Montag, 23. Dezember 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1947

.Zuerst die Prosa:

Die schwebende Jungfrau (2)


... „Danke.
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie ich anfangen könnte. Mit jenem Ereignis während der Kadettenausbildung, das so wichtig für das Folgende ist, obwohl Sie überhaupt nicht darauf einzugehen gedachten, oder dem Moment, an dem ich erstmals die Mannschaftsliste für dieses, mein erstes A-Klassen-Kommando in den Händen hielt. In gewisser Hinsicht läuft es auf eins hinaus. Schließlich fiel mir auf der Liste sofort der Name Mara Hattweiler auf. So oft gibt es den schließlich nicht, in der Raumflotte schon gar nicht. Ich musste mich also an unsere Begegnung von damals erinnern und habe es auch getan. Nicht, dass ich da die Verantwortung hätte wegschieben sollen, aber hätte ich in dem Augenblick jemanden ins Vertrauen gezogen, wären wir vielleicht gemeinsam zu einer ungefährlichen Lösung gekommen. Schließlich war ich in diesem Moment noch der Einzige, der über das notwendige Wissen verfügte. Verstehen Sie: Als ich nach dieser Zirkusvorführung damals so oft antwortete „Ich weiß nicht.“, da wusste ich ja wirklich nicht, wie die Leistung zustande gekommen war. Es machte mir aber Spaß, dass die anderen mir natürlich nicht glaubten und bei allem Spott das Ganze für Geheimniskrämerei hielten, die eben dazugehörte.

Stellen Sie sich Folgendes vor: Es war Fasching angesagt. Wie immer ging es um die Auswahl eines Mottos. Es durfte ja keines sein, das ältere Jahrgänge schon durchgespielt hatten. Ich weiß nicht mehr, wer auf die Idee „Das Jahr 1500“ kam, aber dass es mir sofort gefiel. Es hatte was. Schließlich war das ziemlich genau 1000 Jahre her. Und es war wenigstens für einen Teil von uns eine Herausforderung. Die normalen Teilnehmer würden mittelalterlich gekleidet herumlaufen. Und große Ritterkämpfe zu Pferde waren im Saal nur als Hologramm vorführbar. Aber Spektakel musste sein. Feuerschlucker, Akrobaten und Mystisches. Ich zog das Los „Zauberei“. Nun hielt ich zwar nichts von solchen Illusionisten, die den Zuschauern etwas zu sehen vorgaukelten, was in Wirklichkeit nicht so war, wie es schien. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung, was ich da sonst organisieren sollte. Denn eines war klar: Außer den Sachen mit Pferd und Lanze waren virtuelle Tricks unserer Zeit verpönt. Gnade, es ließe sich jemand erwischen.
Ich veröffentlichte also einen Hilferuf in der Schule. Und darauf meldete sich Mara. Ohne Nachnamen klang das irgendwie mystisch. Aber wichtiger: Sie versprach mir einen umwerfenden Erfolg und dass wir nicht viel zu üben brauchten. Sie beherrsche zwei Nummern, die wie Schmiedehämmer einschlagen würden. Ob sie die zur Probe einmal vorführen könnte? Klar durfte sie. Sie hieß mich zuerst hinlegen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, steif zu sein und zu schweben. Mara ließ einen Reifen um meinen Körper schwingen. Dann reichte sie mir einen Packen Messer. Ich solle welche nach ihr werfen. Sie werden meine Hemmungen verstehen, dieser Aufforderung nachzukommen. Mara bedrängte mich aber so lange, bis ich das erste Messer warf. Sie fing es auf. Mutiger geworden warf ich die nächsten schneller. Mara bewegte sich entsprechend schneller. Es gab kein Messer, das sie nicht in der Luft gefangen hätte – mit links und immer genau den Griff packend. Nach dieser Übung glaubte ich auch an den Erfolg unserer Zaubernummer und sei es nur, weil ich absolut nicht begriffen hatte, wie sie das angestellt hatte.
Zu Recht, wie sich dann zeigte. Bei unserem Fest waren wir zwei der absolute Hit. Im Unterschied zum Test kam ja nun noch das übliche Hokuspokus dazu. Trommelwirbel vor den fliegenden Messern und die Wirkung von Spot-Licht. Und ich war auf Fliegende Jungfrau gedresst. So mit weißem Spitzenkleidchen. Aus dem Zuschauerraum durften Freiwillige nach vorn kommen, die selbst den Reifen bewegten – mich hindurchzogen wie einzufädelndes Stopfgarn, drüber, drunter, seitlich … Niemand fand einen Beweis dafür, dass ich, also wirklich ich, nicht über der Liege schwebte. Das Peinliche dabei war nur, dass es mir genauso ging. Während bei guten Illusionisten die Umstehenden geschickt getäuscht wurden mit Tricks, die die Künstler nie zugaben, das schwebende Medium aber kannte und verschwieg, so war die Illusion bei mir so perfekt, dass auch ich meinte, wirklich geschwebt zu haben – ohne Hypnose! Wenn ich bedenke, dass ich mich damals sogar in der Annahme der anderen sonnte, etwas zu wissen, was die allzu gern hätten wissen wollen …


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Nun wird es aber Zeit, per Blick auf die morgigen "Gedichte des Tages" darauf hinzuweisen, dass Heiligabend bevorsteht:

 Wie wurde 2012 Weihnacht auf dem Blog begangen? Mal sehen, ob etwas davon falsch geworden ist:

 Frohe Weihnachten, unbeschwertes Feiern, glückliche Tage für alle!
Als erstes ein Weihnachtsgruß von einem berühmten Jungen, wie ich ihn auch gern so verkündet hätte, dann einmal "Weihnachtszeit ..." von der etwas weniger berühmten Gunda Jaron ... und zum Schluss etwas mit Worten von Slov ant Gali:

      "An der Krippe"



Adventsfenste4-24.jpg
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