Donnerstag, 17. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1624


Bei Thomas Reichs Gedichttitel "Türloch" fiel mir sofort jene meist unfreundlich gemeinte Floskel ein "Weißt du, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat?" oder so ähnlich. Es ist beängstigend, wie viele Bilder Vereinsamung und Entfremdung hervorbringen, dieses Zerren und Es-geht-nicht-mehr. Trotzdem bleibe ich im konkreten Fall, dass im Mühen um adäquate Wiedergabe ein grammatischer Fehler zurückblieb ... 
Nach einer technisch bedingten Pause nehme ich hiermit den begonnenen Gedanken wieder auf, Gedichte unter dem Arbeitstitel "Voran zur Natur" (nicht zurück ..., Herr Rousseau ...) zu sammeln. Ich war vor ca. zwei Monaten bis "Laika" ...

Weiter geht es mit der SF-Fortsetzungsspielerei:

Slov ant Gali: Verbannt (4)

... Es war ein vielstimmiges Konzert an neuen Bildern, dass sie einander irgendwann überlagerten. Er war eben kein Journalist, der so klar beschreibend denken musste, er war … aber das war etwas, was er getrost vergessen konnte und musste. Jetzt war er nur noch Familienvater.
Der Gedanke war beim ersten Anlauf noch zu schwach. Offenbar war er ein zweites Mal eingeschlafen und nun war das Aufwachen irgendwie anders, entspannter. Er hatte sich entschieden. Es mochte sein, dass die Entscheidung falsch gewesen war. Sie waren sich aber einig gewesen. Und diese eine Entscheidung ließ sich nicht einmal ansatzweise korrigieren. Es war besser, er fand sie weiter gut, auch wenn er einmal einsehen sollte, dass sie das endgültig Falscheste war, was er in seinem Leben jemals getan hatte. Aber hatten ihm nicht Tannys leuchtende Augen schon 150 mal Recht gegeben? Dass Falk begeistert sein würde, hätte er nicht bezweifelt. Falk war fast 15 und ein nach uraltem Rollenbild typischer Junge. Er war von allem Technischen begeistert, von allem, was sich schnell bewegte, und von Fremdem sowieso. Dass er also irgendwie an die Leine genommen werden musste, damit er nicht hemmungslos alle Leute, die äußerlich etwas mit dem Transfer zu tun haben konnten, wie ein neugieriger Elfjähriger Löcher in den Bauch fragte, bis sie vergaßen, woran sie gerade gearbeitet hatten, war klar. Für ihn waren die Bilder beim Verlassen der Erde, die kleinen Shuttles, all das, was an ihm, dem eher weniger an Technik begeisterten Vater wie in einem überlangen Film in Fremdsprache ohne Untertitel vorüber gelaufen war, lange entbehrtes Nass für einen Schwamm. Der Junge würde ihm bestimmt noch bestimmte Geräte zu erklären versuchen, die ihm in der Masse von Technik nicht einmal aufgefallen waren. Aber Tanny? Wenn Tanny nicht schon ausreichend niedlich geklungen hätte, hätte man sie bestimmt Püppi oder so gerufen. Solange sie noch nicht die Pubertät erreicht hatte, war das ja nicht schlimm. Danach … Ob sie dann immer noch Freude an jeder weiteren Schleife und Rüsche haben würde? Also mädchenhafter süß konnte wohl keine andere Tochter sein. Aber auch sie hatte sich umgesehen, als wäre ein konvertioneller Rückstoß-Raketenantrieb viel niedlicher als die gelungenste Puppe. Für ihn, Joseph Fraser, war das die Befreiung. Mit der kleinen Schwester hatte der große Bruder endlich einmal ein geeignetes Opfer gefunden, das mit unerklärlicher Ausdauer und meist halb geöffnetem Mund all seine technischen Erklärungen verfolgte. Es war belanglos, dass sie im glücklichsten Fall fünf Prozent davon verstand. Endlich war die Kleine nicht nur etwas, was der Große mit Inbrunst zu beschützen hatte, sondern zugleich auch noch die Erfüllung seines heimlichen Wunsches, einen Bruder zu haben, der seine Leidenschaften teilte. Wahrscheinlich hatte sie anfangs ein paar Verständnis suggerierende Fragen gestellt. Jedenfalls waren die beiden ein Geschwisterpaar, wie es sich Eltern nur selten zu erträumen wagen. Zumindest, seit sie alle aus ihrem Auto gestiegen waren und damit das letzte verlassen hatten, was zur alten Erde gehörte.
Jeanny hatte sich an ihn geschmiegt und für Augenblicke schienen verschüttete Honeymoon-Träume wieder frisch. Irgendwann waren sie dann alle erschöpft. Der Flug zum eigentlichen Raumschiff war bedrückend gewesen. Lange hatte er gedauert, eintönig war er, eng war es gewesen. Joseph hatte sich auf jede Schlafpille gefreut, dieses Gefühl, zur Ruhe zu kommen, gleich wieder eine Runde schlafen zu können und ein paar Stunden wären unbemerkt vergangen. Und dann, dann kam die Vorbereitungsprozedur zum eigentlichen Start. Diesmal sollten sie sich auf einen ausgiebigeren Schlaf einstellen. Wenn sie aufwachen würden, sollte die Phase mit starkem Andruck zu Ende sein. Von da an sollten sie im Normalfall kaum etwas vom Flug bemerken. ...




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