Freitag, 7. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1761

Es war nicht beabsichtigt, aber es ergibt sich gerade so: Als Prosabeitrag folgt gleich noch einer von Anna Roth ... wieder einer mit einem heldenhaften Mann in der Hauptrolle:

Anna Roth: Superman (1)

In einem war ich schon immer geschickt: Sobald jemand einen Fotoapparat herausholte, war ich entweder ganz weg oder wie zufällig verdeckten Hände oder Arme mein Gesicht.
Erst sehr spät merkten meine Eltern, dass es seit meinem 12. Geburtstag kein Bild mehr von mir gab. Jedenfalls keines, das man sich hätte ansehen können. Denn ich hatte mich betrachtet und - weil ich ein guter Schüler war - gefunden, was wohl Gila und ihre Freundinnen bei meinem Anblick zum Lachen gereizt hatte.
In den kommenden 20 Jahren hatte sich vieles in meinem Leben verändert. Ich war aber immer noch sicher, dass mein Abbild eines zum schnellen Recyclen war.
Eine Ehepartnerin lernte ich per geistig hochwertig formulierter Zeitungsanzeige kennen, und nach wenigen nicht ganz so geistig hochwertigen Wortwechseln trennten wir uns später wieder. Mein Beruf war nicht erwähnenswert - nicht, weil er etwa anrüchig gewesen wäre, sondern so total geruchlos. Im Leben waren immer andere vor mir platziert. Mit 38 stellte ich fest, dass meine Ehefrau mir Nina nur deshalb überlassen hatte, weil sie nicht dauernd an mich erinnert werden wollte.
So verliebte ich mich in ein Bücherregal, denn das konnte sich nicht dagegen wehren. Irgendwie bekam ich Angst, Nina könnte am Ende genau an der Stelle weiterdrehen, wo ich langsam abdrehte. Töchter sollen doch zu ihren Vätern aufschauen können, weil sie deren Größe sahen. Meine Tochter dagegen verheimlichte mir die Einladung zum Elternabend.
"Es reicht, wie sie mich finden; da müssen sie nicht noch wissen, dass du mein Vater bist ..." Mehr als dass "sie" wohl ihre Klassenkameradinnen waren, bekam ich nicht aus ihr heraus. Doch ich hörte wieder Gila damals in meiner Klasse lachen: "... Ich dich aber nicht!", nachdem ich endlich den Mut aufgebracht hatte, ihr zu sagen, dass ich sie toll fand.
Davon aber wollte ich ja gar nicht erzählen ...

***

Die "Gedichte des Tages" sind morgen die folgenden (inzwischen ist übrigens der "Verstandsbasar" schon wieder überholt ... abe es gibt noch nichts Neues an seiner Stelle :

So Martialisches, wie es der Titel androht, verbirgt sich nicht hinterSebastian Deyas "Vom Stellungskrieg an der Heimatfront". Immerhin ist der Autor aber hinter das Geheimnis eines berühmten Zauberspiegels gekommen, den sein LI für sich nuzbar macht ... 
Mein Zyklus "Verstandsbasar (5)" geht einfach nur weiter ...

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