Wie kam Brunhild Hauschild eigentlich auf die Idee, es ginge beim Blick nach draußen darum, ernsthafte "November"-Gedichte auf dem Blog zu präsentieren? Was könnten wir tun, um solch negativen Emotionen zu vertreiben? So richtig weiß ich zwar auch nicht, aber ... Na gut. Gönnen wir dem Herbst ein leicht schmunzelndes Gedicht: "Herbstgedicht - Geschrieben von und im Eichendorf nach dem siebten Grog" ...
Dies also zum Thema lyrischer Herbst. Nun wird es Zeit, dass sich in dem Romanprojekt wieder etwas "Action" anbahnt ...
Slov ant Gali: Stochern im Nebel (33)
... An jenem Vormittag, fünf Tage nach
Rahmans Todessprung, von dem ich natürlich noch nichts wusste, hatte
die Zarge vom Lehrerzimmer aus kontrolliert, wie viele Schüler das
Startbild der geplanten Stunde aktiviert hatten. Ich hatte. Zilly,
Fiete, ... insgesamt zehn. Wir waren noch nicht mit unseren Eltern
auf der Flucht. Seit zwei Tagen blieben immer mehr dem Unterricht
fern, meist unentschuldigt, weil ihre Familien wegen dieser seltsamen
Sikroben zu entfernten Verwandten oder in Spontanurlaub flüchteten.
Sonja blieb noch einen Moment auf dem
Flur vorm Klassenraum stehen. Atmete durch. Lehrerzimmermief
wegblasen. Kein anderes Thema als die Berliner Katastrophe. Was
sollte das für ein Unterricht werden, wenn sie andauernd an die
angeblich bevorstehende Evakuierung der Schule dächte? Als sie
endlich die Tür öffnete, saß die Klasse wie erstarrt da. Es war
totenstill. Hatte sie etwas verpasst? Eine heiße Diskussion?
„Um euch einen guten Morgen zu
wünschen, ist es etwas spät. Aber um sich mit dem deutschen
Wirtschaftssystem nach der Jahrtausendwende zu beschäftigen, ist es
genau die richtige Stunde. Insofern wundere ich mich, warum nicht
alle das Thema aufgerufen haben. Oder gibt es etwas Anderes, das wir
jetzt diskutieren sollten?“ Sonjas Blick schweifte durch die
Reihen.
Zilly hob lässig seine Linke: „Marie
war gerade philosophisch. Das passt nicht zu Ihrer Stunde. Aber wir
können nicht so schnell umschalten.“
„Das wird sich noch zeigen“,
antwortete die Zarge lächelnd. „Wir können auch philosophisch
sein. Warum denn nicht? Worum geht es?“
Zilly erwiderte ihren Blick und noch
drei andere. Ich sah nach vorn; wie so oft zog ich dabei die
Schultern nach hinten. Der Rest der Klasse sah weg.
„Sie können ja nichts dafür. Sie
sind Lehrerin. Sie müssen uns ja beibringen, dass alles so richtig
ist, wie es ist. Aber wenn wir Menschen …“ Ich stockte kurz.
Wobei mir ja eigentlich so echt starke Volksreden locker über die
Lippe kamen. „…wenn wir Menschen uns so sehr an der Natur
vergehen, sie vergewaltigen, dann brauchen wir uns ja nicht zu
wundern: Irgendwann rächt sie sich, die Natur oder Gott oder wie das
heißen mag. Wir tun hier, als wäre nichts, und längst laufen die
letzten Tage der Menschheit. ...
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