Samstag, 21. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1275

Übermorgen haben die "Gedichte des Tages" eine Autorin des Tages": Die Autorin, von der der Beitrag aus dem Jahr 2009 stammt ( Männersauna= 3.) zeichnet auch für den aktuellen Beitrag verantwortlich: Gunda Jaron mit   Oxalis tetraphylla . Vorsorglicher Hinweis: Es handelt sich um Glücksklee (= 1.). Dazwischen wird auch Slov ant Gali botanisch und macht Lebensphilosophie mit "Königin der Nacht" .

zu 1.

Ein Freund hatt' in der Neujahrsnacht 
zwei Töpfchen Glücksklee mitgebracht, 

auf dass er wohl gedeih', ...

zu 2.


du sagtest
ihre schönheit reiche 
mein restliches leben 
nichts anderes wolle ich mehr sehen
danach ...


zu 3.

An einem kühlen Tag im Jänner
ging Klausi, unser Frauenkenner,
zum Nackte-Gucken in die Sauna. ...



Wir sind dann so klug, angezogen mit Prosa weiterzumachen. Wir sind gerade bei der 76. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen  


So hatte ich Siegrid noch nie erlebt. Ich hatte sie von früher immer als kalt und unnahbar in Erinnerung.
„Verrückt. Aber glücklicherweise kommt sie da nicht rein. Oder wird zumindest sofort bemerkt."
Ich musste es den anderen fast nachrufen. Die schienen von Siegrids Idee fasziniert. Und zugegeben: Auch ich traute Nuk zu, die elektronischen Sperren zu überlisten.
Das Wolfsgehege war sehr weitläufig angelegt. Wer die Tiere wirklich sehen wollte, kam am besten zu den ausgehängten Fütterungszeiten.
Der Wärter sah Siegrid an, als wäre sie nicht ganz normal. Sie redete beschwörend auf ihn ein:
„Wir brauchen Peilsender. Wir vermuten, dass ein etwa zwölfjähriges Mädchen sich im Wolfsgehege das Leben nehmen will."
Erst der abwechselnde Blick in unsere Gesichter überzeugte ihn schließlich, dass er es wohl mit keinem Streich zu tun hatte.
„Ich gebe Alarm."
Noch während er mit seiner Zentrale sprach, liefen wir zum Gehege in der Hoffnung, Nuk irgendwo zu entdeckten. Kaum waren wir an dem Zaun, hangelte sich Siegrid an einer Latte hoch, und mit einem artistischen Sprung war sie im Revier der Wölfe. Ein urtümlicher Sirenenton ließ uns für einen Moment die Ohren zuhalten. Eine monotone Stimme rief in regelmäßigen Abständen „Komm zurück, komm zurück! Bleib wenigstens stehen! Komm zurück! ..."
Ein Tierparkjeep jagte heran. Drei Männer in glänzenden Mänteln sprangen heraus. In dem Moment in dem der letzte das Fahrzeug verließ, verklang das Sirenengeheul und die Warnstimme. Was die Männer in den Händen hielten, erinnerte sehr an Hütermanns Elektroschocker. Ich zweifelte keinen Moment daran, dass die Geräte zumindest ähnliche Aufgaben erfüllten.
„Bitte bleibt zurück!", riefen die Männer den Umstehenden zu. Dann verschwanden sie zwischen den Bäumen, dort, wo auch Siegrid unseren Blicken entschwunden war.
Es war absurd. Ich glaubte, ich musste einfach loslaufen. Alle Sperren waren abgeschaltet, der Weg frei. Ich lief also wirklich los. Ich hatte noch gar nicht jenes Gebüsch erreicht, hinter dem man für die Blicke der Zuschauer von draußen unsichtbar wurde, da kam plötzlich Nuk hinter einem Baum hervor.
Kam wäre eine Untertreibung. Sie rannte, flog mir fast entgegen.
„Es hat geklappt, es hat geklappt! Oh, Anna hatte ich eine Angst, dass mich jemand anderes findet! Aber nun bist du ja da."

Sie umarmte mich stürmisch, presste mich an sich, dass ich kaum Luft bekam, und zum Glück riss sie mich dabei um. Sonst hätten die zusammengeströmten Zuschauer sicher gerührt geheult oder geklatscht – so lachten sie befreit, und geklatscht haben sie später auch.
Inzwischen führten die drei Tierparkwärter Siegrid wie eine Gefangene aus dem Wolfswäldchen. Die hatte die neue Lage nicht erfasst.
„Nun lassen Sie mich doch! Das Mädchen ist in Gefahr. Kommen Sie, schnell! Holen wir sie, bevor es die Wölfe tun!“
Als Nuk die Szene bemerkte, machte sie sich von mir frei, lief zu Siegrid hin, streckte ihr vorsichtig die Hand entgegen und rief laut:
„Nun komm schon raus! ... Entschuldige ... Danke!“
Schließlich waren alle wieder außerhalb des Geheges. Nuk hatte meine Hand genommen und Siegrids. Wir liefen vorneweg Richtung Tierparkeingang. Plötzlich blieb Nuk ruckartig stehen. Sie sah uns mit gespielt bösem Gesicht an.
„Nein, immer muss ich auf euch aufpassen. Einen Moment und ihr macht Blödsinn. Ins Wolfsgehege einsteigen! Was da alles hätte passieren können.“
Dabei ahmte sie Mamas Stimme so überzeugend nach, dass wir nicht anders konnten. Wir lachten, und am Videophon nach Hause riefen wir nur „Sie ist wieder da.“
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