Montag, 20. Dezember 2010

DREI Nummer 895

Peter Kahn: Regen
 
 
Ganz leise schleicht sich der Regen zur Erde
Als wäre er ein Dieb
Mir scheint, er will die Menschen fragen
Ob er ihnen jetzt lieb
 
Es sind keine Tropfen, die heab fliegen
Kleine Nadeln, spinnenwebenfein
Bevor sie auf der Erde landen
Werden sie schon verdunstet sein
 
Ach, Regen, warum fragst du so unterwürfig
Ob du gut oder ob du schlecht?
Du kannst doch kommen, wann du willst
Du machst es den Menschen nicht recht!
 
Dürsten Pflanzen und Tiere an Sommertagen
Und du erlöst sie von ihrer Pein
Dann werden dich die Menschen verfluchen
Wirst du der Spielverderber sein
 
Doch ist das Land völlig ausgetrocknet
Und auch ihre Ernte verdörrt
Werden sie dich umso mehr beschimpfen
Weil du sie nicht beim Spiele gestört
Der Mensch ist schon ein seltsames Wesen
Er sich selbst im Spiegel erkennt
Und weil das sonst kaum jemand kann
Nennt er sich selbst – intelligent
 
So schaut er sich selbst im Spiegel stolz an
Und lacht dabei die Katze aus
Weil die so dumm hinter diesem sucht
Doch sie fängt dort eine Maus.
 
 Die Katze wird gelobt für die kluge Tat
Hast gefangen das eklige Tier!
Ich liebe dich, auch Hunde und Schweine sogar
Doch vor Mäusen gruselt es mir!
 
So wie der Mensch sich selbst betrachtet
So sieht er auch seine Ideen
Doch was er ohne sein Zutun bekommt
Kann er nicht als Wert verstehn
 
Er teilt die Welt ein in gut und böse
Nützlich, essbar oder giftig
Wie es im Verhältnis zu anderen steht
Ist offenbar nicht so wichtig
 
Weil ein Hai schon mal einen Menschen fraß
Wird ihm Mordlust nachgetragen
Doch hab ich noch niemals davon gehört
Dass ein Hai einen Hai erschlagen

Des Menschen Weisheit scheint begrenzt
Auf sein Abbild im Spiegel nur
Was ist des Menschen Wissenschaft
Gegen die Weisheit der Natur!
 
Also forme deine Nadeln zu Tropfen aus
Dass es auf der Erde regnet
Schlag sie in den Sand mit energischer Faust
Auch wenn Missgunst dir begegnet!
 
Das Wirken seines Tuns sieht er voraus
Damit – macht der Mensch Staat
Doch oftmals sieht er es erst ganz genau
Erst lange – nach seiner Tat!

Peter Kahn ist Urberliner und Weltbürger in einem. "Regen" ist keines seiner aller neuesten Gedichte. Es wurde aber gerade im Lyrik-Blog vorgestellt.

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Slov ant Gali stellt im Lyrik-Blog gerade eine Überarbeitung von Beginn eines Romans vor.

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Das Manuskript des utopischen Romans "Kori ado Ko" von Slov ant Gali wurde inzwischen von der Agentur "Romansuche" angenommen und sucht dort nach einem Verlag zu Veröffentlichung. DREI verweist mit dem Link Nummer Kori ado Ko (29)  auf eine frühere Arbeitsfassung auf dem Blog "Rote Predigt".  


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