Samstag, 29. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1780

.Zwischendurch einmal etwas eher "Populärwissenschaftliches". Die autobiographischen Teile wurden schon berücksichtigt. Diesmal ein wenig Filosofie aus "Gemeinschaft der Glückssüchtigen" von Slov ant Gali - und zwar aus dem "abstrakten" Teil:

... Mit der Herausbildung der menschlichen Intelligenz hat sich die Natur eigentlich die Kraft geschaffen, mit der sie sich bewusst selbst regeln könnte. Man könnte in Gelächter ausbrechen, wenn man die „heutigen Menschen“ zum Maßstab nimmt. Aber übernehmen nicht auch heute Menschen Verantwortung für ihre Umwelt? Wir sollten nicht vorschnell verallgemeinern.

Sagen wir, es findet sich ein Mensch, der auf andere glaubhaft wirkt, wodurch auch immer.
Sagen wir weiter, dieser Mensch behauptet, dass wenn die anderen Menschen zu einem von ihm bestimmten Zeitpunkt in einen See steigen, der ewige Schöpfer der Welt machen wird, dass dieses Gewässer über seine Ufer tritt.
Sagen wir, genug andere Menschen handeln, wie dieser eine es ihnen sagte.
Was passiert? Das Gewässer tritt tatsächlich über sein Ufer. Der Mensch hat ein „Wunder“ eines angeblichen Schöpfers vorgeführt, das gar keines war. Er hat etwas vorausgesagt, das unter den von ihm genannten Bedingungen notwendig so eintreten musste.
Stellen wir weiter fest: Wären nicht genug Menschen, der Wunderverkündung glaubend, ins Wasser gestiegen, so wäre der Wasserspiegel nicht gestiegen, also das vorher verkündete Wunder ausgeblieben. An der Existenz der naturgesetzlichen Wasserverdrängung hätte sich nichts geändert. Ihr hätten nur die Voraussetzungen gefehlt, wirklich wirksam zu werden.
Die Kraft der Idee (der Übereinstimmung seiner Erkenntnis mit dem tatsächlichen Handeln seiner Mitmenschen) des Mannes hat, unabhängig, ob ehrenwert begründet oder nicht, zu einer sichtbaren Veränderung geführt.

„Einfache“ Wasserverdrängung? Falsch!!! Es geht in diesem Beispiel darum, dass die vorangegangene „Prophezeiung“ des Mannes das Handeln der anderen Menschen und dieses wiederum das Wirken eines Naturgesetzes hervorrief, das potentiell immer vorhanden war, ist und sein wird – unter bestimmten Voraussetzungen …
Nun sind eben „gesellschaftliche Gesetze“ solche, die immer erst durch das Handeln von Menschen wirken. Das Handeln des Menschen erwächst wie das Denkniveau, auf dem es beruht, aus dem „Entwicklungsstand der Produktivkräfte“. Beim heutigen Durchschnittsdeutschen würde unser Prophetenspiel nicht funktionieren - der kennt die Wasserverdrängung aus der Schule gut genug, um den „Propheten“ zu belächeln. (Heute müsste er also fragen „Wollen wir einmal zeigen, dass wir diesen See über sein Ufer treten lassen können?“)

Bei unserem Beispiel bliebe es gleich, ob der Mann die anderen betrügen will, um zu Macht zu kommen, oder ob er den Menschen zeigen will, welche Macht sie über die Naturgewalten haben. Entscheidend ist, er hat über die Wasserverdrängung nachgedacht, die richtigen Schlüsse gezogen … und über das Handeln der Massen die beabsichtigte Wirkung wirklich eintreten lassen.
Dies ist eine, wenn auch etwas makabre, Verbildlichung von Marxens Satz „die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“1 ...


Ist das allgemein verständlich oder Grund zum Aufatmen, dass es endlich mit den "Gedichten des Tages" weitergeht?
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.Kleinigkeiten ... Manchmal sind sie es, auf die man in der Lyrik besonders achten sollte. Streiten wir nicht über Meas Wolfstatzes "Gefühle", nehmen wir das Gedicht, wie es eben ist. Und doch könnte es fast nur durch einen anderen Buchstaben genauer werden. Man nehme den Vers 4 der 2. Strophe. Dort wäre mit Blick auf die vorigen Verse die Frage erlaubt "all der"? welcher Schmerzen denn (i.e.S. ein Rückbezug ohne Bezug)? Diese Unklarheit wäre bereits geheilt, stände dort "aller Schmerzen". Rhythmus und Reim blieben unverändert - was sonst ja bei gereimten Texte die Bearbeitung so kompliziert macht. Und wahrscheinlich will der Autor das auch sagen. Oder nicht? Oder ist es eine Korinthe? Mir fällt sie in all der "Böllerzeit" eher bei anderen auf, während ich ihre Schwestern beim eigenen Text übersehe ... Aber wir wollen ja gemeinsam Bestes erreichen.
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