Als ich Sebastian Deyas "Bittersüß" las, wusste ich, auf diesem Blog gibt es schon ein Gedicht gleichen Titels.
Als ich es dann fand, fand ich so viele wunderbare inhaltliche Kontroversen, zwischen den Inhalten der beiden Gedichte, dass ich unbedingt daran erinnern musste: Gunda Jaron "Bittersüß". (Dieser Titel ist sicher nicht urheberrechtlich geschützt.)
Bei solcherart (wenn auch unterschiedlich) gemischten Gefühlen knüpfe ich lieber an den positiven Unterton bei Gunda Jaron an und stelle entgegen allen Eindrücken, die man beim Schritt aus der Haustür haben kann, fest, dass man manchmal einfach nur verrückt "glücklich" ist ... (Mann ... und Frau auch ...)
Dass, was dagegen die Fortsetzung des utopischen Romans bringt, ist alles Andere als "Glück". Allmählich zeichnet sich der Beginn einer extremen Katastrophe ab ...
Slov ant Gali: Stochern im Nebel (27)
Geistesgegenwärtig befahl Pantz, die
Löscharbeiten sofort einzustellen, dirigierte einige seiner Männer,
die ersten Schaulustigen abzudrängen und setzte den Synchronbericht
an seine Einsatzzentrale fort: „… Die tropfenartigen Gebilde
leuchten bläulich wie kleine lebende Gasflammen. Bewegen sich
schnell und unregelmäßig, werden ständig mehr. Vernichten alles,
was sie berühren. Unklar wie. Richtige Ätzer …“
Inzwischen trafen die ersten
auswärtigen Löschstaffeln ein. Die Marzahner Staffel hatte eine
Drehleiter mit Korb dabei. Fuhr sie sofort aus. Wenn hier schon
nichts zu löschen war, meinte Pantz, so waren doch noch Menschen zu
retten. Aus dem früheren fünften Geschoss drang während der ganzen
Zeit Geschrei nach draußen. Die Eingeschlossenen konnten sich
offenbar nicht mehr selbst in Sicherheit bringen und ihre
Kommilitonen auf die inzwischen aufgespannten Tücher schleudern
konnten sie auch nicht.
Einer der Feuerwehrleute näherte sich
im Korb stehend dem am besten erhaltenen oberen Fenster. Er streckte
schon seine helfenden Hände aus, da erreichten ihn einige der
Tropfen vom Breirand. Der Mann erstarrte. Gab keinen Laut von sich.
Leuchtete weithin. War eine Figur, die sich langsam auflöste. Auf
die Straße klatschte.
Pantz kam nicht mehr dazu, eine Warnung
zu brüllen. Starr vor Schreck sah er der Verwandlung zu. Schon löste
sich auch die ausgefahrene Leiter auf. Auf der turnte ein Teil der
Ätzer dem Löschfahrzeug entgegen. Gleich sind sie da, durchfuhr es
Pantz. Sie erwischen meine Leute, Karl ahnt nicht, …
Pantz sprang auf, fuchtelte mit den
Armen, schrie: „Weg, kommt weg da!“ Ohne Megaphon verhallte der
Ruf im allgemeinen Geräuschchaos. Karl, der Maschinist – also der
Fahrer, wie ein Nicht-Feuerwehrmann gesagt hätte – bemerkte die
Aufregung seines Inspektors. Nie zuvor hatte er seinen Vorgesetzten
so wild mit den Armen herumfuchteln sehen. Was der nur hatte? Karl
zuckte fragend mit den Schultern, hob die Arme. Pantz rannte los,
erreichte die Fahrzeugtür, riss sie auf, packte den Verwunderten …
da hatten die Tropfen das Fahrerhaus erreicht.
Pantz sah plötzlich aus, als hätte
man ihn als Puppe aus dem Kühlhaus geholt, und seine Kälte
verwandelte die Feuchtigkeit der ihn umgebenden Luft in Reif. Aber
nur ganz kurz. Dann vollendeten die auf ihm sitzenden Tropfen ihr
Werk. Pantz fiel – wie alles andere zuvor – zu Brei zusammen. ...
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