Freitag, 16. Dezember 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1239

Für Twilight-Saga-Fans ist folgender Weihnachtsspruch:
Es ist erotisch anzuschauen,
beißt er sie sanft im Morgengrauen.
Er gehört zu   "Sprüche für frölüche Wühnachtstage (4)" ... , die übermorgen zu den Gedichten des Tages gehören.
Außerdem kann man mit Ursula Gressmann übern "Weihnachtsmarkt" schlendern. 
(lichtermeer inmitten
der stadt
töne schwimmen darin
fließen dahin
schatten schwanken
dazwischen
wie boote mit
wehenden flaggen
tragen melodien
durch die nacht
stimmen rufen lachen
weinen
hört man nicht
düfte süß und würzig
kaum zu unterscheiden
liegen in der luft
ist das lichtermeer
erloschen leuchten
ganz vereinzelt sterne
und verstohlen
lugt der sichelmond
hinter einer wolke hervor
eingehüllt
in packpapier
und alte decken schläft
der obdachlose klaus)


Abgerundet wird dies durch ein unweihnachtliches Märchen:

Die Katze und die undankbaren Menschen


Danach kann ruhig die Prosa kommen. Es folgt die inzwischen 38. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth ...



Mama sah sich erwartungsvoll um. Plötzlich wurde es mir bewusst. Sie hatte Recht. Wir waren seit Stunden nicht zum Essen gekommen. Rotkäppchen hatte seinen Kuchen immer noch. „Eigentlich ja.“
„Na, dann! Einen kleinen Moment, es ist gleich alles so weit.“
Lauter Kinder und Jugendliche umschwirrten uns voll kaum unterdrückter Neugierde. Wahrscheinlich warteten alle aus der Familie auf Mamas Zeichen, uns ausfragen zu dürfen. Beim Abendbrot, das die ganze Familie in diesem Café einnahm, teilte Mama jedem von uns einen Paten zu. Meine Patin wurde Nuk. Sie zeigte sich anhänglich wie ein Hund.
„Anna, wie ist das morgen? Wann soll ich dich wecken?“
„Muss das sein? Warum willst du mich wecken?“
„Normalerweise treffen wir uns alle um acht im Saal. Oder möchtest du lieber bei uns oben frühstücken?“
„Wenn ich ehrlich bin, bin ich früh noch nicht fit für so viele Leute.“
„Alles klar. Ich kümmer mich. Soll ich dir jetzt die Wohnung zeigen?“
Natürlich sollte sie. Nuk lief vor mir her und erklärte ununterbrochen, wer mit wem in welchem Zimmer wohnte. Ich versuchte mitzuzählen. 10 Wohnräume, einer davon hieß Schließzimmer, wo keiner drin wohnte, aber wo sich jemand einschließen konnte, wenn er unbedingt allein sein wollte, zwei Zimmer waren leer, weil die Familienmitglieder auswärts studierten. Daraus hatte Nuk Abstellkammern gemacht, die ich nicht ansehen durfte. Jede dritte Tür war der Eingang zu einem Bad mit Toilette. Neben dem Saal, den ich schon kannte, gab es rechts einen zweiten. Nachdem ich ihn gesehen hatte, hätte ich ihn eher eine Turnhalle genannt.
„Du brauchst keine Angst haben. Die Leute unter uns hören wirklich nicht, wenn wir hier toben“, beruhigte mich Nuk, als ich verwundert nach der Ballwand fragte.
Links gab es das Familienbad. Man kam vom Flur, aber auch direkt von der Turnhalle hinein. Ich fand es riesig. In der Saunakabine hatten zwölf Leute auf einmal Platz. Genau wie in dem Tauchbecken.
„Schade, dass ihr so viele seid. Ich weiß nicht, wie wir das jetzt machen werden. Bisher haben alle zusammen hier drin abgeschwitzt. Am Freitagabend. Und dann, wow, in die Plansche! Da suchen wir immer einen aus, der geneptunt wird. Alle andern versuchen, ihm einen Kübel kaltes Wasser über den Kopf zu schütten. Wobei es bei Paps am meisten Spaß macht. Der macht dann einen Bauchklatscher in die Plansche. Tut so, als hätte er Angst vor dem kalten Wasser. Dabei lässt er sich mit Absicht reinfallen. Das haben wir längst mitgekriegt.“
Ehrlich gesagt, als wir auf den Flur zurückkamen, war mir der fast genauso unheimlich wie vorher.



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