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Das Oppi der Reife
Schweigend
beobachtete Luna ihre beiden großen Schwestern.
Mika
war schon angezogen. Was die an Bräunungscreme eingesetzt hatte!
Aber an diesem Tag war wohl alles erlaubt, was schön machte.
Zumindest die in ihre blauschwarzen Haare eingeflochtenen roten
Blüten. Auch Jasmin hatte ihre Haare ja wachsen lassen, seit ihr
erster Tropfen die Wäsche weiblich gerötet hatte, um an ihrem
Oppitag gut auszusehen.
Und
Luna? Ihre Haare ließ sie inzwischen ohne Frisur. Noch ein Jahr und
dann wäre sie dran.
Das
würde Tänze geben! Dieses Kleid! Die Arme ließ es frei, über den
unsichtbar angehobenen Brüsten wurde es von einer einzigen Spange
zusammengehalten, an der drei Onyxe glühten. Bis über die Hüften
war es eng geschnitten, um dann weit schwingend bis zu den Waden zu
fallen. Schneeweiß, voller Spitzen, Volants und zarten Rüschen
betonte es die Haut, die glatt aussah und dunkel wie das Ebenholz aus
dem Märchen. Es machte aus Jasmin eine richtige Märchenprinzessin.
Die
Haare fielen noch lose und voller natürlicher Locken über die
Schultern. Frisiert würde erst nach dem Oppi. So war es Brauch. Weil
dann alles schnell gehen musste, hatten die großen Mädchen
wochenlang das Flechten geübt. Da würde Luna den ganzen Tag lang
das Aschenputtel bleiben.
Mika
hatte Sternchen aufgelegt. Trotzdem zog nur Jasmin die Blicke auf
sich, als sie stolz durch die breite Gasse der erwartungsvollen Gäste
zwischen Anzieh- und Operationszimmer schritt. Obwohl der Weg nur
wenige Meter lang war, kostete er die Reifekandidatin mehrere
Minuten. Alle wollten ein paar liebe persönliche Wünsche loswerden
und das große Mädchen kurz drücken. Ihre beiden fast
gleichaltrigen Schwestern waren total vergessen.
Luna
wurde es schließlich langweilig. Sie schlängelte sich zwischen den
Festgästen hindurch. Onkel Bori fragte gerade seine Begleiterin, ob
sie sich Jasmin besser als Politikerin oder als Mutter vorstellen
könne.
„Na,
ein Glück, dass ihr die Entscheidung abgenommen wird. Du wärst
früher bestimmt scharf auf sie gewesen oder wie man das genannt
hatte. Siehst du, nun bist du glücklich mit mir und alles hat seine
Ordnung. Das ist eben so eine Sache mit dem Denken. Du kannst dich
damit vernünftig anpassen, dann brauchtest du vielleicht gar kein
Oppi, du kannst aber auch zum Aufrührer werden. Stell dir vor, du
kämst dann zur Macht! Das wäre ja Revolution, wäre das ja.“
Die
Frau sprach dieses Wort mit einem Ekel in der Stimme, als hätte sie
einen Regenwurm in ihrem Sektglas gefunden. Von Aufrührern und
Revolution hatte Luna im Geschichtsunterricht gehört. Mussten das
seltsame Zeiten gewesen sein, als es noch keine geregelte
Denksteuerung gab! Die Leistungsträger mussten ungeheuren Aufwand
treiben, um herauszubekommen, was die Leute dachten und wie man sie
unbemerkt mit geschmückten Gedanken füttern konnte, damit sie zum
Schluss endlich dachten, was sie sollten. Trotzdem waren die meisten
Menschen unzufrieden, es gab Schlägereien, kleine und große,
Diebstahl, Mord und noch größere Verbrechen wie eben Revolutionen!
Wie so schlechte Worte wohl in die Unterhaltung der Erwachsenen
hineingeraten waren? Wo das doch längst Geschichte war ...
***
Die "Gedichte des Tages" leiden nur etwas darunter, dass overblog wahrscheinlich wieder am Schluss den Adventskalender verbirgt:
Weihnachten ist ja bekanntlich das Fest der Familie und der Kinder. Ist es da nicht nahe liegend, dass auch hier "Kinderreime" eine Rolle spielen? Auch wenn sie nur den Weg behandeln, wie man denn zu den lieben Verwandten kommt? Na, es gibt ja noch das Adventstürchen:
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