Mittwoch, 4. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1258

aEs ist ja nicht so, dass es uns an Themen für Hobby-Schreibwettbewerbs-Themen ermangelte. Das Jahr 2012 bietet da (wie schon mehrfach erwähnt) den 100. Jahrestag des "Titanic"-Untergangs an oder einen Heiliger-Rock-Schreibwettbewerb anlässlich des 500. Jahrestages der frommen Massenhysterie, die Kaiser Maximilian am Trierer Dom anlässlich der öffentlichen Zur-Schau-Stellung eines von 20 öffentlich zur Schau gestellten Röcken, die Jesus wohl bei seine Kreuzigung nicht getragen hat, aber vielleicht eben doch, ...
Der Vorschlag, den Brunhild Hauschild einbringt, ist dagegen zeitloser und lustiger: "Bauch". Ja, genau ... beispielsweise der, den man während der Feiertage angefressen, dann wieder los sein möchte ... und so ...

Natürlich gehört der Blick drei Jahre zurück in den Gedichten des Tages auch übermorgen zum Programm:

Ursula Gressmann: Versprechen


Jede Gruppe Schreibender hat sogenannte alte Mitglieder. Oft sind sie wirklich alt an Jahren, man meint allerdings, dass sie dem Zirkel schon seit gefühlten oder tatsächlichen Jahrzehnten angehören. Beim Friedrichshainer Autorenkreis ist Robert Göbel ein solches Mitglied. Er hat sich inzwischen wohl an allen literarischen Gattungen und Genres schon probiert. Eine lyrische Kostprobe?




Da wundert man sich über gar nichts mehr!
Der Papst wäscht mir die Füße,
und ein Oberst von der Bundeswehr
schickt mir friedliche Grüße.

Ein Hartzer hat meine Schulden bezahlt
und ein Banker wurde gehängt,
und der Hinz und der Kunz und mein Rechtsanwalt
haben mir einen Bückling geschenkt.

Und ein Frosch hat genau vor dem Reichstag gequakt,
dann hat er die Merkel gefressen
und mir eine Sauerei gesagt,
ich hab ihn zum Nachtisch gegessen

An Sträuchern und Bäumen wächst süßer Reis
und die Störche sind heuer blau
Erfunden wurde der eckige Kreis
und mein Kater grunzt wie nee Sau..

Da hört ich es rufen: Ach, ist das schön!
Doch keiner will hör'n, wie´s kracht.
Und plötzlich bleiben die blutig stehn,
die eben noch laut gelacht.


Eine sehr absichtsvolle Verdrehung des Spruchs "Wer zuletzt lacht, lacht am besten", abe nicht nur davon ...

Bei der Prosa sind wir nun schon bei der 55. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen.


Mir graute es. Sollte ich noch weiter blättern? Mir das wirklich antun? Nein, noch hatte es keine großen Krieg gegeben. Nur musste ich befürchten, dass im nächsten Band zum siebzehnten Jahrhundert eine Art Adolf Hitler auftauchen würde. Gutenberg sei „Dank“?! Weil es jetzt so viele schnell gebildete Teutsche gab?
Oder sollte das englische Kolonialreich nun ein teutsches sein? Wie immer das wäre – wir hätten den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben. Sinnierend legte ich den ersten Band meiner Sammlung zur Seite. Eigentlich hatte ich das Interesse an der neuen Geschichte verloren. Wir hatten also nur die Rolle Deutschlands in der Weltgeschichte hochgepusht, und anscheinend die ganze Geschichte etwas beschleunigt. Sollte ich mich freuen über eine „ruhmreichere" Heimat? Missmutig schob ich die verschiedenen Bände hin und her. Nein, ein Weltkrieg im siebzehnten Jahrhundert oder etwas Ähnliches interessierte mich eigentlich nicht.
Aber die Welt des Besitzes war untergegangen. Da blieb die Frage wie. Ich hatte Angst. Wenn ich plötzlich auf die Schilderung eines Atomkrieges stieß? Warum hatten wir uns mit Mama und Paps nicht über so etwas unterhalten? Nein, die hätten uns nicht helfen können. Für die wäre ein Mensch, der mit einem Knopfdruck andere Menschen tötete, ohne irgend eine Beziehung zu den Getöteten zu haben, so ein Mensch wäre ihnen kränker vorgekommen als ein tollwütiges Tier. Nicht einmal die Idee, dass Angriff und Verteidigung gegen echte oder eingebildete feindliche Nachbarn Forschung und Fortschritt in dieser Zeit beflügelt hatten, dürfte ihnen verständlich sein.
Irgendwo in diesen Wälzern musste etwas zum tatsächlichen Übergang zur modernen Gesellschaft stehen. Sollte ich die Bücher weglegen, morgen in die Uni gehen und den Infiltrator anzapfen? Danach alle gesuchten Antworten auf mich gerade interessierende Fragen plötzlich einfach so im eigenen Gehirn entdecken, auf Stichwort „Ende der Marktwirtschaft“ wie bei einem Computer? Nein, ich wollte den Spaß spüren, die Probleme selbständig zu lösen.

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