Wie ist das in der Liebe? Man fällt immer wieder herein ... und es heißt ja, man würde aus Erfahrung klug? Na, darauf antwortet mein lyrisches Ich ganz klar und uneingeschränkt "Danach bin ich immer noch nicht klüger" ...
Also wenn ich von "November"-Wetter höre, dann denke ich zuerst an (Londoner) Nebel und dieses Geisterbahn-Film-Gefühl ... Bei dieser Gelegenheit stelle ich fest, dass es bei mir keinen Gedichttitel gibt, übe den ich so oft gestolpert bin als diesen schlichten Monatsnamen ...
Ungewollt knüpfen diesmal Lyrik und Prosa beim selben Motiv an: dem Lernen. Während das Liebesgedicht mit der Unbelehrbarkeit des LI spielt, taucht im Romanmanuskript ein Mädchen auf, dass sehr eigene Wege gehen wird, den Umgang mit Fremdartigem zu "lernen". Dafür macht in der Prosa der Novembergrusel eine kurze Pause ...
Slov ant Gali: Stochern im Nebel (31)
...
Eine abwechslungsreiche Unterrichtsstunde
Sonja Zarge konnte es auch als
Erwachsene nicht lassen, zwanghaft schlichtend in Raufereien zwischen
Schülern einzugreifen. Jedenfalls wurde sie Lehrerin und „die
Zarge“. Sie wollte natürlich im Vergleich zu ihren eigenen Lehrern
alles besser machen. Aber dann landete sie, von ihrem Partner mit
Zwillingen sitzengelassen, in meiner öffentlichen Eberswalder
Schule. Also eigentlich landete ich ja bei ihr, und für
Uneingeweihte sollte ich noch erklären, dass dieses Eberswalde eine
Provinzkleinstadt war, viele Kilometer lang gezogen, nur etwas über
50 Kilometer von Berlin entfernt, aber vielleicht gerade deshalb die
ätzendste Ecke im Universum. Eine Strafe, die über die arme Zarge
gekommen war mit überfüllten Klassen und genervten Kollegen, deren
einzige berufliche Freude zu sein schien, wieder eine
Unterrichtsstunde zwischen uninteressierten Schülern hinter sich
gebracht zu haben. Bei der Zarge mussten die Schüler zwar
selten nach vorn sehen, ansonsten hatte sie sich dann aber doch
schnell mit den gängigen steinzeitlichen Unterrichtsmethoden
abgefunden. Vielleicht war sie auch nur zu theoretisch veranlagt für
den Lehrerberuf. Sie träumte noch immer davon, wie er eigentlich
sein müsste, aber von ihrem anfänglichen Enthusiasmus war kaum
etwas übrig.
Für mich reichte es. Manchmal warf
sich die Zarge vor, sie wollte nur den Provokationen der Schüler
zuvorkommen, aber sie wusste, dass das nicht stimmte. Sehr vage
hoffte sie, einen jungen Menschen nach ihrem Ideal zu entdecken und
zu fördern. Der sollte die Welt dann so verändern, wie sie es nicht
geschafft hatte. Kleiner ging es bei ihr nicht. Und ausgerechnet ich
musste das ausbaden.
Marie Kutasi, damals 10 b… Die
meisten Lehrer hatten Angst vor mir. Das war schon ganz okay. Aber
eigentlich nur, weil sie mich nicht verstanden, was nicht okay war.
Die Zarge verstand mich eigentlich auch nicht. Aber sie akzeptierte,
dass ich zum Beispiel Kleider und Röcke trug, obwohl ich damit aus
dem Rahmen fiel – eigentlich aber eben gerade deshalb. Wenn alle
gleich ausgeflippt herumlaufen, ist das doch müde. Und asiatischer
Kampfsport war an unserer Schule zu der Zeit eben auch gerade
nicht in, also der richtige Ausgleich für mich. ...
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