Dienstag, 28. Juni 2011

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1068

Mitunter darf man "Lyrik" mit dem einzigen Zweck des Vergnügens machen. Einfach die Romantik als Fettnapf nehmen und vorsätzlich hineintreten:


Slov ant Gali
An den Mond (beinahe Eichendorfflich)

Du romantischer Geselle,
schickst nächstens mir viel Helle
und wundersame Träume
hängst du in meine Bäume,
wenn die zum Himmel sprießen,
lässt mich das Lust genießen.

Bin ich in wilder Nacht
aus Träumen aufgewacht,
muss ich dein Schmunzeln sehn.
Du kannst mich gut verstehn.

Doch gegen Dunkelheit
bin städtens ich gefeit.
Versteckt sich auch zur Nacht
der Sterne kalte Pracht,
der Straße mattes Licht
durch meine Scheibe bricht
und Nachbars Liebesspiel
wirft Schatten viel zu viel.
Mein Zimmer bleibt erhellt,
auch wenn kein Glücksstern fällt.
Und locker find ich so
den Geisterweg zum Klo.

Den Urlaub mach ich brav
im Dorf bei Hahn und Schaf.
Ich bin mit dir allein
und sollte glücklich sein.
Doch unterm Wolkenzoo...
wie find ich da aufs Klo?


Dies ist genauso Worträume 2.0-Kandidat und ein bevorstehendes "Gedicht des Tages" wie das ernsthafte "Dialektiker" während  kein deutsches gebet   vom 30.6.2008 bereits in Worträume  aufgenommen ist.
Auch die utopische Prosa-Erzählung ist bereits veröffentlicht - und zwar in "Mein außerirdischer Geliebter":

Der Mann, der Anna Roth wurde (14. Fortsetzung)

„Hallo Tommy, ich habe lange darüber nachgedacht.
Nach dem einen gemeinsamen Dienstag wird es keine weiteren mehr geben. Ist auch nicht nötig. Wir haben viel, fast alles voneinander gelernt.
Ich weiß nicht, noch nicht, wie ich jetzt mit Isabel umgehen soll. Die mit ihrem Getuewenn schon mit einem Mann schlafen, dann mit einem älteren, erfahrenen – der macht dich vollkommen glücklich.
Nicht, dass du mich nicht glücklich gemacht hättest, aber was du so daher redest … zusammen leben und so… nein, das will ich nicht. Da ist es nur fair – ich will auch in der Liebe fair sein – dass ich rechtzeitig Schluss sage. Ich bereue nichts. Tommy, es war ein seltenes Glück, dass ich dich getroffen habe. Trotzdem. Versuche nicht, mich anzurufen!
Andreas habe ich erzählt, es sei nichts passiert. Ganz glaubt er mir nicht, aber … Na ja, ich komme jedenfalls nicht ans Telefon, wenn ich weiß, dass du es bist, und ich lege gleich auf, wenn du dich erst später zu erkennen gibst.
Schade…
Für deine Geschichten wünsche ich dir Glück und Erfolg. Von ganzem Herzen. Schick mir ein Exemplar, wenn ich irgendwo vorkomme, ich schick dir auch ein Buch von mir, wenn es denn mal eines geben sollte. Egal, ob du darin vorkommst.
Jetzt heule ich ein bisschen.
Es geht schon wieder.
Anna“
Vorbei!
Mit Anna zusammen sein würde ich demnach nie. Jetzt nicht und später nicht. Privat nicht und künstlerisch nicht, was auch immer zuerst käme. Oder wie sollte sie reagieren, wenn sie sich auf Bildschirmen als Buchautorin erkennt, in einer Version als Fünfzehnjährige? Computeranimiert! Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie eine Lesung oder gar eine Pressekonferenz mit unserem Cybergirl aussehen soll, bleibt mir noch etwas Zeit, um Pit zu holen. Er fände eine technisch machbare Lösung. Ansonsten habe ich nur noch meinen eigenen Kopf, den Speicher voll Geschichten, die Cyber-Anna und die Aufzeichnungen zur Entstehung des Buches mit meiner Anna-Idee. Wäre das alles zusammen nicht für sich schon eine sensationelle Story? Für die das wahre Mädchen Anna Roth nicht in Erscheinung treten bräuchte? Noch kann ja niemand etwas mit dem Namen anfangen. Die Aussage bliebe. Was die Jagd nach Geld alles an wilden Ideen hervorbringt.
Nein, doch nicht. Ohne ein angeblich sensationell talentiertes Mädchen, das meine Geschichten als die ihren präsentiert, gibt es keine Sensation, keine Blamage der Medien und keinen Ruhm für mich…
Ist das noch wichtig? Suche ich nicht im tiefsten Inneren die Anna meiner Träume abseits von Sieglinde, Danny und Tim? Oder soll ich lieber ganz neu mit Sieglinde beginnen? Reinen Tisch machen?
Als erstes muss ich mit ihr reden. Ihr alles erzählen, von Anfang an. Von der Original-Anna und von der Cyber-Anna, von meinem Stolpern und dass ich wieder aufgestanden bin. Ihr sagen, dass auch unser Verhältnis zueinander mit Schuld an der ganzen Entwicklung hat. Früher hätten wir uns über alle unsere Probleme ausgetauscht. Nun leben wir schon eine Weile aneinander vorbei. Was das Geld angeht, müsste ich zugeben, ich habe die ganze Zeit von ihr gelebt. Schluss, würde ich sagen. Wollen wir uns wieder zusammenfinden, alles gemeinsam überwinden wie früher? Willst du mir für einen Fehltritt den Rest unseres Lebens Vorwürfe machen? Oder trennen wir uns besser, weil wir uns schon zu weit voneinander entfernt haben? Auf jeden Fall quälen wir uns dann nicht mehr gegenseitig mit unserer Anwesenheit. Ich kann jede deiner Entscheidungen verstehen, möchte es aber noch einmal mit dir versuchen.

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