Montag, 21. Januar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1628


Nun ist aus dem Gedicht, mit dem ich in den Friedrichshainer Autorenkreis gegangen war, ein ganz anderes geworden. Nur einzelne Wörter haben überlebt, nicht die Aussage, nicht einmal die Überschrift. Grinsend frage ich mich, ob meine Kollegen DAS geahnt haben: "schwere-los" ...
Dazu biete ich einen besonders boshaften Text zum Umgang des Menschen mit der Natur ... den man auch anders verstehen kann: "lobbysänger"






Slov ant Gali "Kampf der Titanen" (3)




Per Computer verschickte er Bewerbungen. Wenn überhaupt eine Antwort, erhielt er Standardablehnungen. Verkaufte er sich nicht richtig? In einer Bierlaune gestaltete er eine Homepage, also eigentlich ein Blog, weil für Letzteres fand er Gratisangebote: http://dergroesste.blogspot.com mit einem schwitzenden, noch jungen Muhammad Ali als Hintergrund und der Kernzeile „Ich klotze ran! Der Größte bin ich zwar nicht, aber ich boxe mich so durch. Umständehalber für Sie bevorzugt in Nachtschichten. Gebt mir Arbeit für meine Familie.“ Noch etwas Kleingedrucktes und seine Telefonnummer.
Zuerst passierte wenig. Vereinzelte schmierige Angebote. Er legte immer schnell auf.
Dann stieß er auf eine Werbung, die viele Besucher auf den teilnehmenden Webseiten versprach. So mache man heute auf sich aufmerksam. Bernd versuchte es. Allmählich jedoch verselbständigte sich die Jagd auf die Klicks, die sich ja zählen ließen. Ein Job? Wer denn? Wie denn? Aber Credits, also Punkte sammeln, es der Welt zeigen. Er schaffte etwas. Er war als Sieger geeignet. Er würde einer sein.
Sehnsüchtig erwartete er von da an den ersten Tag der nächsten Rallye. An jenem ersten Samstag war er extra vor Mitternacht nicht schlafen gegangen. Vor dem Zubettgehen klickte e noch alles Erreichbare durch. Geschafft! Pole Position!
Um 7.30 Uhr wurde er wach, fast schon zu spät, um den andern das Frühstück zu machen. Er musste als erstes den neuen Kohleherd heizen! Mit dem waren sie unabhängig bei Stromausfällen und durch das Kochen wurde auch die Küche warm. Mudder hatte ihn sich gewünscht. So viele Katastrophennachrichten im Fernsehen. Irgendwann kommt wieder eine Inflation wie damals und vielleicht geht der Krieg wieder an ihrem Dorf vorüber. Ein Glück, dass sie wenigstens ihn hatte. Mit Werner ging ja nun nichts mehr …
Als sich Bernd endlich wieder an den Computer setzen konnte, stand fest, er blieb auf Rang 2 hängen. Die Reloadsperre. Klar. Es war nichts mehr da, was er hätte anklicken können. Der Sieger der vergangenen Rallye, ein gewisser „Terminator“ war wieder vorn. Aber dann kam Mutters Arzttermin. Das hieß Rückstand.
Nach Ablauf jeder einzelnen Stunde suchte Bernd an den Computer zu kommen und alle aus der Reloadsperre freigegebenen Links anzuklicken. Die Anderen sollten das gar nicht bemerken, sich rund um die Uhr umsorgt fühlen. Bernd war peinlich, was er da tat. Wenn er gewonnen haben würde, ja, wenn, dann konnte das alle Welt wissen.Er war ein Durchhalter; auf ihn konnte man zählen. ...

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