Sonntag, 12. Juni 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1052

Nehmen wir einfach an, EHEC meinte Gunda Jaron mit dem folgenden Gedicht nicht:


Es kauft für den Gatten

die Hedi aus Füssen

drei Kilogramm Äpfel

und möchte gern wissen:

"Sind diese vom Bauern

mit Giften gespritzt?"

Drauf spricht mit Bedauern

die Marktfrau verschmitzt:

"Das werden Sie, schätz' ich,

wohl selbst machen müssen."

Es geht also auf dem "Gedichte des Tages"-Blog nicht immer lyrisch todernst zu. Aber eben mitunter doch, wenn man berücksichtigt, dass ich aktuell "kleine Inventur" dagegenhalte ... und eigentlich war auch 2008 ein ernster Gegenstand gefunden:  yusuf .

Der Prosa-Fortsetzungstext "Mit einem unnützen Mädchen" steuert bereits aufs Ende zu:

Dahinter eine junge Frau in Kittel und Kopftuch, beides lindgrün. Sie tritt vor, verbeugt sich andeutungsweise und erklärt Ich bin Schwester Jutta. Ich werde Sie auf die Operation vorbereiten. Herr Trockenbaum kann leider nicht dabei sein. Allerdings …Sie sieht zu Tanja. … fehlen mir Instruktionen… Wer von Ihnen soll zuerst auf die Liege? Tanjas Hand verkrampft in der meinen. Zusammen, bitte! Der Platz auf der Liege reicht doch für zwei. Schwester Jutta zieht die Brauen hoch, zögert einen Moment, antwortet dann aber ruhig Wie Sie wünschen. An e i n e Maschine?
Ja, bitte! Als wäre das ein besonderes Geschenk. Tanja hat jetzt mein rechtes Bein umschlungen. Ich wage nicht, nach unten zu sehen. Trockenbaum? Was hat…? Sollte…? Schwester Jutta spricht mir in den Zweifel hinein. Wir gehen erst einmal ins Bad. Legen Sie bitte Ihre Kleidung ab. … Soll ich dem kleinen Engel helfen? … Selbstverständlich machen Sie das besser. Sie vertraut Ihnen.
Die Luft ist angenehm warm. Mein Körper fühlt sich gestreichelt. Tanja hat sich auf die Seite gedreht und drückt mir ihren Kopf an die Brust. Als ich spüre, dass die Schwester vom Fußende aus ein Tuch über unsere Körper zieht, beginne ich zu strampeln. Bitte nicht! Warum denn schon über unsere noch lebenden Körper? Die Schwester fragt nichts. Im selben Moment ist mir mein Gedanke peinlich. Schwester Jutta tut doch nur ihre Pflicht wie bei allen anderen. Tanjas Locken kitzeln meine Brust. Tanja zittert.
So, Prinzessin, mit deinem Schopf fangen wir an. Die Stimme kommt wie von weither. Inzwischen liegt kaltes Leder an meinen Hand- und Fußgelenken und um den Hals. Um Tanjas auch. Ich fühle ihren an meine Seite gepressten Körper. Während es einschmeichelnd summt, wird ihr Druck stärker.
Sehen Sie nicht hin! Damit erreicht die Schwester, dass ich den Kopf so hoch hebe, wie die Halskrause es zulässt. Die Locken, Tanjas wunderschöne Locken! Da liegt ja eine Glatzkopfpuppe! Als spürte das Kind meinen Blick auf seinem entblößten Schädel, hebt es den Kopf. Ich heule. Ich bäume mich auf. Mit einer mir unbekannten Kraft lockere ich die Riemen. Ich befreie erst mich aus den Fesseln, dann Tanja, schlage um mich, stoße die verdutzte Jutta zurück, packe mein Kind. Renne. Egal, ob wir für diese Welt tot sind. Wir werden leben.
Die Schwester brüllt: Aber warum wollen Sie denn nicht ewig…Auch Tanja wehrt sich, macht sich schwer.
… Also nicht abgeschaltet? Trockenbaums haben an mich gedacht? Ich schleife meine kahlköpfige Tochter hinter mir her. Bleibe zögernd stehen. Drehe um. Höre Schritte näher kommen. Laufe wieder los. Zweifle und bremse. Denke, welche Ewigkeit die Maschine auch vollstreckt; draußen bleibt uns ein Vielleicht. AberBekomme den Gedanken nicht zu Ende. Die Verfolger haben uns fast erreicht. Da zieht mich Tanja vorwärts. Mit mir an der Hand gegen die anderen um die Wette zu laufen – was für ein Spaß. Meine Lunge ist voll, mein Herz pumpt kräftig, meine Füße federn. Ich kann schneller rennen als Tanja, aber ich lasse sie nicht los …
 (Schluss)
 
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