Dienstag, 9. Oktober 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1539

Die Idee für einen Roman "Die sieben Kugeln" ist schon einige Jahre alt. Sie reicht noch in Zeiten zurück, da war dies u.a. die Prosa, die den Friedrichshainer Autorenkreis bunter machte im Programm ... und den Autoren ganz kribbelig, weil Lyrik eben erst fertig diskutiert sein musste, bevor Prosa an der Reihe war. Neben Begeisterung für eine Reihe der Ideen gab es Knurren der sich ändernden Richtung der Handlung. Was aber, wenn die Aspekte dieser Handlungsrichtung eigene "Romane" ergäben?! Was, wenn ein Bedrohungsszenario als Teil 1 ein Roman 1 ergäbe? Dies möchte ich hier ausprobieren und diesen ersten von vier "Romanen" als "Stochern im Nebel" einen symbolischen Titel verpassen ... wenn schon die Kugeln sehr "handfest" sind ...



Slov ant Gali: Stochern im Nebel (1)

Ein Vor-Spiel


An der Spitze der Halbinsel Näswerder hatte einst ein Stadion entstehen sollen. Man hatte es nicht nur geplant, man hatte sogar schon mit den Bauarbeiten begonnen. Schon damals hätte die Katastrophe also ihren Lauf nehmen können. Es wäre wahrscheinlich besser für die Menschheit ausgegangen. Aber mitten beim Bauen scheiterte die Idee sozialistischen Freizeitsports am Grundwasser. Das wehrte sich nämlich gegen die Buddelei. So verwilderte alles wieder und es blieb unentdeckt im Boden, was dort nicht hingehörte. Die Menschen aus der Stadt errichteten weiter südlich das Neubaugebiet Großer Trooch. Eine autobahnähnliche Straße verband es mit den Bürgerhäusern des Stadtzentrums. Die Halbinsel Näswerder hatte sich in eine Art Insel verwandelt.
Hätte die Straße gewusst, wie sehr sie einmal die Welt, wenigstens Europa oder Deutschland, was ja für einige fast dasselbe ist, unbedingt aber Großberlin gefährden würde, sie hätte bestimmt von sich aus, ganz freiwillig, auf ihre Existenz verzichtet oder zumindest nur als Umgehungsstraße mit anderem Verlauf gebaut werden wollen. So aber schnitt sie die Entwicklung Näswerders vom restlichen Mecklenburg ab, was umso schrecklicher war, da eben dieses Mecklenburg sowieso schon mindestens fünfzig Jahre hinter der normalen Welt kam. Die Leute wollten das aber auch nicht anders. Sie duldeten alte bäuerliche Katen neben modernen Häusern im nachgemachten Friesenstil und welchen ohne jeden Stil – Hauptsache man ließ sie in Ruhe.
Die Zeiten änderten sich trotzdem. Irgendwann wollten sogar äußerlich als Ausländer zu Erkennende richtige Näswerderaner werden. Einer von ihnen war eben der Vater von Rahmen. Seine Frau, einst auf Näswerder geboren, hatte ihm sogar beigebracht Da brögsst nich zu sstammeln und solche Sachen zu sagen – und er gab sich auch sonst große Mühe, wie ein Einheimischer zu erscheinen. Zum Beispiel hatte er seinen eigenen Traditionen zum Trotz den Familiennamen seiner Frau angenommen. Parchmann. Letztlich half es ihm nicht. Er blieb ein Fremder. Den gemeinsamen Sohn traf das am härtesten. Ihn hatten die beiden aus der burmesischen Heimat seines Vaters mitgebracht. Weder konnten sie ihm sein Aussehen noch den fremd klingenden Vornamen Rahman wegnehmen. Das wäre aber das Mindeste gewesen, um in der neuen Schule dazuzugehören.
Die Kinder waren nämlich noch ein bisschen krasser als ihre Eltern, und sie hatten ihr eigenes Problem. Ihre Zahl auf Näswerder hatte schon vor langer Zeit nicht mehr für eine eigene Schule ausgereicht. Ein fernes Amt entschied, dass es in der Brechtschule auf dem Neubau-Trooch genug Platz für sie gäbe. Also wurden die wenigen Näswerder-Kinder auf die dortigen Klassen verteilt. Vielleicht führten sich die ersten Dorfkinder ihren Anfangstagen an der neuen Schule wirklich komisch auf. Kann ja sein. Wer konnte das später noch überprüfen? Sicher war nur, dass die Troocher endlich jemanden gefunden hatten, an dem sie sich tagtäglich austoben konnten, Außenseiter zum Hänseln und Prügeln, wann immer ihnen danach war…


Die Gedichte des Tages kämen diesmal etwas stiefmütterlich behandelt davon. Vergessen sind sie nicht ... und wie weit das Romanprojekt diesmal vorgestellt wird, ist noch nicht entschieden ...


Man kann davon ausgehen, dass Thomas Reich bei "Der blaue Bock" BLAU wirklich klein schreiben wollte - ab er den Eigennamen der "beliebten" früheren Fernsehtrinksendung kennt, ist nicht verbürgt. Das Gedicht soll allerdings wohl "nur" zum Nachdenken anregen ... 
"EIN AMERIKANISCHER ROMAN" hatte ich schon in einer Version mit dem Freitag vorgestellt. Nun also folgt die Überarbeitung, bei der alles am Montag stattfindet ... und ER darf nun den Namen Henk tragen ...



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