Samstag, 2. April 2011

DREI Nummer 994

Die "Gedichte des Tages" von morgen:
Heute Tag der Gäste, auch wenn es schon bekannte Gäste sind. Da freut sich nämlich Brunhild Hauschild über römische Wolken und Sebastian Deya führt seine  wissenschaftlichen Untersuchungen über "Psychologie für Menschenkenner und Tierfreunde (5)" fort ...
 
Am 3.4.2008 aktuell war Die kleine Büker-Reihe (5): Vogesenzeit  - letzter Beitrag von Dieter Büker. Bei im selben boot
 hatte ich mir jenen Spruch, dass wir alle darin säßen zur Brust genommen. Das "Boot" aber ist diese Erde ...
Und eine weitere Fortsetzungsfolge von "Die sieben Kugeln":

Normalerweise hängten sich Sina und Leonie zur Begrüßung sofort an Jens´ Arme. Er hätte sich dann so lange wie ein Kettenkarussell um die eigene Achse drehen müssen, bis er nicht mehr gekonnt hätte, und die Mädchen hätten dazu vor Vergnügen gequietscht und gebrüllt, dass sich die Nachbarschaft beschwert hätte, läge das Grundstück nicht so weit weg vom Dorf.
Jetzt packte Jens zuerst Leonie am Arm und drückte sie auf die Rückbank, bekam mit der anderen Hand Sina zu fassen, schob sie auf den Sitz neben ihre zur Seite rutschende Schwester. Ruhig bleiben, mahnte er sich immer wieder, bleib ganz ruhig! Bring die Kinder weg! Und bleib ruhig!
Wenigstens war noch keine Hornisse bis in den Wagen vorgedrungen.
Für den Bruchteil einer Sekunde verharrte er reglos in seiner vorgebeugten Stellung. Da passierte es zum ersten Mal: Ausgerechnet in diesem Moment, als die Angst um seine Kinder ihm fast den Atem nahm, spürte er sie, diese unvermittelt einsetzende, unerklärlich absurde Freude. Am liebsten hätte er ein Lied gesummt. Er schüttelte sich. Verrückt!
Aber noch überwog der Wunsch, Sina und Leonie zu schützen. Jens schlug die Tür zu, lief um den Wagen herum, kletterte auf den Fahrersitz, schloss die vordere Tür und wollte vom Hof fahren. Überdachte schon die nächsten Schritte: Wenn hier so viele Hornissen herumschwirrten, war vielleicht ihr Nest nicht weit. Er musste sich sofort darum kümmern, die Feuerwehr rufen …
Da waren plötzlich ohne ersichtlichen Grund alle Hast und Unruhe wie weggeweht. Als hätte es nie eine Veranlassung dazu gegeben. Jens tauchte in einen Traum ein. Richtiger: Etwas tauchte ihn in diesen Traum hinein. Plötzlich umgaben ihn lauter schwebende Wesen. Sangen und umtanzten ihn wie Elfen oder Engel, wie Phantasiegeschöpfe von unbeschreiblicher Schönheit. Lachten ihn vergnügt an. Vergeblich sagte er sich, das sah er nicht wirklich, das musste eine Halluzination sein. Überall dort, wo er jetzt schwirrende Elfchen zu erblicken glaubte, waren ihm doch eben noch Hornissen entgegengesummt. So etwas wie eine innere Stimme aber antwortete: Na und, ist diese wunderbare Vorstellung etwa nicht schöner?
Langsam griff Jens wieder nach den Armen seiner Töchter. Er zog Sina und Leonie aus dem Auto heraus. Vergaß, dass er sie eben noch hatte beschützen wollen. Nein, wunderte sich schon darüber: Wovor eigentlich beschützen? Vor diesen schwebenden Elfchen etwa? Die jetzt auch noch alle irgendwie die Gesichtszüge seiner Zwillinge angenommen hatten? Ihn als Schwarm von Sinas und Leonies umkreisten? Das konnte er ja wohl nicht ernst gemeint haben!
Zwischendurch, für Sekundenbruchteile, verschwammen die Bilder. Da erkannte er im Hintergrund sein saniertes Gemäuer. Da ängstigten ihn summende Insekten in unmittelbarer Nähe. Aber schon war das Bild wieder ein anderes. Seine Kinder waren überall. Schwebten mit Flügelchen um ihn herum. Wie in Trance rief Jens ihnen zu: „Wollen wir nicht ein paar Blumen für Mama pflücken?“ „Oh, ja“, antworteten die beiden, also die vielen, und sie tanzten in den Garten. Jens sah einen ganzen Elfenreigen um sich herum. Er schnitt drei Rosen ab, die Mädchen flochten vier Butterblumenkränze. Setzten sich und ihrem Vater je eine Krone auf. Tanzten und tanzten.

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