Mittwoch, 11. Dezember 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1936

Zuerst - wie immer die Prosa:

Das Oppi der Reife (2)

Um das, was in dem „Operationsraum“ wirklich vorging, machten die Gereiften ein großes Geheimnis. Luna hatte nur gehört, dass sein Name aus ferner Vergangenheit stammte, als tatsächlich mit einer Operation ein winziger Chip ins Gehirn eingepflanzt worden sein soll. Mika hatte ihr einmal mit ernstem Gesicht erzählt, in dem Raum ragten jetzt schlangenkopfförmige Strahler aus der Decke. Aus denen käme ein kurzer Windstoß und schon sei alles vorbei. Deshalb würden die Mädchen auch erst danach richtig frisiert. Dann aber hatte sie sich gebogen vor Lachen über Lunas ungläubig staunendes Gesicht. In der Schule erklärte man ihnen, dass gerade die Erwartung des Unbekannten zur Freude an dem Ereignis gehöre. Der große Schritt in die Welt der Erwachsenen müsse den Reiz des Geheimnisumwitterten haben.
Luna verbarg sich zwischen den Verwandten und Freunden ihrer Schwester. Alle strömten in den Festsaal, in dem schon viele hundert weitere Gäste auf ihre Oppi-Verwandten warteten. Ohne die konnte der große Tanz nicht beginnen.
Endlich ertönte ein Gong und eine zweiflüglige Tür, die offensichtlich die Gänge zu den verschiedenen Ankleideräumen verband, ging auf. Jedem Mädchen war jetzt ein Junge zugereift. In zwei Reihen traten sie ein. Die Jungen rechts, die Mädchen links. Sie wirkten leicht benommen. Luna erspähte Jasmin als fünfte von vorn. Ihre Zöpfe erstrahlten im Glanz von einhundertzweiundzwanzig glitzernden Rosenknospen. Einfach wow!
Aber wer griff da nach Jasmins Hand? Der schleimige Kons? Luna klang noch Jasmins Spott in den Ohren: „Na, mein Fall ist der nicht. Höchstens mein Sturz.“
Dave dagegen fasste einer kleinen Blondine auf den Rücken. Er schien Jasmin genauso wenig wahrzunehmen wie sie ihn. Die können aber gut spielen! Luna dachte an Jasmins Worte: „Weißt du, worauf ich mich am meisten freue? Wenn Dave mir die Orchidee pflückt. Wenn ich erst erwachsen bin, dann möchte ich das als Allererstes!“ Und nun taten die beiden so, als interessierten sie sich nicht füreinander.
Wie zufällig setzte sich Fred auf den Sockel neben Luna. Er sah sie nicht an, tunkte einen Finger in den Springbrunnen und wedelte einen Tropfen auf ihre Bluse. Luna hörte sein Flüstern: „Mein Bruder Dave ist nicht opportun für deine Jasmin. Nun entscheidet das Oppi, was gut für sie ist. Nun ist sie also erwachsen.“
Im riesigen Saal köchelten die frischen und die aufgefrischten Partnerschaften der alten und neuen Erwachsenen vor sich hin. Luna und Fred ließen das warme Meer der Feiernden um sich herumplätschern wie um eine verlassene Insel.
Und du meinst, auch wir könnten für einander nicht opportun sein?“

Luna schielte skeptisch zu dem Freund ihrer Kinderzeit hinüber. ...
Weiter HIER: 

 Bestellung
zur Bestellung
.

***

Die Gedichte des Tages folgen den Dezembergepflogenheiten:

Also ICH bin überzeugt, dass das Gedicht "flucht" in gewisser Weise ein "Weihnachtsgedicht" ist ... Aber da gibt es ja noch den Adventskalender:


Adventsfenste2-12.jpg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower