Sonntag, 22. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1276

Bevor wir zu den "Gedichten des Tages" von übermorgen kommen, ein Blick voraus. Am kommenden Mittwoch, dem 25.1.2012, beginnt um 18.00 Uhr in der Bürgerinitiative für ausländische Mitbürger in Berlin-Hohenschönhausen (13055 Neustrelitzer Str.63) eine internationale Dichterbegegnung. Produkt der alljährlichen Citas de la Poesia ist eine Anthologie in deutsch und spanisch, die in diesem Jahr in Mexiko erscheinen wird. Unter Leitung des herausgebenden Übersetzers wird diese dort erstmals vorgestellt. Wer also die Möglichkeit hat, dabei zu sein, ist eingeladen.
Nun aber zurück zum Tagesgeschehen.
Ausnahmsweise sein alle Gedichte aus einer Feder.
Da wäre eine "Fingerübung": "Botanik mit Sonnenstich"


(In einer Wüste heißem Sand verirrten sich, oh Wunder,
zwei Wanderpflanzen beim Burgunder.
Die beiden warn einander Freund im Angesicht des Trunkes
ward langsam leer die Flasch´, da stunk es. ...)

Dazu kommt ein Fast-Kandidat für künftige "worträume 2.0": "bei vollmond

(das klare wasser spiegelte den wölfen
menschengesichter entgegen
da heulten sie leidvoll zum mond
so erzählte der alte indianer ...)


Vom Januar 2009 schließlich stammt  Vom Arbeiten

(Ein jeder dieses Leiden kennt,
das man im Volksmund Arbeit nennt.
Oh, es ist Qual, denn es ist Pflicht,
doch ohne gibt´s das Leben nicht. ...)





 Weiter mit der Prosa. Wir sind gerade bei der 77. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen  


„Sei nicht immer so frech! Wo seid ihr eigentlich gestern geblieben?"
Maria brummte verstimmt:
„Du wirst es nicht glauben: Wir haben an unseren normalen Plätzen gearbeitet."
Kaum vorstellbar, dass neben dem Sensationsfieber auch bei uns Arbeiten weiter wie zuvor gelaufen waren.
„Wisst ihr was? Wir gehen zuerst alle drei zu Platz sieben."
Bei den ersten Schritten aus unserem Einbeamraum heraus stießen wir mit ein paar aufgeregten Kollegen des Deltabereichs zusammen.
„Kommt mit! Fak hat Außerirdische auf dem Bildschirm", war das einzige, was wir zu hören bekamen.
In der Zentrale angekommen folgten unsere Blicke dem der anderen auf den Hauptschirm. Abgebildet war diesmal die Superzoomeinstellung vom gestrigen Platz 7. Nur noch größer und diesmal war ein Unterschied zu erkennen. Der dortige Saturn mit seinen Ringen war um mehrere Winkelsekunden weiter nach links gewandert, in einer Geschwindigkeit also, die absolut nichts mit dem Sonnenumlauf unseres Saturn zu tun hatte, und er war als eine künstlich erzeugte Lichterscheinung zu erkennen.
Von wegen Außerirdische! Manchmal sind sie richtige Kinder, diese Wissenschaftler, nur mit Jahresringen. Die in diesem Raum einen verrückten Tanz vollführten. Eigentlich war nur unstrittig, dass dieses Etwas sich verändert hatte, seltsam leuchtete und wahrscheinlich war, nein, es sah so aus, als wäre dieses Leuchten auf unsere Erde gerichtet.
Ich hatte jetzt ganz neue Probleme bei der Aufstellung von Einsatzbrigaden. Laufend musste ich jemanden beruhigen oder ihm erklären, warum er nicht in das jeweilige Team berufen wurde und warum er sein Schichtende einhalten müsse, obwohl ich selbst das auch nicht tat. Die Institutsleitung bestätigte, dass sich alle für Raumflüge aktuell in Frage kommenden Astronauten dauerhaft auf dem Startgelände aufhalten durften.
Dieser Kunstsaturn aber foppte uns. Die ganze folgende Woche konnten wir keine Veränderung seiner Größe oder Position mehr erfassen. Die fremde Welt blieb, wie wir sie anfangs entdeckt hatten. Zwar hatte das Computersystem die Spiegeltheorie verworfen: Es gab keine Konstellation, wann und von wo aus auch immer unser Sonnensystem das vorliegende Bild ergeben hätte. Also hatten wir höchstwahrscheinlich ein fremdes, unserem eigenen extrem ähnliches Planetensystem, auf dem wir deshalb eine mit den Menschen vergleichbare Lebensform erhoffen konnten.
Nun begann die Suche nach identifizierbaren Signalen. Unsere unbemannte Raumstation, die bisher regelmäßig Bilder mit der Lage der Erde und von anderen mathematisch-astronomischen Erkenntnissen der Menschheit in den Raum gesendet hatte, wurde auf das neue System Alpha 01 ausgerichtet. Aber uns war klar, dass uns das nicht direkt nutzen würde. Die jetzt gesendeten Signale wären erst nach 50 Jahren dort und, die gleiche Übertragungsweise vorausgesetzt, bekämen unsere Nachfahren in 100 Jahren eine Antwort. Eine wahrlich tolle Erfolgskontrolle! Wir konnten uns Zeit lassen.
Wie überrascht waren wir deshalb, als wir zu einer dringenden Beratung für das folgende Wochenende ins ZAT, das „Zentrum für Allgemeintheorie", eingeladen wurden. Thema: „Sofortige Kontaktaufnahme mit Fremdintelligenzen – Teambestätigung und Einzelmaßnahmen". Dazu lag eine obligatorische Freistellung von allen Arbeitsschichten bis zu dem Treffen bei, als ob wir Astronauten wären, die sich vor ihrem Abflug ausschlafen sollten.





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