Montag, 26. November 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1587


Im Moment kann ich nur hoffen, dass dieses Blog gerade nicht von Teens heimgesucht wird. Sie könnten mich dieser Schändungen wegen lynchen. Dabei sollten die beiden Gedichte eher als Hohelied auf die Zeitlosigkeit der Unvollkommenheit von Liebesliedern dienen. Aber warum musste ich nun ausgerechnet DAS eine nehmen? Und so? Ganz einfach: Mir hat´s gefallen. Undzwar ... in beiden Versionen ...
"Just a dream" genauso wie "Just a dream O-Ton", was eigentlich an erster Stelle genannt werden müsste ... Und hier ist ja vieles experimentell ...



Wenn ich es richtig sehe, ist das Nelly-Original bei youtube trotz deutschen Abspielverbots mit über 133 Millionen Aufrufen nun Titanic-konkurrenzfähig - ähnlich dem Cover mit etwa der Hälfte. Beeindruckend, wie durch die verschiedenen Interpretationen bei gleichem Text und prinzipiell gleicher Melodie gegensätzlicher Lieder herauskommen ... Bei Marie und Julia steuert allerdings alles auf eine Interpretation hinaus ...


Slov ant Gali: Stochern im Nebel (48)


Inzwischen drehte ich mich wieder langsam im Tanz. Sah Jule vor mir, wieder nicht, wieder ja. Sah sie stehen - wie eingefroren in einen Albtraum. Sah, wie sie mich anstarrte. Hilflose Angst in den Augen. Nur noch Sekunden und die Ätzer hätten mich erreicht. Jule wollte etwas rufen. Oder mich schlagen, damit ich endlich zu mir käme. Ganz deutlich sah ich ihr das an. Sie war so bedauernswert unentschlossen … Oder?
Da stoppte ich. Zitterte.
Was war das? Was hatte Jule? Ihr Blick ging ja an mir vorbei, durch mich hindurch. Hatte auch sie die hypnotische Kraft des Fremden erfasst? Ja, das musste so sein, aber irgendwie …
Ich hörte auf zu spielen, zu tanzen. Rief Jule an, fast schon wieder ich selbst: „Was ist? Hey? Hallo? Siehst du Gespenster? Hey, ich bin´s! Ich leb noch! Is ja schon gut, ich hab mich nicht verändert. Komm, vergiss Kantha Inar!“
In Zeitlupentempo streckte Jule ihren Arm aus. Sie deutete auf die Front der Ätzer. Ich drehte mich um, suchte, was sie so verwirrt hatte. Stutzte. Wollte nicht glauben … Fragte leise, fast furchtsam: “Du meinst …“ und Jule antwortete: „Na, guck doch hin!“
Normalerweise antworte ich auf so was 'Was meinst du, was ich die ganze Zeit mache?', aber diesmal stierte ich weiter ungläubig auf das Gras. Ich stand ja fast schon in der Mitte eines Halbkreises! Ohne Jule wäre mir das vielleicht nie aufgefallen. Um mich herum hatten die Ätzer-Tropfen zuerst die Gräser gefrostet wie an den anderen Stellen. Dann aber musste sie etwas gestoppt haben. Die Tropfen waren selbst erstarrt. Mein Halbkreis war ein Stück Eisblumenwiese. Überall sonst überschwemmten die Ätzer mit ihrem Brei den Weg.
Jule flüsterte: „Spiel weiter! Bitte, spiel weiter!“
Ich schaute sie zweifelnd an. „Du meinst wirklich, ich …?“
„Was denn sonst?“
Hektisch versuchte ich, das Lied zu wiederholen. Es war weg! Was sollte ich tun? Eine neue Melodie improvisieren? Es wollte einfach nicht gelingen. Mein Lied war weg, alles war weg! Ich rang der Gitarre nur ein Wimmern wie unter Schmerzen ab. Es musste doch so schnell gehen!
Endlich ein einfacher Rhythmus. Ich richtete die Gitarre wie eine Maschinenpistole auf die Tropfen. Hinter mir deutete Jule auf den erstarrten Wiesenabschnitt: „Da! … Guck doch! Und da! …“
Ich schlug in die Saiten wie besessen. Nein, nicht mehr unter der Wirkung irgendeiner fremden Kraft, sondern im Rausch der Freude über einen unerwarteten und unverständlichen Sieg. Es ging, es ging!
Wir merkten beide nicht, dass fünf Soldaten durch das Unterholz auf uns zu stürmten. ...





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower