Samstag, 10. Dezember 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1233

Eine der Stimmen, die den Friedrichshainer Autorenkreis leider nur vorübergehend bereicherten, die aber auch auf dem Lyrikblog nur einen vorübergehenden Ton einbrachte, war die Lyrik von Hanna Fleiss. Genau am 12.12.2008 war sie mit folgendem Gedicht vertreten:


In Schattenecken
Verlornes, Vergessnes. Leuchtende
Gespinste phantasieren, versüßen
Das Salz des Tags.
Stille

Spricht die blauen Verse
Verrinnender Stunden, Bote
Der Nimmerwiederkehr.

Sanftes Dunkel, sanftes
Flüstern im Lauen. Einer der
Abende, die ein Unsterblicher
Für uns gemacht.


Als Gedichte des Tages kommen übermorgen dazu
als Gast Sebastian Deya, mit Ach Mensch, was bist du dämlich (3) und aus dem K-Wort-Programm  Von Kunz und Hinz …

Wenig "Neues"  im Prosateil. Dort folgt die inzwischen 32. Fortsetzung von  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth.  Es ist eben ein Roman, ein utopischer ...


Die Elektroschocker! Das waren wirklich keine Mistgabeln!“
Achim sprach es aus. In den Händen von Hütermanns Männern arbeiteten wahrscheinlich handliche Lichtbogenschweißgeräte. Eine für uns sehr gefährliche technische Entwicklung hatte sich hier in den vergangenen zwei Jahrhunderten vollzogen. In den nächsten Minuten wären die Männer durch unsere Hülle gedrungen. Wenigstens sahen wir nicht, was da draußen auf uns zu kam. Bei der Projektierung des Zeitschiffs hatte man es für wichtiger gehalten, den Reisekörper hermetisch abzudichten und dafür seine Oberfläche zu glätten, als Sichtfenster einzubauen. Nun durfte ich technisches Genie rätseln, wie viel Zeit uns blieb. Vielleicht bestand gar keine tatsächliche Gefahr?
War die Hülle aber erst einmal zerstört, dann war unsere Reiserei für immer zu Ende. Mir blieb nur eines: Den Energiekern ungesteuert zu öffnen und einfach die Kontakte kurzzuschließen. Das hatte Dad nicht ausprobieren lassen. Er hatte immer die berechnete Energiemenge auf einen Zwischenspeicher übertragen und den programmierten Bedarf von dort abziehen lassen. Da im Augenblick der Bewegung in der Zeit keine Steuerung oder Korrektur irgendwelcher Vorgänge möglich war, weder manuell noch automatisch, war dies die einzige Absicherung, dass der Vorgang wieder stoppte. Diesmal mussten wir uns darauf verlassen, dass das System selbst die Totalentladung und die vollständige Umwandlung aller Massen in Energie blockierte. Dann behielten wir eine Chance zu überleben.
Helme schließen! Setzt euch!“
Ich drückte die Tasten und es blitzte.
Die Eindrücke der Zeitreise blieben diesmal verschwommen. Ich kam nicht richtig zu mir. Irgendwo war Marias Gesicht in Riesengröße. Als ob in meinem Blickfeld sonst für nichts mehr Platz war. Ich musste traumreich geschlafen haben, wusste allerdings nachher diese Träume nicht mehr. Oder waren es gar keine Träume gewesen? Ich hörte ein Klavier. Eine sanfte Serenade wie für eine Liebesnacht. Ich sah mich selbst tanzen. Langsam verschwand ich. Die Melodie blieb. Um mich herum erkannte ich mein Schiff. Meine Mannschaft. Maria hatte sich wirklich über mich gebeugt.
Na endlich. Die anderen sind schon wach. Siegrid und Heinz hängen am Herzfrequenzstabilisator. Sie haben einen starken elektrischen Schlag bekommen. Ansonsten hat mir Ernst verraten, welchen außergewöhnlichen Schmuck man in eure Schultern eingepflanzt hatte. Wir haben die Marker abgelöst, und dann seid ihr alle in einen Dornröschenschlaf gefallen. Wir brauchten euch zwar nicht zu küssen, und es hat auch keine 100 Jahre gedauert. Aber ihr wart schwer wieder wach zu bekommen. Hoffentlich torkelt bald keiner mehr. Dann testen wir, wo wir dieses Mal angekommen sind.“
Eines wunderte mich sofort: Maria war nur wenig älter geworden. Vielleicht zwei Jahre. Hätten wir nicht wieder so alt sein müssen wie im Jahr unserer Abreise, wenn wir die gleiche Zeitstrecke zurückgelegt hätten? Vollzog sich diese Alterskorrektur nach anderen Regeln oder war wieder etwas schief gegangen?

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