Dienstag, 24. Dezember 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1948

.


Es sind schon die wildesten wissenschaftlichen Überlegungen angestellt worden, was die Heiligen drei Könige wohl nach Betlehem gewiesen haben können. Immer in der Überzeugung, dass eine so schöne Geschichte ja nicht allein der Fantasie früher Erzähler entsprungen sein darf. Hier also stellt sich die Frage, ob sie "Glaublich?" sind.
Vergleichsweise leicht fassbar dürfte dagegen sein, wie Slov ant Gali Mathias Claudius neu interpretiert: "Der letzte Mensch" in einer intergalaktischen Fassung ...
.

***

Die folgende Prosa hat nur seeeeehr indirekte Weihnachtsbezüge:

Gunda Jaron

Solo für zwei

Kennen Sie Gisela?
Nicht? Nun, dann haben Sie nicht wirklich etwas verpasst. Gisela ist meine Schwester. Meine ach so musikalische Schwester. Eigentlich trifft sie nicht mal zwei Töne und kann eine Stimmgabel nicht von einer Mistgabel unterscheiden, das tut aber ihrer Liebe zu melodischer, musikalisch-metapho-rischer Ausdrucksweise keinen Abbruch. Und das Schlimmste ist, ihre Rede ist so durchsetzt mit Vokabeln aus der Welt der Musik, dass diese Marotte sogar durchs Telefon infektiös wirkt.
Meinst du nicht, wir sollten mal wieder ein paar Takte miteinander reden?“, flötete sie mir beispielsweise gestern ins Ohr. Entsetzt starrte ich den Hörer an. Wenn meine Schwester in derart gehobener Stimmlage spricht, bedeutet das nichts Gutes.
Wenn du meinst, Gisela ...“
Mit Sicherheit schwang ein Seufzen in meiner Stimme mit, aber meine Schwester ist schon immer eine Virtuosin darin gewesen, derart leise Töne zu überhören. Gleich würde sie wieder die altbekannte Leier beginnen. (Himmel, wie rede ich hier eigentlich? Ich sag's ja: Es steckt an ...)

Den Auftakt würde eine Lobeshymne auf die lieben Kleinen bilden. Dann würde sie die Heldentaten des Ältesten ihres Trios ausposaunen, ein kurzes Intermezzo dem Thema „Chef“ widmen, der mal wieder nicht ins gleiche Horn stieße wie sie und dem sie darum die Flötentöne beibrächte, und schließlich das vertraute Klagelied über Egon, den ihr Angetrauten, anstimmen und seine unzureichenden Fähigkeiten in der richtigen Handhabung des Taktstockes bemängeln. Ihre Stimme würde dabei in stetigem Crescendo anschwellen, sich bis ins Fortissimo steigern und in einem fulminanten Schlussakkord in Moll ausklingen ... (Oh Fagott ... ich bin wirklich infiziert – aber so was von!) Ich ergab mich meinem Schicksal – Gisela zu sagen, sie möge keine Opern quatschen, würde sehr wahrscheinlich zu erheblichen Dissonanzen führen – und schon schmiss Gisela den Riemen auf die Orgel. In hämmerndem Stakkato flogen mir ihre Worte um die Ohren. ...

(Weiter in:
.


.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower