Sonntag, 4. November 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1565


Als ich Sebastian Deyas "Bittersüß" las, wusste ich, auf diesem Blog gibt es schon ein Gedicht gleichen Titels.
Als ich es dann fand, fand ich so viele wunderbare inhaltliche Kontroversen, zwischen den Inhalten der beiden Gedichte, dass ich unbedingt daran erinnern musste: Gunda Jaron "Bittersüß". (Dieser Titel ist sicher nicht urheberrechtlich geschützt.)
Bei solcherart (wenn auch unterschiedlich) gemischten Gefühlen knüpfe ich lieber an den positiven Unterton bei Gunda Jaron an und stelle entgegen allen Eindrücken, die man beim Schritt aus der Haustür haben kann, fest, dass man manchmal einfach nur verrückt "glücklich" ist ... (Mann ... und Frau auch ...)



Dass, was dagegen die Fortsetzung des utopischen Romans bringt, ist alles Andere als "Glück". Allmählich zeichnet sich der Beginn einer extremen Katastrophe ab ...



Slov ant Gali: Stochern im Nebel (27)


Geistesgegenwärtig befahl Pantz, die Löscharbeiten sofort einzustellen, dirigierte einige seiner Männer, die ersten Schaulustigen abzudrängen und setzte den Synchronbericht an seine Einsatzzentrale fort: „… Die tropfenartigen Gebilde leuchten bläulich wie kleine lebende Gasflammen. Bewegen sich schnell und unregelmäßig, werden ständig mehr. Vernichten alles, was sie berühren. Unklar wie. Richtige Ätzer …“
Inzwischen trafen die ersten auswärtigen Löschstaffeln ein. Die Marzahner Staffel hatte eine Drehleiter mit Korb dabei. Fuhr sie sofort aus. Wenn hier schon nichts zu löschen war, meinte Pantz, so waren doch noch Menschen zu retten. Aus dem früheren fünften Geschoss drang während der ganzen Zeit Geschrei nach draußen. Die Eingeschlossenen konnten sich offenbar nicht mehr selbst in Sicherheit bringen und ihre Kommilitonen auf die inzwischen aufgespannten Tücher schleudern konnten sie auch nicht.
Einer der Feuerwehrleute näherte sich im Korb stehend dem am besten erhaltenen oberen Fenster. Er streckte schon seine helfenden Hände aus, da erreichten ihn einige der Tropfen vom Breirand. Der Mann erstarrte. Gab keinen Laut von sich. Leuchtete weithin. War eine Figur, die sich langsam auflöste. Auf die Straße klatschte.
Pantz kam nicht mehr dazu, eine Warnung zu brüllen. Starr vor Schreck sah er der Verwandlung zu. Schon löste sich auch die ausgefahrene Leiter auf. Auf der turnte ein Teil der Ätzer dem Löschfahrzeug entgegen. Gleich sind sie da, durchfuhr es Pantz. Sie erwischen meine Leute, Karl ahnt nicht, …
Pantz sprang auf, fuchtelte mit den Armen, schrie: „Weg, kommt weg da!“ Ohne Megaphon verhallte der Ruf im allgemeinen Geräuschchaos. Karl, der Maschinist – also der Fahrer, wie ein Nicht-Feuerwehrmann gesagt hätte – bemerkte die Aufregung seines Inspektors. Nie zuvor hatte er seinen Vorgesetzten so wild mit den Armen herumfuchteln sehen. Was der nur hatte? Karl zuckte fragend mit den Schultern, hob die Arme. Pantz rannte los, erreichte die Fahrzeugtür, riss sie auf, packte den Verwunderten … da hatten die Tropfen das Fahrerhaus erreicht.
Pantz sah plötzlich aus, als hätte man ihn als Puppe aus dem Kühlhaus geholt, und seine Kälte verwandelte die Feuchtigkeit der ihn umgebenden Luft in Reif. Aber nur ganz kurz. Dann vollendeten die auf ihm sitzenden Tropfen ihr Werk. Pantz fiel – wie alles andere zuvor – zu Brei zusammen. ...




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