Donnerstag, 13. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1767

Fahren wir fort mit unserem prosaischen Ausflug in die Welt suizidaler Erotik:

Anna Roth: Die Stunde vor dem Suizid (3):

"Na, kommst du? Ich zeig dir alles ... wie beim ersten Mal ..."
Das war nicht ganz treffend, denn während die Frau ein neues Laken über die Knetpritsche breitete, hatte Ben in Erwartung der besitzergreifenden Hände 60 Euro ausgepackt. Wie viel bekomme ich noch dafür?"
"Ne Stunde samt Fusselkratzer. Kannst dir noch aussuchen, was dann umsonst sein soll: Rasieren oder dass ich´s umsonst mache. Eben eins von beiden."
Im Gehen lächelte sie ihn aufmuntert an: "Mach dich in aller Ruhe zurecht. Ich komm gleich."
Ben erwartete Maja vor der Pritsche. Sie stellte forsch Schüssel, Sprayflasche und Rasierer auf den Tisch und zog sich lächelnd bis auf die Strümpfe aus. "Ich hab auf halb drei gestellt." Sie betrachtete den Mann. "Aber so geht´s schlecht. Leg dich endlich hin, damit ich besser rankomme! Was soll eigentlich runter? Nur so ein Stück rund rum oder Bauch frei oder alles ab?"
"Na alles."
Als Ben Majas Schalkblick bemerkte, verbesserte er sich lächelnd: Na gut, nicht absolut alles. Nur die Fusseln, wie du das nennst."
Maja verteilte den Schaum zu einem aufgecremten Lendenschurz.
"So. Fertig!" rief sie, während es auf der Haut brannte und kribbelte. "Aber nun erzähl: Was ist los mit dir? Warum sagst du nichts? Ich merk, wenn was los ist. Da hab ich n Blick für."
Vergeblich versuchte Ben abzuwinken. Letztlich brach es doch aus ihm heraus:
"Maja, ich bin fertig. Ich hab abgerechnet. Ich mach Schluss. Ich mag nicht mehr. Mich ändere ich nicht und was mich kaputt macht, ändere ich auch nicht. Ich bin kein Politiker. Ich komme nicht an. Passe nicht. Werde nicht gebraucht. Von niemandem."
Die Stimme triefte vor Resignation. Ben machte eine Pause.
Maja flüsterte: "Du willst doch nicht wirklich Schluss machen mit dir. Also nicht so ... so ganz?" Zitternd schüttelte sie Schaum vom Rasierer in die Schüssel.
"Genau das will ich." Seine Worte presste Ben trotzig aus seinem Innersten hervor.In diesem Moment wollte er wenigstens einem Menschen entgegenschleudern, dass er vernünftig handelte. ...

***

Für uns heißt "vernünftig zu handeln" jedenfalls, mit den "Gedichten des Tages" von morgen weiterzumachen:


Normalerweise bin ich gegen die Personalisierung von Politik. Aber ich sehe natürlich ein, dass sich viele Erscheinungen in der politischen Praxis mit konkreten Namen verbinden. Deshalb schlage ich so etwas wie eine "Hall Of Shame" vor. 
Meas Wolfstatze hätte in der Halle wirklich nichts zu suchen. Von ihm sei diesmal ".euer Lied." vorgestellt.

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