Samstag, 27. Oktober 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1557

Ein literarisches Journal ist natürlich nicht besser als die Beiträge dafür. Diesmal ist das hier wie üblich zuerst einmal der Blick auf die morgigen Links zu den "Gedichten des Tages". Dann geht es weiter mit dem utopischen Romanprojekt. Zur Erinnerung: "Stochern im Nebel" könnte der erste von zur Zeit geplanten vier Teilen / Büchern des Projekts "Die sieben Kugeln" sein. Als letztes folgt eine aktuelle Rezension von Roger Suffo auf lovelybooks, dem großen Buchleseportal in heimlicher Freundschaft mit amazon ...


Liebe kann immer wieder neu beschrieben werde - erst recht der Schmerz, wenn sie nicht (mehr) da ist, wenn man die "lieb los" allein fühlt ...
Auf der Suche nach aufzubereitenden alten Ergebnissen blieb ich dann in einem wahren Spinnennetz hängen ... oder sollte ich bei "gefunden" "Spinnernetz" sagen?

Slov ant Gali: Stochern im Nebel (19)


Welch ein Gefühl! Ein unbeschreiblich wertvoller Kristall. Bestimmt! Ein sich kurz aufbäumender Gedanke: Rahman, schon morgen haben sich alle Illusionen in Wohlgefallen aufgelöst. Du kannst ja nicht einmal einen Edelstein von einem ziemlich wertlosen Bergkristall unterscheiden. Wenigstens für diese eine Nacht darf ich mich reich fühlen, antwortete er sich. Dabei vergaß er sich zu wundern. Wer wird schon so unvermittelt müde und schläft dann nicht ein?
Irgendwann musste er doch eingeschlafen sein. Diese schwebenden, ihn gnadenlos jagenden Kristalle … Grrr! Und dieser leere Raum. Er war gerannt und gerannt, hatte keine Luft mehr bekommen, … und hätte jetzt schweißgebadet feststellen müssen, dass er sich die Decke über den Kopf gezogen hatte. Was wäre das für ein wunderschöner Albtraum gewesen ... zum Weitererzählen schön!
Aber die Unruhe nahm eher noch zu, jetzt, da er, mit trockener Haut und ohne Decke über dem Kopf, aufgewacht war. Wirklich aufgewacht? Ganz sicher? Vielleicht war er nur in den nächsten Traum geraten?
Neben ihm zischte etwas. Das war eigentlich ausgeschlossen. Rahman hatte das Zimmer von innen verriegelt, und sein Zimmergefährte war übers Wochenende abgeholt worden. Es konnte also nichts und niemand im Raum sein und zischen.
Am liebsten hätte Rahman laut „Ist da wer?“ gerufen, geantwortet, „Ja. Ich!“ und gelacht. Aber dafür war das Rauschen zu deutlich. Es hörte sich an, als ob Gas aus einem Rohr ausströmte. Oder… Nein, das Geräusch in seinem Zimmer wurde deutlicher, es kam näher. Rahman atmete ein, aus, ein … Er hielt den Atem an. Kein Zweifel: Etwas rauschte vom Tisch her auf ihn zu, und das war, so sehr er sich das gewünscht hätte, nicht sein Rausch.
Es wurde immer heller. Der ganze Raum war von blauem Dämmerlicht erfüllt.
Die Lampe verbreitete normalerweise natürlich kein blaues Licht, und Rahman hatte sie sowieso erst anschalten wollen. Sein linker Zeigefinger hing noch auf dem Weg zum Lichtschalter in der Luft.
Rahman lag da wie erstarrt. Der Lampenschirm! Ungläubig klebte Rahmans Blick auf dessen bisher so herrlich kitschigem Muster. Wie sich der Schirm veränderte. Sich bewegte. Als ob er aufschäumte... und dann, ebenso kurz, glitzerte er wie von Eiskristallen überzogen. Zum Schluss verlor er jede Kontur und schmolz. Auch der Schreibtisch darunter sackte wie in einer Computersimulation zu einem zähen Brei zusammen. ...

Rezension zu

Das Geheimnis der Sonnensteine

Michael Szameit
Erschienen bei Verlag Neues Leben, 01.01.1986

Zuerst geht es darum, was einen Helden ausmacht. Um Ehrfurcht vor den Erfahrenen, Mut und Übermut.
Der Nachteil des Buches: Es ist nützlich, die früheren Bücher des Autors zu kennen. Die Handlung hier greift auf Ereignisse zurück, die u.a. die Väter der Haupthelden sehr unterschiedlich zu bestehen gehabt hatte, und solche, die deren Folge waren.
Unheimliche energetische Wirbel suchen die Erde heim Sie werden angezogen von Stromkonzentrationen und sie „vertilgen“ alle Energie. Anders ausgedrückt: Sie machen ein zivilisiertes Leben auf der Erde unmöglich. Also beginnt alles mit der Notevakuierung der Menschen, mit wilden Atomreaktionen, die die Erscheinungen durch ihre Energieballung von den Starts der Raumschiffe ablenken sollen, die auch mit Energie verbunden verbunden sind, aber mit weniger. Viele monströse Katastrophen und dazwischen zwei Mitarbeiter der Raumsicherheit (!), die im Chaos an Plünderung und Besäufnis denken. Der eine aus Leichtsinn, der andere, weil er dem Freund folgt.
Bis zum Ende des Buches gibt es dann keinen Helden mehr, der nicht irgendeinen katastrophalen Fehler gemacht hätte. Die beiden entgehen auf makabre Weise einer schweren Disziplinarstrafe … und schon spielen sie Hosentaschen-James-Bonds, weil „die da oben“ im Flottenkommando irgendeine Schweinerei vertuschen. Über die Erscheinung schienen einige schon etwas gewusst zu haben, als es sie noch gar nicht gab. Und alles, wirklich alles ist streng geheim. Im Chaos von Massenevakuierungen und Pannen beim Finden eines neuen Siedlungsplatzes tun die gewissensberufenen Helden einiges zur Lösung eines verwirrten Knäuels von Geheimnissen. Dabei wäre alles so einfach gewesen: Ein wenig mehr Vertrauen und man hätte sich gegenseitig gezeigt, was Zufälle in die einzelnen Hände gespielt hatten, ein wenig weniger Eitelkeit eines hoch dekorierten Superhelden und der wäre zwar normaler erschienen, aber manche Forschung wäre schneller vorangekommen. Aber die Verführung war zu groß: Man glaubte an einen besonderen Sinn des Mannes, der das Nahen der Vernichtung immer schon frühe als andere zu ahnen schien. Dabei trug er die Lösung der Gefahr als Schmuck um den Hals.
Die stärkste und in ihrer Gestaltung einmalige Szene ist für mich jene, als der Halbbruder jenes Superhelden den Prototyp eines Raumschiffs testen soll, mit dem die Massenevakuierung endlich etwas „angenehmer“ erfolgen könnte. Plötzlich erhält er einen echten Rettungsauftrag. Endlich sieht er seine Chance gekommen, sich als Held zu erweisen. Er nimmt eine übermenschliche Anstrengung in Kauf … und versagt im winzigen Moment der Entscheidung als Feigling. Die wenigen, die die Wahrheit erfahren werden, werden ihm im Tod Heldentum zubilligen.Die Jagd auf den, der die Familie seines Bruders sterben ließ, ist bei aller SF-Zweifelhaftigkeit extrem spannend und im Zusammen- bzw. Gegeneinanderspiel der Charaktere extrem stark. 
Die Auflösung der Menschheitskatastrophe erscheint fast nebensächlich, kaum der Erwähnung wert. 
Wobei … der Titel ist irreführend. „Das Geheimnis der Sonnensteine“ ist auch am Buchende nicht gelöst. Da weiß man nur, dass sie von Menschen gegen Menschen missbraucht wurden. Anders gesagt, das eigentliche Geheimnis der Sonnensteine stellt sich im nächsten Buch neu … und ich bin gespannt drauf.

Roger Suffo





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