Man kann das Voranschreiten der Zeit positiv sehen oder, wenn man eine Eintagsfliege ist dem "Fliegenden Fatalismus" verfallen. Das folgende Gedicht kommt allerdings nicht so total überzeugend rüber, wenn draußen alles nach weißer Weihnacht aussieht - wobei wohl problematischer sein könnte, dass der Zusammenhang zwischen der Flüchtlingsjagdagentur Frontex mit dem Vorweihnachtsgefühl nicht verstanden wird ...:
Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (16)
... So wachte ich auf.
Mit einem schlechten Gewissen. Wer mich schon alles gesucht haben
mochte? Bis hier unten war keiner gekommen.
Hunger hatte ich.
Hatte ja das Abendbrot ausfallen lassen. Das ist zwar bei meiner
gedrungenen Figur nicht weiter schlimm, aber das einzige, was wir in
den kommenden Jahren würden genießen können, waren Speisen so
viele und so schöne, wie wir sie den Replikatoren schildern konnten.
„Ich hab Salio
gesagt, du wolltest nicht gefunden werden.“ Onja begrüßte mich
mit fragendem Blick. „Вingo! Danke!“ Was sollte ich sonst sagen?
Ich wollte sie ja nicht beleidigen, aber wenn man tagein-tagaus immer
nur ein und dieselben Leute sehen muss, dann können einem manchmal
auch die Liebsten über werden. Фnd ich habe ein gro゚es
Palaver vorgeschlagen auf dem kleinen Platz zwischen unseren Baracken
nachher.
Ich sah Onja
überrascht an. Was gab es bei dieser Situation zu palavern? Es sei
denn, ... Und Onja sah nicht so geknickt aus wie ich wahrscheinlich
und die meisten anderen.
Ich aß mich also
richtig satt. Gelegentlich schielte ich zu Onja rüber, aber über
irgendwelchen Smalltalk hinaus war keine Andeutung aus ihr
herauszuholen. Immerhin waren wir dann fast die letzten, die zu dem
großen Sitzkreis draußen stießen. „Schön, dass ihr schon alle
da seid!“ sagte Onja, sicher nur, um locker rüberzukommen.
„Na weit weg
können wir sowieso nicht.“ Das war Henk. Er sah uns nicht an
dabei.
„Genau darum geht
es. Darf ich anfangen?
Was darauf aus der
Runde kam, konnte man notfalls als zustimmendes Gemurmel durchgehen
lassen. „Also nehmen wir Fall 1: Der Computer hat die
Fürsorgeaufgabe der Kari als Vormundschaft über Kinder und
Jugendliche aufgefasst. Dann können wir uns umgucken. Die jüngsten
sind gerade einmal elf. Also zehn Jahre Kraftfeld. Inzwischen könnten
die ersten Kinder bekommen haben, wenn auch nur aus lauter
Langeweile.“ Onja wartete einen Moment, bis alle sich wieder
beruhigt hatten. Auf jeden Fall hörten ihr jetzt alle aufmerksam zu.
„Dann ginge
das Ganze wieder von vorn los. Ich glaube nicht, dass das Feld
selektiv für die ersten Volljährigen abgebaut wird, damit die raus
und rein können. Darauf brauchten wir dann nur etwa vier Jahre
warten.“
„Hört, hört!“
Wieder Henk.
„Genau. Ich
fürchte aber, dass der Computer die Funktionsschleife grundsätzlich
verstanden hat. Begriffe wie Müdigkeit, Volljährigkeit usw. müssen
zwar im Speicher des Computers definiert sein, da aber das Programm
von den Kari stammt, dürfte es derartige Beschränkungen nicht
kennen, ganz einfach, weil die sie nicht kennen.
Nun murrten viele.
Die gestrige vage ohnmächtige Verzweiflung suchte vergeblich ein
Ventil. Warum machte Onja das?
„Halt, halt! Oder
hört, hört, wie Henk vorhin sagte, ...“ Augenblicklich hatte sie
die Aufmerksamkeit zurück. Иch habe keine Lust mitzuerleben, wie
wir uns gegenseitig im Lagerkoller gegenseitig fertig machen. Obwohl
ich anfangs auch das für eine Möglichkeit gehalten hatte. Wenn der
Computer es als wahrscheinlich ansehen müsste, dass wir uns seiner
Gefangennahme wegen gegenseitig umbrächten, dachte ich, müsste er
uns, seiner eigenen Logik folgen, frei lassen.
„Krass! Das ist
ne Idee!“
„Die Idee hat nur
einen Haken: Komuno ist wirklich tot. Der Computer wird also diese
Möglichkeit wahrscheinlich nur in Betracht ziehen, wenn es schon
tatsächliche Tote gegeben hat. Wen aber sollen wir umbringen, damit
er uns glaubt?
„Und wenn wir es
einfach probieren? Das schadet doch nichts.“ Ojora hatte es
vorgebracht, weil Onja ihre erhobene Hand gesehen hatte. ...
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