Kennen heute noch alle die Redewendung vom "Leben wie die Made im Speck"? Die sollte man in Hinterkopf haben, Heinz Ehrhardt schadet nichts und Mädchen kann sowohl die künftige Frau geheißen werden als auch die kleine Made ... Vielleicht hat es nicht funktioniert, aber ein Versuch war´s wert: "Madig gemacht ..."
Weiter im Hirn-Jogging mit "Rede-Wendungen (2)". Wenigstens bei einem der Sprüche ergibt sich eine makabre Lösung, wenn man gedanklich das "Original" danebensetzt ...
.Unterwegs in die Erwachsenenwelt sind auf ihre Weise die kleine Made aus dem Gedicht und die beiden Mädchen auf ihrem Selbstfindungstrip. Allerdings ist das, was Marie da ihrer Freundin aufbürdet, mehr als riskant ... man könnte auch sagen leichtsinnig (das zeichnet sie insgesamt aus ...)
Slov ant Gali: Stochern im Nebel (43)
... Ich antwortete so leise, dass es Jule
kaum hören konnte: „Weiß ich, was ich glauben soll?“ Und dann
lauter: „Aber wenn wir einfach abwarten, bis dieser Brei Eberswalde
überschwemmt, erfahren wir es nie. Das könnt ich mir nicht
verzeihen.“ Und nach einer Pause viel lauter: „Weißt du, dass
die Welt am Ende ist, so oder so, das glaub ich schon. Genau deshalb
werd ich ja nicht weglaufen. Und du kommst mit!“
Damit wandte ich mich wieder dem Weg
zu. Das war auch nötig. Wir erkannten gerade noch rechtzeitig vor
uns Soldaten am Straßenrand. Die waren schon auf uns aufmerksam
geworden. Eine Personenkontrolle. Als ob wir uns das Leben nicht
allein schwer machen konnten. Glücklicherweise bog gerade rechts ein
Trampelpfad von der Straße ab. Der wurde unserer. Schade! Diese
Abzweigung bedeutete Wandertag bis zum Geht-nicht-mehr.
Wahrscheinlich lauerten mehrere Kontrollen hintereinander. Also waren
Hauptverkehrsstraßen tabu.
Abends, am Waldrand, klopfte ich Jule
auf die Schultern: „Immer nur Ruhe und keine Action, das ist doch
müde. Können wir später noch genug haben. Wenn wir dann noch leben
sollten. Jetzt muss es brummen.“ Dann packte ich die Gitarre. Sang
irgendwas und ein wenig falsch. „Ja, guck nur!“, antwortete ich
auf Jules irritierten Blick. „Ich muss schließlich üben.“
Ausgeschlafen hatten wir nicht, morgens
um halb fünf. Aber wir zogen weiter, und ich fand immer wieder
Schleichpfade. Vielleicht ahnte Jule, wie weit es noch war. Fragen
mochte sie aber nicht. Trottete einfach mit. Wunderte sich, als wir
in Karow direkt zum Bahnhof liefen, keine Kontrolle da war und die
Bahn Richtung Zentrum tatsächlich nach Fahrplan fuhr.
„Wenig zu sehen vom großen Grauen.“
Ich lächelte zum Fenster hinaus.
„Warts nur ab“, antwortete Jule,
und in ihrer Stimme lag so viel Angst, dass sie nicht wagte, mich
anzusehen. Ich merkte es trotzdem.
Die Ringbahn fuhr noch. Als wir
allerdings am Bahnhof Frankfurter Allee weiter nach Hellersdorf
umsteigen wollten, standen wir vor einem vergitterten U-Bahn-Eingang.
„Wenn du denkst, ich frag jemanden
und mach auf uns aufmerksam, dann hast du dich geschnitten. Die zehn
Kilometer könn wir auch noch laufen.“
Aber gefährliche Kilometer! Wir hatten
erst einmal keine andere Möglichkeit, als am Rand der Hauptstraße
entlangzulaufen. Dabei würde uns hier mit Sicherheit keiner
mitnehmen, aber sehen konnte man uns von weitem, und mit Posten war
auch zu rechnen. Jule suchte nach ersten Zeichen der Katastrophe.
Vorerst entdeckten wir weder Patrouillen noch Ätzerfelder. Die ganze
Gegend schien irgendwie ausgestorben, kaum ein Fahrzeug kam uns
entgegen. Einmal drei Busse hintereinander. Die Passagiere darin
waren umgeben von Bewaffneten. ...
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