diesem Kasten schlafen. Was sicherte, dass wir am
nächsten Tag aufwachten und nicht mehr wieder raus kamen? Die
restlichen Systeme Stück für Stück ausfielen? Die
Schleusenverriegelung deaktivierten wir. Die Luken ließen wir offen.
Wer sollte schon kommen? Als der Computer noch funktioniert hatte,
hatte er keine Lebenskonkurrenz entdeckt, die bei uns hätte
eindringen können ...
Tag 24
Es war das
Verrückteste, was wir bisher miteinander erlebt hatten. Eigentlich
war nichts. Aber schon beim Aufstehen geisterte der Gedanke durch
unsere Köpfe: Welche Frage wir auch haben sollten, wir konnten von
nun an zumindest vorerst nicht mehr uns in die Schaltzentrale
hinstellen, „Computer, ...“ rufen und eine Antwort erwarten. Also
ich vermisste diese Möglichkeit sofort, so sehr ich mich vorher
mitunter über die Antworten geärgert hatte.
Bei unseren
Frühstücksbestellungen merkten wir dann mit lachenden und heulenden
Augen, dass der eine verbliebene Replikator eine akustische Macke
hatte: Er ignorierte alle i-Laute, richtiger alle Begriffe, in denen
i-Laute vorkamen, und ü war für ihn auch ein i-Laut. „Milch“
gab es also nicht und „viel“ konnte man auch nicht verlangen. So
tranken wir viel Tee an diesem Morgen.
„Wenn alle fertig
sind, raus zum Palaver“, hatte Onja gerufen.
Diesmal war Hank
dran mit Moderieren.
„So“,begann er
seine Situationszusammenfassung, „zurück können wir nicht mehr.
Um hier wieder sicher zu leben mit den gewohnten Annehmlichkeiten,
müssen wir unbedingt die Kari finden. Gehen wir davon aus, dass sie
mit ihren kurzen Beinen nicht Hunderte Kilometer gelaufen sind,
selbst, wenn sie die ganze Zeit unterwegs gewesen wären. Gehen wir
weiter davon aus, dass wir nicht wissen, in welche Richtung sie
gezogen sind. Das heißt, wir können nicht einfach eine Gruppe
hinterher jagen.
Gehen wir drittens
davon aus, dass wir noch nie gesehen haben, wie sie zusammen wohnen.
Es wäre nur geraten, wenn wir annehmen, sie bauen sich
Termitenhügel. Weiß jemand mehr?“
Das war eigentlich
gut gemacht, einmal von dem Annehmlichkeiten-Satz abgesehen, der so
klang, als wäre das etwas Schlechtes. Alle erwarteten, dass er
weiter sprach.
„Wenn das nicht
der Fall ist, bleibt die Frage, wie wir jetzt vorgehen können. Wir
müssen dazu noch eine vierte Annahme als zutreffend setzen: Dass
sich die Kari finden lassen wollen. Wenn nicht, haben wir keine
Chance.
...
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