Freitag, 7. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1598


   Es ist modern, kraft eigener Künstlerschaft zu entscheiden, was ein Gedicht ist. So nahm Brunhild Hauschild die Idee der Sprüche als Gehirnjogging auf, verfolgte sie auf ihre individuelle Art, fasste Ergebnisse zu einem Thema zusammen ... und schrieb es zu Strophen, als sei es ein gereimtes Gedicht "Tatensprüche". Wer allerdings genauer hinschaut, entdeckt trotzdem eigenständige Bonmots.
Wie nennt man das eigentlich, wenn sich Bosheit und Ehrlichkeit zu einem Gemeinsamen werden? Diesmal Adventstür-Klick-Bonbon:


Adventsfenster8.jpg







Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (9)

Vielleicht wäre es ohne ihre Fürsorge sogar schneller gegangen. Endlich lag der Schutz, der hier nicht genügt hatte, am Boden. Der Fleck auf Komunos Brust war über zehn Zentimeter groß und hatte einen rosa leuchtenden Farbton, genauer, die Haut auf der Brust. Alle Grünspuren waren dort verschwunden. „Das brennt so!“
Was mochte das sein? „Die Anzüge sollen doch allen Chemikalien widerstehen.“ Ich betrachtete die Wunde, als könnte das die Lösung bringen.
Na, egal, was das ist, wir sollten zusehn, dass wir zum Schiff kommen. Das sieht echt gefährlich aus. Kannst du?
Komuno nickte Jenny zu. Also liefen wir los, als wären Werwölfe hinter uns her. Gegen einfache Wölfe hätten wir uns ja mit den Strahlern wehren können.
Komuno stolperte, fiel, Jenny drängte Komuna zur Seite, packte den Jungen und warf ihn sich wie einen Sack über den Rücken. Komuna rannte voraus. Wie ein irres Gespenst musste sie dann wohl auf der Lichtung aufgetaucht sein, wild gestikulierend und so eindringlich, dass den Zurückgebliebenen sofort das Lachen verging. Aufgeregt umringten sie das Koom-Märchen, das noch „Helft ihm!“ röchelte und dann zusammensackte. Inzwischen hatten wir alle die Lichtung erreicht. Die Unbekleideten verdrehten augenblicklich die Augen, hielten sich die Nasen zu. „Spinnt ihr oder was?“, fluchte Jenny, die nur kurz Luft holte, um weiter dem Raumschiff entgegenzustolpern. Als sie es erreicht hatte und ihre Last verlagerte, fiel ihr Blick auf Komunos Oberkörper. Die Knochen lagen frei; Komuno war – wahrscheinlich schon seit einigen Minuten – tot.
Da standen wir nun etwas sehr unbeholfen da. Die, die bisher auf der groen Wiese getobt hatte, bildeten ein weites Halbrund.
Jenny rief ihre Kennung, die Außenschleuse öffnete sich. „Packt mal einer mit an?“
Ich griff zu, und nach kaum zwei Minuten lag das, was von Komunos Körper übrig war, in einem der Medanalysekammern. „Computer: Reanimation. Gesamtbild, Zusammenfassung!“
Jenny lehnte sich an die Zimmerwand, vollführte eine fast vollständige Geste des Stirnabwischens, weil sie offenbar zu spät wahrnahm, dass sie noch immer den Schutzanzug trug. Sie öffnete den Helm, rief „Ouhh!“ und schloss ihn wieder. Wir beobachteten sie entgeistert. Warum drückte sie den Sauerstoff-Duschknopf?
Mann, stinkt das!!! Lasst bloß eure Anzüge zu! ... Computer, ich höre nichts...“
Das stimmte nicht. Zumindest merkten wir am auf- und abschwellenden Brummen, dass der Computer beängstigend intensiv arbeitete, kein Grund also zu ungehaltenen Äußerungen, eher zur Angst, er könnte abstürzen. Übrigens waren unabgesprochen nur wir, die wir den Ausflug zusammen gemacht hatten, zusammen ins Raumschiff gegangen. Die Anderen warteten ängstlich draußen.
Plötzlich Stille. Durch die Verstärker in den Anzügen hörten wir einander atmen. Keiner sagte etwas. Wir wagten kaum uns zu bewegen.
Reanimation nicht möglich. Gesamtbild mit ausreichender Genauigkeit nicht möglich. Vorgang der Totalzersetzung aufgrund Kontakt mit unbekannter Komplexverbindung auf Schwefelsäurebasis schreitet fort. Verbleib vorliegender Reste im Schiffskörper nicht anzuraten. Maßnahmeempfehlung nicht mölich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower