Dienstag, 3. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1257

Und noch einmal starten zwischen den Gedichten des Tages zwei Testgedichte. Da wäre zum einen  ""Straßenfeger"-Erkenntnis, zum anderen jedoch eines, bei dem ich auf Resonanz hoffen ... Also nicht, dass ich es für gelungen halte, sondern ehe, dass ein anderer ein besserer Beitrag zum unseligen Thema Presidentenabgesang verfasst:



Bescheiden, wie ich nunmal bin,
kam mir soeben in den Sinn,
vielleicht verzicht´ ich hier doch nur
auf die vakante Kandidatur
um einen Job als Präsident,
der nicht Kredit und Hemmung kennt.

Ich habe keinen heißen Draht
zu Meinungsmachern hier im Staat.
Ich bisse nicht die Herrenhand,
die mich in diesem Euroland
auf den Ikeastuhl gesetzt,
von dem man mich bald weggehetzt.

Bescheiden, wie ich nunmal bin,
kam mir was Andres in den Sinn:
Die Blüten im Amigosumpf
die reißt man aus mit Stiel und Stumpf,
und all die unverdauten Brocken
ersetzt man mal durch rote Socken.

Vielleicht sind ohne Mauermief
die wieder richtig kreativ.


Ach ja: Ein Blick in den Januar 2009 wird natürlich auch gewagt. Da stand Anspruchsvolleres auf dem Programm:

Hanna Fleiss: Über Dächern



Wenn das erst einmal bewältigt ist, ist das Stückchen Prosa kein Problem mehr. Da sind wir bei der 54. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen.


Ich las gespannt weiter. Trotzdem ging es mir wie beim zweiten Lesen eines aufrüttelnden Dramas. Obwohl ich um ihren traurigen Tod wusste, hoffte ich auf ein besseres Schicksal der Helden. Unser Hütermann war ja der beste Beweis, dass irgendwann die urchristliche Gemeinschaft zugrunde gegangen sein musste.
Die Kaiserlichen wurden vernichtend geschlagen. Ihr Unglück bei dem Feldzug war, dass ihre Truppen nach der Ernte in die Teutschlande eindrangen. Die Volxversammlung berief die Bauern zum Wehrdienst ein. Sie kamen in großer Zahl.
Später hatte sich aber ein Staatswesen gebildet mit einem stehenden Heer, Steuern und Beamten. Die Bauern verließen kaum noch ihre eigene Scholle. Als die Wahl des Ersten unter Gleichen stattfand, wurde der mit Rechten betraut wie ein kleiner König – und er stammte aus der Gilde der Kaufmannsmeister.
Müntzer zog sich mit einigen Gleichgesinnten ins Thüringer Land zurück. Die Seinigen lebten weiter offiziell in Gütergemeinschaft miteinander. Aber heimlich hatten die Städte, die sich nach außen zu ihm bekannten, bereits Abkommen mit ihren Nachbarn zum günstigen Handelsaustausch geschlossen. Dort wurde mit Gulden bezahlt, obwohl es im Müntzergebiet offiziell kein Geld gab. Aber ohne konnten sich die Müntzerbauern keine neuen Geräte anschaffen. Nachdem sie die Gutsherren vertrieben hatten, waren die Bauern dort zufrieden. Sie hatten ihr Land, und erwirtschafteten genug für ihre Familien. Kaufleute kauften ihnen Überschüsse ab, mit denen sie Dinge erwarben, die sie nicht selbst in ihren Dörfern herstellten. Von diesen Kaufleuten erhielten sie auch in Dürrejahren Nahrung und Saatgut auf Kredit. Das veränderte Teutschland. Aber im Vergleich zu dem, was wir erhofft hatten, erfüllte sich nur eines: Es war ein einheitlicher reicher Staat geworden. Viele Steuergelder wurden für Armee und Flotte eingesetzt. Dabei gab es gar keinen Nachbarn, der stark genug gewesen wäre, dieses Teutschland anzugreifen. Aber von den Reichtümern der Neuen Welt wurden sagenhafte Geschichten erzählt. Von den Spaniern unterschieden sich die Teutschen nur dadurch, dass sie viele Überschüsse in Manufakturen steckten, besonders für den Bau von Antriebsmaschinen für Schiffe und andere Fahrzeuge.
Ich lachte. Der Erfinder der Dampfmaschine hieß nun nicht James Watt sondern Johannes Schmidt. Der war schon 52 Jahre nach unserem Auftreten zu seinem Erfolg gekommen. Da gab es bereits zwanzig Jahre lang Meisterschulen für Technik und Handel mit gedruckten Büchern.
Am Ende des sechzehnten Jahrhunderts hatte sich scheinbar die Überzeugung durchgesetzt, dass teutsche Menschen dazu berufen waren, dem Rest der Welt den Fortschritt zu bringen, da sie selbst besser und fortschrittlicher wären als alle anderen. Inzwischen war zwar die erste Gesellschaft zur Beherrschung einer anglo-indischen Handelslinie bankrott gegangen. Andererseits hatte die städtische Hungersnot von 1589 den Ruf nach mehr Getreidefläche im östlichen Siedlungsgebiet laut werden lassen.



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