Heute ist erster Advent und die Zahl der "Gedichte des Tages" ist auch eine beachtliche. Da sollte das Gedichtangebot doch ein angemessenes sein und nicht im "Kulturkampf" stecken bleiben. So verrate ich vorab, dass sich "hinter dem Türchen" ein Gedicht verbirgt, dass ich für besonders gelungen unter den meinen halte. Also klick:
Aber weiter mit dem "Planet der Pondos"-Nachfolger:
Slov ant Gali: Wo Bäume weinen (3)
Egal,
sie sind weg, als ihnen sicher schien, dass bei uns soweit alles in
Ordnung sein würde. Wahrscheinlich haben sie längst ein Versteck
gefunden, wo ihnen keiner auf die Nerven geht. Kann man ja irgendwie
verstehen.
Also klar. Wir sind
sicher gelandet. Das Programm Besiedlung ist durchgelaufen. Nach
Meinung des Computers haben wir hier einen Planeten vor uns mit
günstigen Lebensbedingungen und ohne intelligente andere
Lebensformen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssten.“
„Veto!
Die definierte Wahrscheinlichkeit beträgt 99,97 Prozent. Nur im
Vorstellungsvermögen von Menschen ist dies eine zu vernachlässigende
Abweichung.“
Dies
hallte durch den Raum, als hätte ein uralter Blechmensch gegen
Ölmangel angekämpft.
„Was
denn nun? Seit wann
mischt sich der Computer in unsere Gespräche, wenn er nicht gefragt
wird?“ Onja sprach aus, was auch den anderen durch den Kopf
gegangen zu sein schien. Alle wirkten für einen Moment um fünf
Zentimeter geschrumpft.
„Programmerweiterung
der Kari. Ich wurde beauftragt, auf Ungenauigkeiten in
Situationsanalysen hinzuweisen, um fehlerhaften Schlussfolgerungen
vorzubeugen.“
„Oh
Gott! Würdest du dich aber wenigstens aus Gesprächen unter Frauen
raus halten?“ Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich lachen oder
genervt sein sollte.
„Weise
auf signifikante Ungenauigkeiten der Aussage hin. Ad eins befinden
sich 35 Prozent Personen männlichen Geschlechts im Raum. Ad zwei
gibt es mehrere Definitionsansätze, wonach ein unterschiedlich hoher
Teil der Personen weiblichen Geschlechts die Zuordnung zum Begriff
Frau noch nicht erreicht hat. Solches wären erstens ...“
„Haaaaalt!
Programm Gesprächseinmischung minimieren. Im Normalfall nur auf
direkt an Computer gestellte Fragen antworten. Als Ausnahme gelten
nur unmittelbare Gefahrensituationen! Und ob hier jemand Frau ist
oder nicht, gehört nicht dazu. Computer aus!“
Nach
meinen Worten war es beängstigend still. Alle schienen darauf zu
warten, dass noch irgendetwas geschah. Aber es geschah nichts.
Schließlich konnte ich mich wieder Onja zuwenden. „Da haben uns
diese Kari ja etwas eingebrockt.“ Ich schüttelte mich. „Egal!
Wolltest du mir nicht was erzählen?“
Onja
kratzte sich am linken Oberarm. „Wo war ich stehengeblieben? Ach
ja: Im Wesentlichen müsste das hier nach Meinung des Computers der
Platz sein, wo wir uns ideal ausbreiten können.“ Sie stockte, sah
irgendwo nach oben, als erwartete sie einen Kommentar des Computers,
doch der blieb aus. „Hach! Den hast du geschafft!“
„Na,
vielleicht ist er nur eingeschnappt“, antwortete ich. „Erzähl
lieber weiter!“
„Wir
sind etwa 400 eurer Jahre geflogen. Also wenn du das nächste Mal mit
dem Computer diskutierst, kannst du auf unser aller fortgeschrittenes
Alter verweisen. Egal! Wenn mans genau nimmt, ... mehr ist nicht!“
„Wie
langweilig! Und ich dachte schon, ich hab was verpasst ... Bloß 400
Jahre verschlafen! Aber ich verrat dir was: Weißt du, wozu ich jetzt
Lust habe? Also erstmal richtig anziehn, dann ein großes Bier und
dann zur Feier der glücklichen Landung Musik und Sekt!“
Stille.
Schweigen. Die meisten im Raum hatten plötzlich nichts Wichtigeres
anzusehen als ihre Zehen.
Erst sah
ich mich verwirrt um. Dann wurde ich verlegen. „Ach so... Na ja...
Also, dann eben nur das Bier für mich und jeder trinkt, was er
möchte und bitte: Wir fangen hier neu an. Nur das zählt.“
Ich
streckte vorsichtig die rechte Hand vor, strich Onja über den an ein
Stoppelfeld erinnernden Bauch und machte „Hm?!“ Als aber noch
immer eine bedrückende, unsichtbare Decke über der Gruppe blieb,
rief ich: „Gut! Der Replikator kann auch euer Zauberwasser. Trinken
wir Zauberwasser zusammen. Auf den Neuanfang!“
Zur
Bestätigung klopfte mir Onja, die unter meinem gerade ausgestreckten
Arm hindurch laufen konnte, auf die Schultern und sagte: „Okay, auf
den Neuanfang!“ Zumindest formulierte es der Translator so.
Ich
reckte mich kurz. Wer war denn das nur, vorhin da hinten? Aber jener
Junge, der mich anfangs so angestarrt hatte, war verschwunden.
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