Mit "Nonono" betrete ich das Feld des reimreichen animalischen Nonsensens oder wie das heißt. Aber auch die Weißheit für frisch Verliebte sollte man nicht zu wörtlich nehmen:
Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (15)
...„Wir sind dauerhaft innerhalb des Feldes gefangen, sozusagen in Sicherheitsverwahrung?!“
„Korrekt.“
„Was soll denn
daran korrekt sein?!“Ich schrie vor Wut.
„Lebenssicherheit
von Menschen und Koom hat allerhöchste Priorität. Erreichbar nur
bei Ausschließung von Gefährdungssituationen.“
„Das war keine
Frage, das war ein Vorwurf, du Computer du!“
„Erhöhte
Stimmlage am Satzende definierte Frage. Antwort korrekt. Definition
Computer korrekt.“
Ich rannte zur
Innenschleuse. Eigentlich hätte ich rennen wollen bis zur Grenze des
Kraftfeldes, mich dagegen werfen wie ein Idiot gegen die Wände
seiner Gummizelle und mit Fäusten auf diese Antigravitationsmauer
eindreschen, aber die Kammertüren bremsten mich, und als ich draußen
war, konnte man meinen Gesichtszügen nicht sofort entnehmen, was in
meinem Kopf vor sich ging. Trotzdem. Alle standen um mich herum und
ahnten irgendwie schon meine Antwort. Ich schluckte ein Fass Heulen
herunter und presste einen einzigen Satz hervor: „Bauen wir unsere
Häuser weiter!“
Das war nun genau
das, was wir an diesem Nachmittag nicht taten. Natürlich sprach sich
unsere Gefangenschaft wie das berüchtigte Lauffeuer herum. Es gab
kaum noch ein anderes Gesprächsthema. Seltsamerweise wurde am
heftigsten am Grab von Komuno diskutiert. Einige von uns Menschen
hatten darauf bestanden, ein Kreuz zu replizieren, die Koom hatten
einen glatten kugligen Stein beigesteuert. Nun gingen wir immer
wieder dorthin, um dem, der alles hinter sich hatte, unser Leid zu
klagen, leise, manche auch, um ihn anzuklagen, weil er irgendwie
Schuld hatte, dass wir jetzt gefangen waren. Wenigstens, wenn Komuna
in der Nähe auftauchte, schwiegen wir.
Nein, die anderen
ließen mich nicht allein auf der Baustelle. Aber es gab keinen, der
so richtig gezielt zugefasst hätte wie in den vergangenen Tagen. Wie
drückte es Jenny aus? „Da ist ja die Wiese nur ein Stück Schiff
mit Fremdnaturbeleuchtung und Regen. Da können wir auch in den
Kajüten bleiben.“
Tag 15
Irgendwelche
Kleinigkeiten hat es gestern noch gegeben. Ich habe sie vergessen.
Sie sind ersoffen in einem Meer schlechter Laune. Ich kann das Gefühl
nicht beschreiben. Bei mir war es jedenfalls so, dass ich niemand
sehen wollte. Verstecken. Ich suchte mir den Ort aus, den ich
eigentlich am meisten hasste: Den Maschinenraum, dort wo die
Aggregate stehen. Sie sehen ganz unschuldig aus. Riesige
Metallbehälter, vor denen ich Angst habe. Niemals wird es irgendwo
eine Situation geben, wo etwas ganz sicher ist. Wenn aber die
Wahnsinnskraft hier frei kommt, bleibt Sekunden später, ich weiß
nicht in welchem Umkreis, nichts, wirklich nichts übrig. Ich bin so
klein, so unendlich klein. Aber der Platz ist so gut: Niemand würde
mich hier vermuten, am allerwenigsten Onja oder eine meiner anderen
Freundinnen.
Übrigens weiß ich
jetzt wenigstens, wie der Typ heißt, der mich so angestarrt hat am
Tag 1 hier: Daniel. Das konnte ich damals wirklich nicht wissen. Er
war mir ja vorher erst einmal aufgefallen. Damals vorm Start, als ich
Frank vermisste und er auch so gestarrt hat, aber mit Zulächeln.
Dass ich dachte, es geht doch alles weiter. Ob ich von ihm Kinder
wollte? Er kommt ja nicht ran. Frank wäre gleich zu meiner Gruppe
gestoßen. Er aber ... Hier müsste er sich trauen. Hier guckt keiner
zu, wie er sich anstellt. Ich fürchte, ich muss ihn ansprechen,
sonst wird’s nix. Er wird mir doch keinen Korb geben? Aber in
diesem Gefängnis gibt es nirgends einen Ort zum Ungestört sein.
Debbie hatte mir mal Filme gezeigt über Sex, wie er gut ist für
Mädchen. Die Frauen waren alle laut. Das nervt doch. Komisch: Zum
Schlafen haben wir nie die privaten Kajüten im Schiff benutzt. Immer
den Gemeinschaftssaal. Sind wir irgendwie krank? Ich hätte den
Strahler nehmen können und volle Energie auf einen der Generatoren.
Ruhe wärs gewesen. ...
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