Dienstag, 17. Januar 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1271

Stellen wir zuerst die "Gedichte des Tages von übermorgen vor. Da wären

- ein Gastgedicht:
Ursula Gressmann 
"Frauen

In die Suppe hinein
rühren sie ihre Träume ...


- ein Testgedicht:
Slov ant Gali 
"Noch zu Mina-retten?

 Wir haben die richtige Meinung:
Wir sind gegen all diese Rechten.
Sie haben zwar Recht mit der Ordnung,
aber inkorrekt sind sie, die Schlechten. ...


- ein Gedicht mit dem Grünspan von drei Jahren und derVeröffentlichung in "worträume":
Slov ant Gali 
" Abort "
Der frühe Vogel frisst
Nicht die späte Katze
Ist besser als gar keine Haare ...

Damit können wir getrost zur Prosa kommen.  Wir sind wir da inzwischen bei der 72. Fortsetzung des utopischen Romans  "Operation Zeitensprung" von Anna Roth angekommen  


Vor der Schicht ging ich mit Maria und Ernst wie immer durch alle Räume, angefangen mit dem Monsterraum. Wir kannten das schon, dass dort die paar arbeitenden Bekittelten durch eine unnatürliche Liebe zu ihren Schaltpulten auffielen. Sie suchten mit kaum nachvollziehbarem Eifer den Weltraum nach Unentdecktem ab. Die aktuell analysierten Raumsegmente wurden dabei an die hintere Wandfront projiziert. Das war normalerweise nur für eintretende Fremde von Interesse. Diesmal allerdings hantierte nur Fak an seinen Tastaturen. Alle anderen starrten auf das Sternbild an der Wand. Das Computersystem markierte dort einen hellen Punkt mit einem blinkenden Kreis. Aber auch ohne diesen Hinweis war dieses Pünktchen Gegenstand ungeteilten Interesses.
„Ich hab ihn ja gleich", brüllte Fak. Offensichtlich war das die Antwort auf eine lautstarke Aufforderung der Kollegen vor unserem Auftauchen.
„Jetzt!"
Er hatte den Himmelsabschnitt gezoomt. Der Punkt war unwesentlich heller und größer geworden.
„Was denn los? Ist euch ein neuer Stern aufgegangen?"
Ernst hatte anscheinend in ein Wespennest gestoßen.
„Genau", meldete sich Vam Jon, „aber vor allem liegt der vor unserer Haustür, nur knapp 50 Lichtjahre von uns entfernt."
„Ha ha", knurrte Ernst zurück, „ich bin hier der Witzbold, klar?"
„Nein, im Ernst", meldete sich Fak, ohne von seinem Monitor aufzusehen, „zumindest behauptet das die Anlage. Hier kann doch nicht alles im Eimer sein. Plötzlich wird vor unseren Augen ein bisher unentdecktes Sonnensystem sichtbar. Das automatische Analyseprogramm behauptet, die Strahlen wären nur 50 Jahre unterwegs gewesen. Dafür gibt es keine Erklärung."
„A 10?"
Ich war schließlich im Dienst.
„Ich würde sagen, ja, Kollegin."
A 10, das hieß Alarmdienst und bedeutete, alle verfügbaren Mannschaften sofort an die Apparaturen zu holen und im Gegensatz zum Katastrophenalarm A 0 das Flexible Reparaturteam zu aktivieren. Anders ausgedrückt: Ob bzw. warum unsere Anlagen versagten, musste im laufenden Betrieb geprüft werden. Wecknotdienst, die RC-Leitungen Probe laufen lassen – das, was wir „das rote Telefon" getauft hatten – also viel Rennerei. Und viel gutmütige Anschnauzereien. „Na ihr Außerzeitlichen? Ist euer System abgestürzt? Hättet wenigstens bis zum Morgen warten können."
Ich versuchte meine Ahnungslosigkeit zu überspielen. Aber diesmal brauchte ich Hilfe.
„Fak, kannst du mir in zwei, drei Sätzen erklären, mit welcher Primärhypothese ich den Schlaf wichtiger Leute stören soll? Ein Systemfehler doch wohl nicht, oder?"
„Der wäre zumindest einfacher zu definieren", antwortete Fak ruhig.
Am liebsten hätte ich mich und ihn in den Arsch gekniffen. Mich, weil ich ihn zu zwei, drei Sätzen aufgefordert hatte, und ihn, weil er genau der Typ war, die ganze Weltgeschichte in zwei, drei Sätze zu verschachteln. Und er holte schon Luft, um im Reden seinen Gedanken allmählich auszuformulieren.
„Wenn die Systeme keinen Fehler aufweisen – und wir beide wissen, dass wir davon ausgehen dürfen – dann zeigen sie an, dass dort ein Sonnensystem all die vergangene Zeit vor einer Entdeckung aus dem All abgeschirmt gewesen sein muss, mit einer künstlichen Abschirmung, die, wenn man die Zeit der Lichtbewegung berücksichtigt, vor etwa 50 Jahren aufgegeben, ab heute für uns nicht mehr wirksam ist."
Er hatte es mir in einem Satz erklärt und sah mich nun erwartungsvoll an.
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