Donnerstag, 13. Dezember 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1604


Mit "Nonono" betrete ich das Feld des reimreichen animalischen Nonsensens oder wie das heißt. Aber auch die Weißheit für frisch Verliebte sollte man nicht zu wörtlich nehmen:    


Adventsfenste2-14.jpg







Slov ant Gali: Wo Bäume weinen ... (15)

...Wir sind dauerhaft innerhalb des Feldes gefangen, sozusagen in Sicherheitsverwahrung?!“
Korrekt.“
Was soll denn daran korrekt sein?!“Ich schrie vor Wut.
Lebenssicherheit von Menschen und Koom hat allerhöchste Priorität. Erreichbar nur bei Ausschließung von Gefährdungssituationen.“
Das war keine Frage, das war ein Vorwurf, du Computer du!“
Erhöhte Stimmlage am Satzende definierte Frage. Antwort korrekt. Definition Computer korrekt.“
Ich rannte zur Innenschleuse. Eigentlich hätte ich rennen wollen bis zur Grenze des Kraftfeldes, mich dagegen werfen wie ein Idiot gegen die Wände seiner Gummizelle und mit Fäusten auf diese Antigravitationsmauer eindreschen, aber die Kammertüren bremsten mich, und als ich draußen war, konnte man meinen Gesichtszügen nicht sofort entnehmen, was in meinem Kopf vor sich ging. Trotzdem. Alle standen um mich herum und ahnten irgendwie schon meine Antwort. Ich schluckte ein Fass Heulen herunter und presste einen einzigen Satz hervor: „Bauen wir unsere Häuser weiter!“
Das war nun genau das, was wir an diesem Nachmittag nicht taten. Natürlich sprach sich unsere Gefangenschaft wie das berüchtigte Lauffeuer herum. Es gab kaum noch ein anderes Gesprächsthema. Seltsamerweise wurde am heftigsten am Grab von Komuno diskutiert. Einige von uns Menschen hatten darauf bestanden, ein Kreuz zu replizieren, die Koom hatten einen glatten kugligen Stein beigesteuert. Nun gingen wir immer wieder dorthin, um dem, der alles hinter sich hatte, unser Leid zu klagen, leise, manche auch, um ihn anzuklagen, weil er irgendwie Schuld hatte, dass wir jetzt gefangen waren. Wenigstens, wenn Komuna in der Nähe auftauchte, schwiegen wir.
Nein, die anderen ließen mich nicht allein auf der Baustelle. Aber es gab keinen, der so richtig gezielt zugefasst hätte wie in den vergangenen Tagen. Wie drückte es Jenny aus? „Da ist ja die Wiese nur ein Stück Schiff mit Fremdnaturbeleuchtung und Regen. Da können wir auch in den Kajüten bleiben.“


Tag 15

Irgendwelche Kleinigkeiten hat es gestern noch gegeben. Ich habe sie vergessen. Sie sind ersoffen in einem Meer schlechter Laune. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Bei mir war es jedenfalls so, dass ich niemand sehen wollte. Verstecken. Ich suchte mir den Ort aus, den ich eigentlich am meisten hasste: Den Maschinenraum, dort wo die Aggregate stehen. Sie sehen ganz unschuldig aus. Riesige Metallbehälter, vor denen ich Angst habe. Niemals wird es irgendwo eine Situation geben, wo etwas ganz sicher ist. Wenn aber die Wahnsinnskraft hier frei kommt, bleibt Sekunden später, ich weiß nicht in welchem Umkreis, nichts, wirklich nichts übrig. Ich bin so klein, so unendlich klein. Aber der Platz ist so gut: Niemand würde mich hier vermuten, am allerwenigsten Onja oder eine meiner anderen Freundinnen.
Übrigens weiß ich jetzt wenigstens, wie der Typ heißt, der mich so angestarrt hat am Tag 1 hier: Daniel. Das konnte ich damals wirklich nicht wissen. Er war mir ja vorher erst einmal aufgefallen. Damals vorm Start, als ich Frank vermisste und er auch so gestarrt hat, aber mit Zulächeln. Dass ich dachte, es geht doch alles weiter. Ob ich von ihm Kinder wollte? Er kommt ja nicht ran. Frank wäre gleich zu meiner Gruppe gestoßen. Er aber ... Hier müsste er sich trauen. Hier guckt keiner zu, wie er sich anstellt. Ich fürchte, ich muss ihn ansprechen, sonst wird’s nix. Er wird mir doch keinen Korb geben? Aber in diesem Gefängnis gibt es nirgends einen Ort zum Ungestört sein. Debbie hatte mir mal Filme gezeigt über Sex, wie er gut ist für Mädchen. Die Frauen waren alle laut. Das nervt doch. Komisch: Zum Schlafen haben wir nie die privaten Kajüten im Schiff benutzt. Immer den Gemeinschaftssaal. Sind wir irgendwie krank? Ich hätte den Strahler nehmen können und volle Energie auf einen der Generatoren. Ruhe wärs gewesen. ...
 

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