Mittwoch, 14. November 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1575

Das Losungswort des Tages lautet "Wiese". Es kann also sehr wörtlich erweisen, also dass das geliebte Wesen sich als Kuh erweist, aber auch im Sinn von gemeinsamer Spielwiese ... dem Leben sozusagen. Hauptsache "beinahe Liebe" Ob "Auf deiner Wiese" oder "Auf unsrer Wiese" egal ... natürlich eben ...


Schnell prosaisch runter von der Wiese! Allerdings ... wer dieses "Ende" des Ausflugs gelesen hat, dem ist klar, dass das "Eigentliche" für Marie nun erst beginnt ..



Slov ant Gali: Stochern im Nebel (36)


... Wahrscheinlich wollte Gerd einmal witzig sein. Ich verpasste ihm einen Haken in die Seite, da bremste Sonja. Wir waren am Ortsausgang von Biesenthal in Richtung Berlin angekommen. Vor uns eine Straßensperre. So ein verunglückter Supermann beugte sich zum Seitenfenster.
„Wohin wollen Sie?“
„Wir wollten nach Berlin rein, einfach so. Ist das nicht erlaubt?“
„Nein, das ist nicht erlaubt. Sie brauchen eine Einladung oder eine spezielle Aufgabe im Rahmen der Katastrophenbekämpfung. Ansonsten müssen wir Sie in Ihrem eigenen Interesse bitten, das Chaos nicht zusätzlich zu vergrößern und umzukehren. War das verständlich oder muss ich es in kurzen Sätzen für Lehrer und Analphabeten wiederholen?“
Der Uniformierte lachte laut über seinen Witz, und Sonja verkniff sich die Antwort.
Als sie außer Sichtweite waren, schimpfte ich: „So ein Arschloch! Fand er das komisch? Ob´s hier einen Umweg gibt? Halten Sie bitte mal an!“
„Denk nicht einmal dran! An den anderen Wegen werden auch Kontrollen stehen.“ Sonja sah so richtig froh darüber aus.
„Tja, Frau Zarge, wann war unser letzter Wandertag?“ Ich lehnte mich zurück, hatte die Arme verschränkt. „Wir schaffen den Rest auch zu Fuß.“
Die Antwort war natürlich klar. „Vergiss es! Ich habe für euch die Verantwortung. So gefährlich, wie das hier ist, muss ich euch sicher wieder zu Hause abgeben.“
„Wenn das hier so gefährlich ist, dann kommt es auf ein paar Tage früher oder später auch nicht an. Dann sterben wir sowieso bald.“
Sonja erwiderte nichts. Ich schwieg. Was sollte ich weiter sagen? Die anderen schwiegen auch. Die Zarge hielt es für nötig, uns alle direkt bei unseren Eltern abzugeben. Das war am sichersten. Bei Jule und mir war niemand da. „Ich hab einen Schlüssel“, murmelte ich. „Auf Wiedersehen.“ So verschwanden wir allein in unseren Wohnungen. Sonja hatte ein schlechtes Gefühl, aber sie konnte uns schließlich nicht mit zu sich nach Hause nehmen. Und beaufsichtigen. Wir waren doch fast sechzehn …



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