Sonntag, 2. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1593


     Sosehr mir der Schluss von Thomas Reichs "Bleifuß" zusagt, so sehr bleibe ich unsicher: Kann man jemandem, der einen Mercedes FÄHRT, den VorTRITT lassen?
Ansonsten hoffe ich, alle Interessierten haben begriffen, dass sie fürs Advents-Schmankerl auf die 3 oder den Komet oder die Kerze, also auf Fenster klicken müssen ...

Adventsfenster3.jpg



.

Slov ant Gali: Wo Bäume weinen (4)



Tag 2

Nein, einen Kater hatte keiner. Das „Zauberwasser“ des verlorenen Pondoplaneten hinterließ so etwas nicht und wer würde nach rückwärts blicken, wenn ein unbekanntes Abenteuer auf uns wartete? Ein positives noch dazu? Die automatischen Messungen hatten Traumhaftes ergeben. Ich hatte den Zentralcomputer befragt: „... Zusammensetzung der Atmosphäre, Gefahren, allgemeine Daten zum Planeten, bitte kurz gefasst, und auf maximal zehn beschränkt und gerundet auf ganze Zahlen!“
In der Stimme des Computers hatte anfangs beinahe etwas großväterlich Amüsiertes mit geklungen: „Die Atmosphäre des Planeten enthält e t w a 25 Prozent Sauerstoff 75 Prozent Stickstoff sowie“ ... (hier schien sich seine Stimme vor unterdrücktem Lachen fast zu überschlagen, wahrscheinlich weil es nach 25 plus 75 Prozent logisch gar kein sowie geben konnte) „...Spuren diverser organischer und Wasserstoffverbindungen, alle, soweit erkannt, für den normalen menschlichen Organismus absolut ungiftig. Eine Erde im ökologischen Idealzustand.“
„Ja...„ Ich fühlte mich trotzdem ungewollt genervt. „Welch Verhältnis besteht sonst zur Erde?“
Der Computer ratterte los: „Durchmesser etwa 85 Prozent, Masse etwa 80 Prozent, Monde zwei mehr, Umlaufgeschwindigkeit etwa gleich“ (diesmal ohne Lachen), „Entfernung vom Zentralgestirn 80 Prozent. Mittlere Durchschnittstemperatur drei Komma fünf Grad höher als zur Zeit der letzten Erdmessungen, durchschnittliche Luftfeuchtigkeit fast doppelt...“
Ich unterbrach ihn: „Und unser Landeplatz?“
„Meteorologisch vergleichbar mit Südmexiko vor dem irdischen Klimawandel. Relative augenblickliche Jahreszeit Frühsommer.“
„Also Jahreszeiten gibt es auch wie bei uns?“ vergewisserte ich mich.
„Ja. Bei einer Tageslänge von durchschnittlich 17 Stunden, hat ein Jahr 350 Tage und verläuft wie ein Erdjahr.“
„Letzte Frage: Spricht Wesentliches gegen einen Ausflug nach draußen?“
Es begann bedrohlich zu brummen. Allmählich stieg die Tonfrequenz. Die ersten Mithörer hielten sich die Ohren zu, aber der Dauerton fraß sich überall durch. Gerade noch im letzten Moment, bevor das Geräusch jede Erträglichkeitsgrenze überschritten hatte, fiel mir ein zu rufen: „Frage zurück!“
Sofort schwoll der Ton ab. Obwohl schon Stille die Räume erfüllte, lag noch immer ein Sirenensignal in den meisten Ohren.
„Computer, Problemanalyse!“
„Programmkonflikt widerstreitender Grundfunktionsprogramme. Kari-Erweiterungsprogramm verpflichtet zur Sicherheitsaufsicht über Besatzung. Keine Gefährdungen zulassen, Auch keine Teilanalyse-Ergebnisse ausgeben, die zur Selbstgefährdung der Besatzung führen. Ergo: Jede potentielle Gefahrenmöglichkeit muss erwähnt werden. Grundprogramm kennt keinen Definitionsbereich wesentlich. Die gestern ausgesprochene mündliche Programmsperre verbietet eigene Eingriffe in Besatzungsgespräche. Rückfrage nach Definition, was heißt Im Wesentlichen, wäre unerlaubt. Aufgabenstallung setzt aber Irrelevanzbestimmung voraus. Unlösbare logische Schleife.“
Wir schüttelten nur die Köpfe bei so viel Verbohrtheit. Aber ich kam auf eine einfache Idee. ...
.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower