Donnerstag, 20. Juni 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1771


Anna Roth: Die Stunde vor dem Suizid (9 = Schluss):

"Das in deinem Kopf hat IHM zu viel Stress gemacht. Weißt du, vielleicht ist noch kein neue Kunde für mich da. Setzt du dich dann zu mir?" ...
Maja hatte sich zugeslipt, den Blusenknopf geschlossen, den Rock um die Hüften geschlagen und mit einem kurzen Blick in den Spiegel ihre Frisur akzeptiert. Dabei hatte sie den Mann im Hintergrund begutachtet, wie er abwartend nackt auf der Bettkante saß, als käme noch etwas.
"Und wenn ich morgen noch einmal auftauche? Vielleicht findet das von heuteein gutes Ende."
Maja machte einen Schritt rückwärts aus der geöffneten Tür. "Das würde mich freuen. Ich bin da."
Wie um den beiden einen Moment gemeinsamer Ruhe zu gönnen, ging Daisy mit ihrem Kunden aufs Zimmer.
Ben spielte mit seinem Daumen.Maja stellte ihm Cola auf den Tisch. Er murmelte abwartend: "Und du machst solche Massagen oft?"
Maja sah ihn offen an: "Solche??? Nein. Ich lass mir von keinem Kerl in den Schritt fassen. Eigentlich mal an den Hinter, wenn er nicht gefragt hat."
Ben lächelte.Maja hatte wirklich "in den Schritt fassen" gesagt.
"Du bist was Anderes. Dieter zum Beispiel ist zwar ein Stammkunde, er bringt mir jedes Mal Geschenke mit,  ... aber ich treib doch keine Mumienschändung."
Sie unterhielten sich lange, bis eine der Massageraumzimmertüren aufging.
"Komm, ich bring dich raus."
In der Tür hauchte Maja Ben einen kurzen Schmatz unters Ohr, wie er ihn vor Jahren von seiner Tochter bekommen hatte und eine Geliebte ihm etwas anders gegeben hätte. Draußen war es noch immer drückend heiß. Für einen Moment blieb Benjamin wie schockgefroren in der Sonne stehen. Was hatte er eigentlich hier gewollt?

.***

Bei den "Gedichten des Tages" gibt es morgen etwas zu feiern:

Wäre diese Ausgabe der "Gedichte des Tages" heute eine normale, sähe sie so aus, dass ich mein Testgedicht "Reise 3" mit Meas Wolfstatzes "Was ist Freundschaft?" in einen "Topf" gesteckt hätte. Mal was Verrücktes, mal was Einfaches. Ausloten, was alles möglich ist.
Es ist aber die Nummer 2000.
Dies sollte Anlass zum Blätter sein. So ein Blog versammelt die unterschiedlichsten poetischen Schätze. Einige heauszugreifen als Beispiele für alle wäre eine Abwertung für den Rest. Dabei ist von allem etwas dabei. Die besondere Perfektion in manchen Werken von Hanna Fleiss, das vulkanische Gären in den Versen eines Sebastian Deya, die Individualität einer Ursula Gressmann, Humorfarben a la Gunda Jaron oder Wolfgang Reuter, Inspiratives von Petra Namyslo oder sorgsam Erarbeitetes von Brunhild Hauschild ... schon habe ich doch angefangen, ungerecht zu sein - zu den damit nicht Erwähnten sowieso, aber auch im Versuch, bei den Erwähnten ein Schild draufzukleben.
Vielleicht ist sogar wichtig, wenn ein Leser ausruft, DAS hat mir nicht gefallen. Nicht deshalb, weil es wirklich schlecht gemacht wäre, sondern weil Lyrik eben als Erstes tief individuell und persönlich ist - sogar dann, wenn das Gedicht "Der Mensch ist ..." sagt, sagt es ja "nur", dass "ich Dichter" finde, dass ...
Nicht zuletzt aber sind Gedichte in die Welt gesetzte Kinder, die ein eigenes Leben führen - wir sollten uns den Spaß nicht nehmen lassen, welche zu "machen" und uns daran erfreuen, was aus ihnen wird mit der Zeit ...

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