Der Dezemberanfang bietet zweierlei. Zum einen ein "normales" Gedicht, wenn man denn Thomas Reich mit dem Schimpfwort "normal" belegen will und - wie schon vorher angedeutet - den Beginn des lyrischen Adventskalenders. Der funktioniert ähnlich wie viele andere solche Kalender auch: man macht das Türchen auf. Nur muss man eben seinen Klick wagen auf den Kometen oder die 1 oder das Lichtlein ... und dann wird man zum Adventshäppchen weitergeleitet.
Ach ja ... Nun muss ich doch eine Boshaftigkeit gegenüber dem Thomas loslassen. Sein "Verkehrsfluss" ist ein so richtig modernes Dichter-Befindlichkeits-Gedicht ... (ein Glück, dass ich so etwas nicht schreibe ... grins!)
.Oops ... Darf man das Fensterchen nicht erst am 1. Dezember öffnen? Aaaaalso abwarten! Dafür geht die Wiederbegegnung mit einigen Helden aus dem "Planet der Pondos" weiter:
Slov ant Gali: Wo Bäume weinen (2)
Schon
wieder glühende Eisen. Es stinkt nach verbranntem Fleisch. Überall
Gelächter. Ein Schrei. Nein, kein lauter. Ein Kinderschrei, und
gerade, weil ihm anzuhören ist, wie sehr sich das schreiende Kind
gegen diesen Schrei wehrt, tut er so weh. Nein, es tut wirklich weh!
Mir wird der Brand in den Hintern gedrückt ... Nein, nicht wieder
dieser Traum!
Ich
schnelle hoch. Mit einem Mal sind die Erinnerungen wieder da. Alle.
Auch die frischen. Ich will mir nicht im Traum begegnen und nicht ...
Ein
seltsames Gefühl an der Brust. Wie eine warme Wiese, die sich an
mich schmiegt. Ich nehme alle Kraft zusammen. Die Augen müssen auf!
Ich fand
mich in einem Raum mit mehreren betreten schauenden Menschen und
Pondos. Ungefähr je zehn, und seltsamerweise sahen die Menschen mit
ihren glatt geschorenen Schädeln unheimlicher aus als die fremden
Wesen. Trotzdem bemerkte ich sofort den Jungen
im Hintergrund, der sich zwar halb in der Gruppe versteckt hielt,
mich aber so fasziniert anstarrte, als wäre ich sonst was für eine
Erscheinung. Dabei spürte ich ja, dass auch ich diese Glatze hatte
und also alles andere als sexy aussah. Ob es daran lag? Der Anblick
war sicher ungewohnt. Komisch. So sehr mir der Junge auffiel und so
sehr ich wusste, dass ich ihn vor kurzem noch gesehen hatte, ich
konnte mich an keinen Namen erinnern. Onjas kleine Pranke löste sich
von meinem Rücken, die Wiese von meinem Oberkörper.
Überdimensionale Kugelaugen funkelten mir entgegen. Ein grüner
Öko-Teddy, aus dessen Kuschelhaut zarte Pflänzchen zu sprießen
begannen. Jetzt erinnerte ich mich. Ja, an diese Wesen hatte ich mich
vor dem Start gewöhnt. Pondos oder Koom. Die Freundschaft zu Onja
und warum sie so aussah, wie sie jetzt aussah. Ob Onja ahnte, woran
ich gerade dachte? Bestimmt wollte sie auch nicht erinnert werden.
Mein Blick fiel auf das Kästchen, das
Onja um den Hals trug, den Translator. Hoffentlich erlöste der mich
bald aus meiner Verlegenheit Und als hätte Onja meine Gedanken
gelesen, sprudelte es aus ihr heraus – und danach aus dem Kasten:
„Na, du hast uns aber einen Schreck eingejagt! Die anderen sind
längst hoch. Bei dir ging die Anzeige immer wieder zurück, so als
wolltest du ewig im Kälteschlaf bleiben und manchmal, als wolltest
du gar nicht mehr ... Aber nun bist du ja wieder unter uns Lebenden.“
Ich
versuchte ein Lächeln.
„Und
das ist toll, ja?“
„Na,
nun erzähl mal keinen Quatsch! Was sollten wir anfangen ohne dich!?“
„Ich
bin also wichtig?“
„Und
wie wichtig ...“ Plötzlich erkannte Onja das Schmunzeln, das ich
nicht mehr zurückhalten konnte. Bevor ich etwas dagegen tun konnte,
hatte ich einen Boxhieb auf dem linken Oberarm eingefangen. „Musst
du mich gleich schlagen? Du siehst doch, dass ich mich noch nicht
wehren kann.“
„Eben
deshalb. Aber vielleicht willst du wissen, was inzwischen passiert
ist.“
Plötzlich
fühlte ich mich wieder schlaff wie ein Ball, in den man hinein
gestochen hatte. Ich ließ mich zurückfallen auf die Unterlage, die
ich einmal nicht ohne Grund für einen Sarg gehalten hatte. Einen
Moment schloss ich die Augen. Wie schön, dachte ich, einfach an
NICHTS denken zu können, dann öffnete ich die Augen wieder,
funkelte die Gruppe an, „Was glotzt
ihr denn wie beim plötzlichen
Abkratzen?“ Dann wandte ich mich an Onja: „Na, ich hab meine
Neugierde noch im Griff, aber du quillst ja über vor
Mitteilungsdrang... Also erzähl schon!“
„Also,
dass du eingefrostet warst, brauch ich dir ja nicht zu erzählen, und
dass es bei deinem Auftauen Merkwürdigkeiten gab, weißt du jetzt
auch. Und du erinnerst dich bestimmt an die Kari?“
Ich muss
ziemlich blöd geguckt haben.
„Na,
da hat es dich ja wirklich ganz schön erwischt! Also, diese
denkenden Krabbelviecher, die ihr Ameisen genannt habt. Die haben
doch den ganzen Flug im Griff gehabt. Wenn du willst, kannst du ihre
Verabschiedung im Speicher abrufen. ...
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